Logo
Aktuell Sport

Aus TVN wird der TV Slaby

NEUHAUSEN. Das nennt man Einstand nach Maß. Milos Slaby eroberte die Herzen der Neuhäuser Handball-Fans im Sturm. Nach dem 35:19-Triumph gegen die TSG Groß-Bieberau strahlte der 37-jährige Torhüter wie ein Honigkuchenpferd. »So gut wird es bei mir nicht immer laufen«, bremste er die Euphorie in der Hofbühlhalle. Was sich vor allem in der Anfangsphase dieser Zweitliga-Partie ereignete, war schlichtweg sensationell.

1:00 Minuten sind gespielt: Dennis Rybakov, zuletzt ungemein treffsicherer Rückraumspieler von Groß-Bieberau, tritt zur Siebenmeter-Ausführung an - er scheitert an Slaby.

1:25 Minuten sind gespielt: Felix Kossler, der mit einem Zweitspielrecht ausgestattet auch für Erstligist Großwallstadt aufläuft, versucht sich als Strafwurf-Schütze - er scheitert an Slaby.

2:39 Minuten sind gespielt: Dennis Rybakov will einen Siebenmeter im Neuhäuser Gehäuse unterbringen - er scheitert an Slaby, der in diesem Moment den TVN zum TV Slaby umfunktioniert.

»Milos ist ein feiner Kerl mit einem Super-Charakter«

Drei Siebenmeter in den ersten knapp drei Minuten gehalten - »das wird wohl mein Lebensrekord bleiben«, formulierte der Zerberus, der für Tschechien 95 Länderspiele absolvierte. Er lächelte bei diesen Worten. Als Torhüter eine Wucht (insgesamt entschärfte er fünf Strafwürfe und wurde mit 18 Paraden in knapp 47 Minuten notiert), als Mensch ebenso. »Milos ist ein ganz feiner Kerl mit einem Super-Charakter«, meinte Pfullingens Spielertrainer Alexander Job, der am Samstag als Zuschauer in der Hofbühlhalle war und mit Slaby einst bei Balingen-Weilstetten in einem Team stand.

Dass der in den zurückliegenden fünf Jahren für den HBW Balingen-Weilstetten zwischen den Pfosten stehende und mittlerweile bei Kadetten Schaffhausen auf der Gehaltsliste stehende Slaby überhaupt nach Neuhausen wechseln konnte, hängt auch mit dem TBV Lemgo zusammen. Hätte nämlich der Bundesligist vor einer Woche in der Champions-League-Qualifikation gegen den spanischen Vertreter Ademar Leon nicht mit zehn Toren Differenz verloren, dann wären die Schweizer in die Königsklasse eingezogen. Slaby: »Dann hätte ich mit Sicherheit keine Freigabe von Schaffhausen für Neuhausen erhalten.«

Und wie sieht nun die Regelung mit dem TVN aus? »Ich will zwei Mal pro Woche mit der Mannschaft trainieren«, so der Keeper. Das wird nicht immer einfach in die Tat umzusetzen sein, weil er bei Schaffhausen als Torwart- und Jugendtrainer tätig ist.

Interessant: Jeweils in seinem ersten Spiel für Dukla Prag, für das tschechische Nationalteam, für den HCB Karvina und nun für Neuhausen entschärfte Slaby in den ersten Minuten Siebenmeter. Lediglich bei Balingen, wo er von 2004 bis zum Sommer aktiv war, klappte das nicht. »Eigentlich bin ich kein Siebenmeter-Töter«, sagte er. Und setzte sein ansteckendes Lächeln auf. (kre)