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Aktuell Nachruf

Betzingens Tischtennis-Macher Gerald Horner ist gestorben

Gerald Horner war 52 Jahre Tischtennis-Abteilungsleiter beim TSV Betzingen. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Der GEA beschreibt den Menschen Gerald Horner.

Während der Betzinger Bundesliga-Zeit: Gerald Horner als aufmerksamer und aufmunternder Beobachter.
Während der Betzinger Bundesliga-Zeit: Gerald Horner als aufmerksamer und aufmunternder Beobachter. Foto: Jürgen Langer
Während der Betzinger Bundesliga-Zeit: Gerald Horner als aufmerksamer und aufmunternder Beobachter.
Foto: Jürgen Langer

REUTLINGEN-BETZINGEN. Es war wie immer. Als Jochen Schmid, Christoph Rabe und Jörg Pfeiffer aus der Führungsriege des TSV Betzingen am 29. August Gerald Horner an seinem 83. Geburtstag besuchten, freute sich Horner, dass in der bevorstehenden Saison zwei Tischtennis-Mannschaften mehr an der Punkterunde teilnehmen, erkundigte er sich über die Aufstellung der Ersten beim Auftaktspiel und gab seine Prognosen ab.

Es war wie immer. Horner war tief drin in der Tischtennis-Materie, obwohl es ihm schon seit längerer Zeit nicht mehr gut ging. Nun ist Gerald Horner gestorben, wurde von seiner schweren Krankheit erlöst. Die Trauerfeier findet am Freitag, 20. September, um 14 Uhr auf dem Friedhof Römerschanze statt.

Großer Dank an seine Frau

»Gerald Horner lebt Tischtennis. Gerald Horner atmet Tischtennis.« Diese Sätze formulierte der GEA Ende August 2011 in einer Geschichte über den damals 70-Jährigen. Interessant: Damals war Horner 44 Jahre mit seiner Frau Brigitte verheiratet und seit 44 Jahren als Abteilungsleiter beim Turn- und Sportverein tätig. Er müsse sich bei seiner Frau bedanken, dass er über einen so langen Zeitraum vorneweg marschieren konnte, sagte er.

Horner war beruflich als Architekt tätig - und im Tischtennis zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Wolfgang Lohse der Architekt des Betzinger Erfolgs. »Er war der Begründer des Begriffs Betzinger Tischtennis-Familie«, schrieben Horners Nachfolger in ihrem Nachruf. »Als Mensch gab Gerald Tipps in allen Lebenslagen, lebte Zugewandtheit und Offenheit für Neue und Neues vor und war äußerst großzügig.« Wenn ihm berichtet wurde, dass eine Betzinger Mannschaft gewonnen hat, sagte er spontan: »Ich zahle eine Runde.« Verloren? »Dann zahle ich erst recht eine.«

Erstes Amt als 17-Jähriger

Horner engagierte sich bereits als Jugendlicher beim TSV Betzingen in der Nachwuchsarbeit. Als 17-Jähriger übernahm er das Amt des Bezirksjugendwarts. Später wurde er bei seinem Heimatverein als Abteilungsleiter Nachfolger von Fritz Draxler. Vor fünf Jahren gab er sein Abteilungsleiter-Amt ab - nach 52 Jahren.

»Mein Motto lautete stets, man muss Chancen erkennen und zupacken.« In den 1980er-Jahren erkannte er die Chance im Frauenbereich. 1984 waren die Frauen in der Landesliga angesiedelt, sechs Jahre später in der Bundesliga. »Um unsere eigenen Talente zu halten, haben wir Leute dazu geholt«, beschrieb er seine Maxime. Die Eigengewächse Elke Daub, Ellen Sorg, Darja Schmid und Jutta Ernst waren Ende der 1980er, Anfang der 1990er-Jahre dabei. In der ersten Bundesliga-Saison 1990/91 gehörten Daub und Sorg zum Stamm und Schmid stand in Lauerstellung. Komplettiert wurde das Team damals von der mittlerweile in Wannweil wohnenden Xu Bosler (damals Weiyu) und Susanne Wenzel.

Erfolge feierte die Tischtennis-Abteilung des TSV unter der Führung von Horner en masse. 14 Jahre kämpfte das Frauen-Team in der Bundesliga um Punkte, gewann 2001 den Europapokal (ETTU-Cup), die Mädchen wurden zwei Mal deutscher Mannschaftsmeister, die Jungen einmal und die Schülerinnen holten ebenfalls einen DM-Titel in den größten Reutlinger Vorort. »Gerald war immer für uns da. Ohne ihn hätte es diese Bundesliga-Jahre gar nicht gegeben«, blickt Elke Klett (geborene Daub) auf die große Betzinger Zeit zurück.

Stets den Kontakt zu den Ehemaligen gepflegt

Ihm sei es »immer wichtig gewesen, im Guten auseinanderzugehen«, lautet eine weitere Horner-Maxime. Den Kontakt zu den Ehemaligen pflegte er bis zuletzt. Spielerinnen wie Olga Güttler, Susanne Wenzel, Qianhong Gotsch, Viktoria Pavlovitch, Ding Yaping, Meike und Gaby Rohr sind ihm ans Herz gewachsen.

Im Guten auseinandergehen war für Horner das A und O. Im Hobby Tischtennis wollte er alles erleben - nur keinen unnötigen Stress. »Er nahm in schwierigen Situationen lieber die Schuld auf sich, um die Wogen zwischen anderen zu glätten«, heißt es in dem Text der Betzinger. Horner vermied unnötigen Stress, wollte den Tischtennis-Sport genießen. Er war aber immer eine Persönlichkeit mit einer eigenen Meinung, die er auch an höchster Stelle anbrachte.

Der Abend der Entscheidung

Unaufgeregt blickte Horner auf das Frühjahr 2005 zurück, als er die Frauen-Mannschaft aus der Bundesliga zurückzog. »Uns ist die Entscheidung von der Familie Rohr abgenommen worden.« Der Vater der Rohr-Zwillinge und seine Geschäftsfreunde deckten zu jener Zeit den Etat zu mehr als der Hälfte ab. Horner erinnert sich an den Abend der Entscheidung in Unterboihingen: »Die ganze Familie Rohr war da, wir tranken zusammen eine Flasche Wein und nach einer Viertelstunde stand unser Rückzug fest. Ohne ein böses Wort.«

Horner legte aber stets Wert darauf, dass der TSV nicht nur wegen der Rohr-Familie in der höchsten Spielklasse mitmischte. »Wir waren schon vorher in der Bundesliga.« Stolz war er auch darauf, »dass wir in meiner gesamten Amtszeit niemals rote Zahlen geschrieben haben«.

Von Seiten des Tischtennisverbandes erhielt Horner die TTVWH-Spielernadel in Gold, die TTVWH-Ehrennadeln in Silber und Gold sowie die TTVWH-Ehrenmedaille. (GEA)