Logo
Aktuell Leichtathletik

Tübingerin Hanna Klein holt Titel bei Deutschen Meisterschaften

Bei den deutschen Meisterschaften bescherte Hanna Klein der LAV Tübingen viel Glanz. Für die wohl größte Überraschung in Berlin sorgte Tim Holzapfel vom LV Pliezhausen. Betrogen fühlt sich der Tübinger Gregor Traber nach Disqualifizierung.

Die Tübingerin Hanna Klein triumphiert bei der DM über 1 500 Meter.
Die Tübingerin Hanna Klein triumphiert bei der DM über 1 500 Meter. Foto: Görlitz
Die Tübingerin Hanna Klein triumphiert bei der DM über 1 500 Meter.
Foto: Görlitz

BERLIN. Richtig viel Glanz bescherte der LAV Stadtwerke Tübingen bei den deutschen Meisterschaften in Berlin über die 1 500 Meter Hanna Klein. Die nationale Jahresschnellste über diese Distanz hat auch schon die Normen für die Welttitelkämpfe in Eugene/USA (15. bis 24. Juli) und für die Heim-Europameisterschaft in München (15. bis 21. August) in der Tasche. Am Sonntag siegte sie nach einem beeindruckenden 100-Meter-Spurt in 4:22,13 Minuten. Damit holte sich die Tübinger Psychologie-Studentin, die von Isabelle Baumann trainiert wird, ihren dritten deutschen Titel in Serie. Atemberaubend schüttelte Klein bei tropischen Temperaturen dabei die ebenfalls stark aufgelegte Katharina Trost (LG Stadtwerke München/4:22,83 Minuten) auf der Zielgeraden ab. Zuvor hatten beide in dem beherzten Duell schon die letzten 800 Metern in der beachtlichen Zeit von 57,19 Sekunden hinter sich gebracht.

»Ich habe einfach versucht, in die letzten 100 Meter alles reinzuhängen, was geht und das ist mir gelungen, deswegen bin ich sehr happy. Kathi war ja auch sehr stark auf der letzten Runde. Da muss man sich erst mal durchsetzen. Deswegen bin ich sehr glücklich, dass ich das geschafft habe«, sprudelte es aus der überglücklichen Hanna Klein nur so heraus.

Das insgeheim erhoffte Double über 5 000 Meter glückte der Tübingerin aber nicht. Eineinhalb Stunden nach dem 1 500-Meter-Finale konnte die 29-Jährige nur etwa neun Minuten bis rund 3 000 Meter mithalten, bevor sie bei Temperaturen um 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit die Segel streichen musste und aufgab. Trotzdem ist sie aufgrund vorab erfüllter Norm auch hier für die EM qualifiziert. Es siegte in beeindruckender Manier Alina Reh aus Laichingen von der Schwäbischen Alb, die im Trikot des SCC Berlin unterwegs ist. Nach ihrem DM-Gold über 10 000 Meter im Mai in Pliezhausen fügte sie ihrer Sammlung die Goldmedaille über 5 000 Meter in 15:21,11 Minuten hinzu.

Für die wohl größte Überraschung in Berlin sorgte Tim Holzapfel, der einst bei der LG Steinlach-Mössingen entdeckt worden war, aber nun in Reutlingen studiert und seit eineinhalb Jahren in der Trainingsgruppe unter Coach Thomas Jeggle beim LV Pliezhausen trainiert. Im Trikot der Unterländer LG spurtete Holzapfel über 800 Meter mit einem starken Finish zum ersten deutschen Meistertitel in seiner Karriere – und das in persönlicher Bestzeit von 1:49,25 Minuten. »Ich bin selbstbewusst ins Rennen gegangen, aber so einen Überraschungs-Coup habe ich mir selbst nicht erträumt. Mein Ziel war nur das Finale. An den Titel habe ich nie gedacht. Ich kann es gar nicht glauben«, sagte er mit strahlendem Lächeln und schickte übers ZDF-Interview Grüße und seinen Dank nach Pliezhausen. Die Konkurrenz hatte dem jungen Württemberger etwa 550 Meter lang den Vortritt gelassen, bevor Favorit Marc Reuther (Frankfurt) vorbeiging und das Tempo erhöhte. Doch Holzapfel ließ sich nicht abschütteln, übernahm eingangs der Zielgeraden wieder die Führung – und riss auf der Ziellinie überwältigt die Arme in die Himmel – da war die Sensation perfekt.

Wütend hingegen war der Titelfavorit über 110 Meter Hürden Gregor Traber von der LAV Tübingen. Wegen eines Fehlstarts schaffte es der bislang beste deutsche Hürdensprinter nicht ins Finale. Der 29-Jährige hatte Anfang Juni in Hengelo in 13,66 Sekunden die deutsche Jahresbestzeit aufgestellt und wollte sich im Olympiastadion seinen vierten deutschen Meistertitel sichern. Doch der Wahl-Leipziger wurde wegen seines angeblichen Fehlstarts disqualifiziert. Anschließend wetterte Traber gegen das Kampfgericht: »Ich bin super bedient. Es war kein Fehlstart. Das zeigen die TV-Aufnahmen deutlich. Die Starttechnik, die den ganzen Tag Probleme gemacht und viele Läufe zurückgeschossen hat, muss falsch einstellt gewesen sein.« Weiter kritisierte er: »Mir wurde nicht nur ein DM-Titel genommen, sondern womöglich auch die WM in Eugene und ich wurde im Olympiastadion bloßgestellt. Das Kampfgericht hat sich unwürdig verhalten. Absolute Katastrophe.«

Achtungserfolg für Rauscher

Einen Achtungserfolg erzielte Trabers Clubkollege Silvan Rauscher über die 3 000 Meter Hindernis als Zehnter in 8:57,36 Minuten. Es siegte Karl Bebendrof aus Dresden in 8:27,61 Minuten. Bei der Demonstration der Stärke von Mohamed Mohumed über 5 000 Meter in 13:43,16 Minuten – der 23 Jahre alte Dortmunder hat in dieser Freiluftsaison über diese Strecke bereits 13:03,18 Minuten erzielt, was die zweitschnellsten Zeit ist, die bislang je ein deutscher Läufer erreichen konnte, wurde Lorenz Baum von der LAV Tübingen mit 14:47,50 Minuten weit hinter seiner Bestzeit von 14:10,83 Minuten nur als 21. in der Ergebnisliste geführt.

Über 1 500 Meter siegte Cristoph Kessler aus Karlsruhe in 3:44,64 Minuten. Hier hatte sich Mittelstreckler Florian Kalb von der LAV Tübingen unglücklich im Halbfinale verabschieden müssen. In seinem sehr schnellen Lauf kam er in 3:51,50 Minuten ins Ziel, qualifizierte sich aber als Gesamt-Neunter nicht fürs Finale der besten Acht. Dabei waren die vier ersten des anderen Halbfinales alle langsamer als er gewesen. Im Finale über 800 Meter bei den Frauen, das Christina Hering aus München in 2:00,73 Minuten gewann kam LAVlerin Laura Wilhelm als Siebte (2:07,83) ins Ziel. Im Vorlauf hatte sie in 2:06,97 eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. (GEA)