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So lief das Internationale Läufermeeting in Pliezhausen

Das Traditions-Meeting der Läufer in Pliezhausen entpuppt sich auch in diesem Jahr als Erfolg. Welche Geschichten die Veranstaltung 2025 schreibt.

Maximilian Thorwirth (Mitte) verpasst den Meeting-Rekord über 3.000 Meter um eine Sekunde.
Maximilian Thorwirth (Mitte) verpasst den Meeting-Rekord über 3.000 Meter um eine Sekunde. Foto: Axel Grundler
Maximilian Thorwirth (Mitte) verpasst den Meeting-Rekord über 3.000 Meter um eine Sekunde.
Foto: Axel Grundler

PLIEZHAUSEN. Das Internationale Kost Läufermeeting in Pliezhausen entpuppt sich auch im Jahr 2025 als Erfolg und Zuschauermagnet. Starke Leistungen und eine tolle Stimmung lassen die Absage von Superstar Malaika Mihambo fast vergessen. Ein Überblick.

- Eine verflixte Sekunde fehlt
Völlig ausgelaugt lag Maximilan Thorwirth nach seinem 3.000-Meter-Rennen am Sonntagabend auf dem Boden und rang nach Luft. In den Beinen hatte der Wahl-Tübinger einen extrem harten Wettkampf. Ein Wettkampf, für dessen Ende der deutsche Hallenmeister einen neuen Meeting-Rekord angekündigt hatte. Aus diesem Vorhaben wurde trotz einer Spitzenleistung nichts. 7:50,88 Minuten standen auf der Uhr. Eine Sekunde eher hätte die Zeitnahme stoppen müssen, um den Uralt-Rekord aus dem Jahr 1994 zu brechen. Als Thorwirth durchgeschnauft hatte, sagte er: »Ich ärgere mich extrem. Dass eine Sekunde gefehlt hat, ist bitter. Irgendwo hätte ich das im Nachhinein betrachtet sicher herausholen können.« Aber dass der Starter überhaupt so dicht an die Bestmarke kam, grenzte an ein Wunder. Denn früh war der 30-Jährige auf sich alleine gestellt und rannte die zweite Hälfte des Rennens nur noch mit Kefyalew Sileshi Kifle (Äthiopien) im Schlepptau über die Bahn. Durch phänomenale anderthalb Schlussrunden wurde es am Ende ganz knapp. Ein Achtungserfolg war das Resultat aber alle mal. In den Top Fünf der ewigen Bestenliste ist Thorwirth als Zweiter nun der erste Nicht-Kenianer.

- Aus dem Livestram auf die Siegerliste
Den Titel »Sprintkönig« bekam in diesem Jahr Folawiyo Olaoye verliehen. Der Nigerianer sicherte sich sowohl über die 80 Meter (8,55 Sekunden) als auch über die 150 Meter (15,51 Sekunden) den Sieg und trat damit in die Fußstapfen seines Landsmanns Enoch Adegoke, der selbiges im Vorjahr geschafft hatte. Doch die beiden verbindet mehr als der Doppelerfolg und die Nationalität. Wie Olaoye im Anschluss mit einem Strahlen im Gesicht verriet, seien beide Trainingspartner. »Ich habe letztes Jahr online im Livestream beim Pliezhäuser Meeting zugeschaut und mir hat es gefallen.« Also startete der Sprinter, der mittlerweile in Berlin lebt und trainiert, selbst und war voll des Lobes: »Es war eine super Erfahrung hier.« Übrigens wechselten 2025 die Vorzeichen: Während Olaoye rannte, schaute Adegoke online zu. In der Frauen-Konkurrenz schnappte sich Sina Mayer (LAZ Zweibrücken) die Erfolge über 80 und 150 Meter in 9,37 und 17,21 Sekunden.

- Vor Teilnehmern kaum retten können
Nachdem Weitspringerin Malaika Mihambo ihren Auftritt bereits abgesagt hatte, musste mit Tobias Gronstad aus Norwegen (»Ich will der beste 800-Meter-Läufer der Welt werden«) der zweite Hochkaräter und Pliezhausen-Rekordhalter kurz vor dem Start passen. Einen Abbruch tat das dem Event nicht. Meetingleiter Thomas Jeggle und sein Team konnten sich vor Athleten-Anfragen kaum retten. »Ich hatte mal 750 Startnummern bestellt«, sagte er. »Dann mussten wir am vergangenen Dienstag per Express noch mal 100 nachbestellen.« Die 850 Starter sind ein Rekord für das Meeting in Pliezhausen und rund 100 Sportler mehr als noch im Vorjahr. »Für uns ist diese Entwicklung das schönste Feedback, das es geben kann«, meinte Jeggle, der auf »die stressigste Woche, die ich je hatte« zurückblickte. »Weil wir mit Anfragen überschüttet wurden.« Doch es habe sich gelohnt. Auch über die 2.000 bis 2.500 Zuschauer, die über den Tag verteilt ins Schönbuchstadion kamen, freute sich der Meeting-Macher.

- Holzapfel wieder erstarkt
Der Knoten ist geplatzt bei Tim Holzapfel. Nach »zwei Seuchenjahren« erwischte der deutsche Meister von 2022 über 800 Meter bei seinem Heimrennen in Pliezhausen einen hervorragenden Start in die Saison. Lange sah es nicht so aus, als ob Holzapfel im internationalen Starterfeld über 600 Meter vorne mithalten könnte. Doch 200 Meter vor dem Ziel zündete der spurtstarke Athlet den Turbo, rannte fast an allen Konkurrenten vorbei und nach 1:17,56 Minuten auf Rang zwei über die Linie. Mit den Kräften am Ende, aber einem Strahlen im Gesicht berichtete der 28-Jährige: »Ich komme langsam zu alter Stärke zurück. Das war eine mentale Spritze für mich.« Für diese Saison peilt der Schützling von Thomas Jeggle eine Verbesserung seiner 800-Meter-Bestzeit an und will für die deutsche Meisterschaft wieder in Top-Form sein. Im 600 Meter-Rennen der Frauen siegte die mit einer Olympia-Silbermedaille (400-Meter-Staffel) dekorierte Niederländerin Eveline Saalberg in 1:26,46 Minuten.

- Überrascht zum Rekord
Glauben, was sie gerade über die 400 Meter Hürden gezeigt hatte, konnte Hayley McLean (Großbritannien) nicht. Mit ihrer Zeit von 56, 56 Sekunden schnappte sie sich die Pliezhausen-Debütantin nicht nur den Sieg, sondern auch den Meeting-Rekord - im Übrigen den Einzigen an diesem Tag. Völlig euphorisiert telefonierte sie anschließend mit ihren Liebsten und berichtete über das Rennen, das sie auf der Strecke schon verloren geglaubt hatte.

- Bomben-Start für Nachwuchssprinter
In einer hervorragenden Frühform präsentierten sich die deutschen 4x100-Meter-Staffeln (U20) von Bundestrainer Alexander Seeger. Der Gomaringer, der seit 28 Jahren für die Frauen und nun auch für die Männer verantwortlich ist, zeigte sich nach den Starts seiner Schützlinge hocherfreut. »Das Fazit fällt sehr positiv aus. Das war ein Bomben-Einstieg in die Saison.« Der Grund für die positiven Worte: Sowohl die Männer als auch die Frauen packten das ausgegebene Ziel für Pliezhausen mit links und unterboten die Normen für die U20-Europameisterschaften in Tampere (Finnland) mit Zeiten von 40,13 und 44,16 Sekunden locker. Mehr noch. Mit vergleichbaren Leistungen hätten die Sprinter und Sprinterinnen wohl auch bei der EM jeweils eine Medaille sicher. Das sei auch das Minimalziel, berichtet Seeger, der seit Jahren zum Einstand der Freiluftsaison nach Pliezhausen kommt. (GEA)