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Aktuell Sanierung

Untergrund der Bahnen im Pliezhausener Schönbuchstadion ist marode

Über 50 Jahre Vereinssport mit Länderkämpfen und Meisterschaften im Schönbuchstadion in Pliezhausen.

Das Schönbuchstadion in Pliezhausen aus der Luft.  FOTO: KURZ
Das Schönbuchstadion in Pliezhausen aus der Luft. FOTO: KURZ
Das Schönbuchstadion in Pliezhausen aus der Luft. FOTO: KURZ

PLIEZHAUSEN. Hinter der Sonne, die am Sonntag beim Internationalen Läufermeeting über dem Schönbuchstadion in Pliezhausen strahlte, hatten sich dunkle Wolken aufgebaut. Weil das Schönbuchstadion in die Jahre gekommen ist, gibt es den dringenden Bedarf, diese besondere Sportstätte grundlegend zu sanieren.

»Kommt 1972 eine Kunststoffbahn?« titelte der GEA im November 1971. Die Einweihung des Stadions 1972, als vierte Bahn in Württemberg nach Stuttgart, Sindelfingen und Heidenheim, war eine Sensation für eine Gemeinde der Größe Pliezhausens. Es war eine kostspielige, weitsichtige und weitreichende Entscheidung des Gemeinderats und des damaligen Bürgermeisters Otwin Brucker.

Kommt 2026 eine Sanierung?

50 Jahre Schulsportwettbewerb »Jugend trainiert für Olympia«, mit bis zu 2.500 Schülerinnen und Schüler die größte derartige Veranstaltung, gingen über die Bahn hinweg. Mehr als 50 Jahre teilweise großer Vereinssport mit Länderkämpfen und Meisterschaften machten Pliezhausen und das Schönbuchstadion zu einer festen Größe in der nationalen Leichtathletikszene.

Das Internationale Läufermeeting feierte am Sonntag sein 40-jähriges Bestehen mit einer bemerkenswerten Resonanz von über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 32 Ländern und rund 2.500 Zuschauern. Das waren so viele wie nie zuvor. Das Medieninteresse war groß.

Doch die Kunststoffbahn weist unter ihrer Oberfläche große Mängel auf. Der Untergrund ist nach 53 Jahren brüchig geworden, das Entwässerungssystem bedarf ebenfalls der Erneuerung. Die vergangenen Sanierungsmaßnahmen 2012 waren eine reine Oberflächenbehandlung. »Wenn hier nicht bald eine Sanierung kommt, ist das Läufermeeting schon im kommenden Jahr in Gefahr«, sieht Jochen Neumann, Vorsitzender des Leichtathletik-Vereins (LV) Pliezhausen die Stadionsituation als akut dringlich an.

Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold bestätigt den maroden Zustand im Untergrund der Bahn. »Bodenproben haben dies im Vorjahr zutage gefördert«, sagt das Gemeindeoberhaupt. Deshalb wurde für 2025 die Sanierung im Haushalt eingestellt und dafür 900.000 Euro angesetzt. Doch die Finanzsituation der Kommunen ist auch in Pliezhausen bedrohlich. Das Landratsamt hat den Haushalt im Vorfeld als nicht genehmigungsfähig eingeschätzt. Darum musste die Gemeinde den Etat überarbeiten und Vorhaben streichen, damit das Landratsamts den Haushalt genehmigt. »Wir müssen zuerst Pflichtaufgaben erledigen und danach die freiwilligen Projekte wie das Schönbuchstadion«, sagt Dold und gibt sich wenig optimistisch, das Stadion erneuern zu können.

Auch wenn das Land Baden-Württemberg einen Förderbetrag von 360.000 Euro nach Pliezhausen vergeben hat, löst dies das Problem nicht. »Wir können derzeit die restlichen 600.000 nicht aufbringen«, zeigt sich Dold fast resigniert.

Gelder aus Sondervermögen?

Mit 420 Mitgliedern hat der LV Pliezhausen eine erstaunliche Entwicklung vollzogen, über die Hälfte der Mitglieder sind jünger als 18 Jahre. »Das Stadion und das Internationale Läufermeeting liefern dem Verein seine Identifikationsgrundlage«, macht Neumann deutlich. Ein solches Meeting über 40 Jahre auf einem solch hohen Niveau mit immer weit über 100 ehrenamtlichen Helfern zu veranstalten, ist ein weiteres Votum für die Erneuerung von Bahn und Stadion.

Ein Sponsoring mit Namensgebung wie in Großstädten wäre ein denkbarer Lösungsansatz, in einer Gemeinde mit 9.500 Einwohnern jedoch kaum machbar. Könnte die Lösung aus Berlin kommen? Fällt aus den 500.000 Milliarden Euro Sondervermögen der neuen Bundesregierung vielleicht etwas auf das Stadion am Schönbuchrand ab?

Wiederholt beeindruckt vom Geschehen im Schönbuchstadion signalisierte Michael Donth (MdB, CDU), an der Bande, das Pliezhäuser Problem bei der neuen Sportministerin in Berlin einbringen zu wollen. »Dieses Stadion mit der breiten Nutzung im Leistungs- und Spitzensport muss erhalten werden«, sagte Donth.

Thomas Jeggle, seit 40 Jahren Mitinitiator und Organisator des Läufermeetings und als ehemaliger Sportamtschef in Sindelfingen mit kommunalen Abläufen vertraut, fordert ein strukturelles Umdenken. »Aufgrund der chronischen Unterfinanzierung, muss man die Aufgabenverteilung zwischen Kommunen, Land und Bund neu ordnen«, sagt Jeggle. Und auch eine Neuordnung der örtlichen Sportstätten ist für ihn denkbar. Mit den veralteten Rahmenbedingungen sei die Sportart Leichtathletik nicht zukunftsfähig, auch wegen der schwierigen Voraussetzungen für das Ehrenamt.

Kommt 2026 die Sanierung des Schönbuchstadions nicht, könnte eine kuriose Situation entstehen: Pliezhausen kann den genehmigten Zuschuss von 360.000 Euro nicht abrufen. (GEA)