Bis dahin sei Zeit genug, weitere Gelder aufzutun, um die momentane Etat-Lücke von rund 40 000 Euro zu schließen. Außerdem hätten bis auf zwei alle Spielerinnen bereits jetzt schon vertraglich zugesichert, im Notfall »als allerletzte Notlösung« auch unentgeltlich die Saison zu Ende zu spielen. Rott: »Wir wollen den Handball retten, diese Saison nur überleben und dann ehrlichen und bezahlbaren Handball aufbauen.«
Wie ernst es ihnen damit sei, beweise der ungeheure Kraftakt, den die Handball-Frauen, die unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, bereits bis jetzt geleistet haben. Nur aufgrund ihres Lohn-Verzichts habe man die Insolvenz vermeiden und das Budget-Loch so klein halten können.
»Teilweise haben die Spielerinnen auf brutal viel Geld, ja fast auf alles verzichtet und zahlen sogar drauf«, sagt Rott. Nach der nun abgeschlossenen Recherche im Fall des Ex-Bankmanagers Andreas Baumgärtner hätte der Spielbetrieb in dieser Saison gemäß den abgeschlossenen Verträgen, Sozialabgaben, Wohnungsmieten, Leasingraten die TuS 346 000 Euro gekostet. In der Öffentlichkeit sei aber »nur« von 180 000 Euro gesprochen worden. Demgegenüber seien kalkulierbare Einnahmen über Zuschauer und Sponsoren von 126 000 Euro gestanden. Also bestand - so Rott - eine Etatlücke von 220 000 Euro. »Wenn ich das gewusst hätte, wären wir nicht hier geblieben, hätten wir uns beruflich anders orientiert. Schließlich haben wir zwei Kinder.«
Nun sei es aber gelungen, die Einnahmen über diverse Aktionen und auch dank der Treue sowie Hilfe der acht Hauptsponsoren und der vielen kleinen Geldgeber auf 165 000 Euro zu erhöhen. Gleichzeitig spare man bei den Ausgaben über eine radikale Kostensenkung so viel, dass sich der Etat auf 202 000 Euro reduziert hat, woraus sich der derzeitige Fehlbetrag von exakt 37 000 Euro ergibt. Durch die Überschreibung aller, aber auch wirklich aller Verträge auf die im Juli neu gegründete TuS Handball-Bundesliga-GmbH, die nun seit dem 24. September auch rechtlich gültig sind, habe man zugleich großen Schaden vom Gesamtverein abgewendet, der im Fall des Zusammenbruchs komplett hätte haften müssen. Allein die zehn Leasing-Autos wären dann wohl mit einer Gesamt-Belastung von 100 000 Euro aufgelaufen.
Was wie eine Rechenaufgabe anmutet, war Schwerstarbeit. So erzählt Rott, dass man bis Ende August gar nicht gewusst hat, dass der Hauptsponsor Alba rechtzeitig zum 31. März seinen Vertrag mit der TuS gekündigt hatte. »Das ist verheimlicht worden. Das war hier alles eine vorgetäuschte Welt. Und diese Unterlagen sind zufällig in dem ganzen Riesendurcheinander im letzten Schuhkarton voller Unterlagen aufgetaucht, die uns von der Kreissparkasse ausgehändigt wurden.« Obgleich Alba bis auf die Berliner Basketballer jegliches Sportsponsoring eingestellt hatte, haben sie der um die Existenz kämpfenden TuS aber noch einmal unter die Arme gegriffen.
Doch wie brüchig und wackelig die derzeitige Situation immer noch ist, beweist, dass die Spielerinnen Kathleen Wiese und Urszula Lipska die neuen Vereinbarungen offenbar nicht akzeptiert haben. Nun muss man sich juristisch einigen, ob und wie sie bis zum 30. Juni 2010 weiterbezahlt werden. Sollten Vertragsauflösungen mit den zurzeit vom Training »freigestellten« Spielerinnen nicht möglich sein, erhöht sich die Etat-Lücke und das Zittern geht weiter. (GEA)