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Franziska Brauße aus Eningen gewinnt Gold bei Olympia

Franziska Brauße aus Eningen hat mit dem Bahnrad-Vierer bei den Olympischen Spielen sensationell die Goldmedaille geholt - und wieder einen Weltrekord aufgestellt.

Deutschlands Bahnrad-Vierer bei der Siegerehrung (von links): Franziska Brauße aus Eningen, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke
Deutschlands Bahnrad-Vierer bei der Siegerehrung (von links): Franziska Brauße aus Eningen, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger. Foto: Thibault Camus/AP/dpa
Deutschlands Bahnrad-Vierer bei der Siegerehrung (von links): Franziska Brauße aus Eningen, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger.
Foto: Thibault Camus/AP/dpa

IZU. Beim TSV Betzingen kommt sie zum Radsport, auf dem Oval in Öschelbronn entdeckt sie den Reiz des Bahnradsports, in Tokio fährt die Eningerin direkt in den siebten Himmel: Bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme rast Franziska Brauße sensationell zur Goldmedaille. In der Mannschaftsverfolgung der Frauen lässt die 22-Jährige zusammen mit ihren Teamkolleginnen Lisa Brennauer (Durach), Lisa Klein (Erfurt) und Mieke Kröger (Bielefeld) im Finale Großbritannien keine Chance. Der Wettbewerb wird zur Radsport-Demonstration, denn bei jedem Start stellt das deutsche Quartett einen Weltrekord auf.

»Das ist total krass. Wir hatten einen Hammertag. Es alles noch total unreal«, sagte die strahlende Gewinnerin, nachdem sich die Teamkolleginnen im Ziel um den Hals gefallen waren und mit ungläubigen Blicken auf ihre Fabelzeit reagiert hatten. Zum Auftakt am Montag verbesserten die Vier mit 4:07,307 Minuten erstmals den Weltrekord, steigerten die Bestmarke im zweiten Rennen um eine Sekunde und stellten im Finale schließlich in herausragenden 4:04,249 Minuten eine neue Rekord-Marke auf. Final-Gegner Großbritannien lag im Finale unglaubliche sechs Sekunden zurück.

Brauße war mit ihren Mitstreiterinnen schon zuversichtlich nach Tokio gereist, nachdem das Team im Vorjahr bei der Heim-WM Bronze erkämpft hatte. Eine Medaille war das Ziel. »Wir wissen, was wir drauf haben«, hatte die Sportsoldatin bereits vor den Spielen gesagt. Das Selbstvertrauen und der Team-Zusammenhalt waren bereits vor dem Start zwei große Trümpfe. Hinzu kamen Top-Form, die richtige Taktik und die Hochgeschwindigkeits-Bahn im IZU Velodrome auf der Halbinsel Honshu. Bereits nach den ersten Trainingstagen hatte Brauße Top-Zeiten im riesigen Oval prognostiziert: »Wir haben auf den Weltrekord spekuliert.«

Siege in der Qualifikation und über Italien brachten das Team ins Finale. Dort zeigte die Eningerin erneut ihre Klasse als Anfahrerin und brachte die Mannschaft antrittsschnell und mit dem perfekten Timing für das Tempo in die Goldspur, bevor nach zweieinviertel Runden die Führungsarbeit das erste Mal wechselte. Nach etwas mehr als der Hälfte der 4000 Meter-Distanz lagen der deutsche Vierer, der wie ein Uhrwerk seinen Rhythmus beibehielt, bereits 2,7 Sekunden vor den Britinnen. Im Ziel sollten es dann deklassierende sechs Sekunden sein.

»Wir haben es einfach durchgezogen. Ich bin super stolz auf unser ganzes Team«, sagte »Franzi«, wie Franziska Brauße genannt wird, nach dem Coup.

Wer hätte gedacht, dass die gebürtige Metzingerin von den Radsport-Anfängen bis zur Krönung als Olympiasiegerin gerade mal zehn Jahre benötigen würde? Die Jüngste des Gold-Vierers kam über ihren Vater Christian und ihren Bruder Georg, die für den TSV Betzingen fuhren, zu diesem Sport. Schnell stellten sich erste Erfolge ein. Zunächst auf der Straße, ab 2017 auch auf der Bahn. Landeskader, Bundeskader, Olympia-Teilnahme – Brauße fuhr im Eiltempo an die Spitze. Inzwischen ist die 22-Jährige elffache deutsche Meisterin und auch bei EM und WM hoch dekoriert. So war sie 2019 Europameisterin und 2020 WM-Dritte – jeweils in der Einerverfolgung. (GEA)