REUTLINGEN. Wer geglaubt hat, dass Hunde nur »Sitz« und »Platz« lernen können, hat noch nie was vom Turnierhundesport gehört. Für Bianca Glatz' Border Collie Ayx sind das eher langweilige Übungen. Statt entspanntem Gassigehen hat's der Vierbeiner eher mit sportlichen Trainingseinheiten. Den quirligen Hund zieht es nämlich viel lieber auf eine Rennstrecke mit Hürden und Hindernissen. Frauchen Bianca Glatz trainiert mit ihm zielstrebig für Wettkämpfe. Das harte Training zahlt sich aus: Das Duo sicherte sich diesen Sommer bei den Deutschen Meisterschaften in Bitz im Zollernalbkreis die Vize-Meisterschaft in der Disziplin Vierkampf.
Nicht nur der Hund muss beim Hundesport athletisch und fit sein, auch Herrchen oder Frauchen müssen in einer guten körperlichen Verfassung sein. Vierbeiner und Mensch gehen dabei gemeinsam im Sprint über den Parcours. »Man könnte es auch Leichtathletik mit Hund nennen«, erklärt Bianca Glatz. Sie selbst war lange im Leichtathletik-Kader. Als die Eltern von Bianca Glatz nach langem Betteln schließlich einem dreifarbigen Border Collie-Rüden zustimmten, war der Schritt zum Turnierhundesport für die ambitionierte Sportlerin nicht mehr weit entfernt. Seit 2007 trainiert die Reutlingerin mit ihren Border Collies für Wettkämpfe in der Region und deutschlandweit.
Zweibeiner gegen Vierbeiner
In vier Disziplinen muss sich das Sport-Duo im Vierkampf beweisen: Es beginnt mit der Unterordnung. Aus der Bewegung heraus muss der Hund verschiedene Übungen zeigen. Dabei geht es vor allem um Gehorsam. Wie das genau aussieht, zeigt Bianca Glatz später. Ihr Hund Ayx muss die ganze Zeit Blickkontakt mit seiner Trainerin halten und auf ihre Anweisungen reagieren. In den anderen drei Sportdisziplinen geht es dann um Ausdauer, Geschwindigkeit und Kraft. Auf einer 75 Meter langen Strecke muss der Hund ohne Fehler Hindernisse überqueren. Danach folgt der Hürdenlauf. Dabei müssen Mensch und Tier gleichzeitig parallel über die Hürden springen. Gar nicht so einfach, vor allem, weil der Vierbeiner oft meistens deutlich schneller ist als der Zweibeiner. »Entweder man hasst diese Disziplin oder man liebt sie«, erzählt die Sportlerin lachend. Am Schluss muss eine Slalomstrecke durchquert werden: »Da sieht man, wer akkurat arbeitet.«

Obwohl es Bianca Glatz mit ihrem Border Collie Ayx im Vergleich zu anderen Hunden eher einfach hat, da die Hunderasse sehr arbeitsbereit ist und schnell lernt, fiel der Erfolg bei den deutschen Meisterschaften nicht vom Himmel. Bis zu viermal pro Woche übt die Hundetrainerin mit Ayx Gehorsamkeit. Zwei- bis dreimal macht sie selbst Sprinttraining, dazu kommen Krafteinheiten. Vor der Geburt ihrer beiden Kinder habe sie noch mehr in der Woche trainiert. Das habe sich jetzt aber verändert. »Ohne die Unterstützung meines Mannes wären Training und Wettkämpfe nicht möglich«, sagt die Reutlingerin, die mittlerweile selbstständig als Hundetrainerin arbeitet. Wenn der mal nicht kann, geht es mit den Kindern zum Training auf die Tartanbahn.
Auch Breitensport möglich
Nicht jeder muss auf Turniere gehen, um mit seinem Hund Sport zu machen. »Alle, die Interesse an sportlicher Betätigung haben, können mit dem Hundesport anfangen«, betont die Hundetrainerin, die auch auf Instagram Einblicke in das Leben mit ihrem Vierbeiner gibt. Mittlerweile gibt es auch Angebote für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Programme für Fahrradfahrer und Tretrollerfahrer. Wem die Mittelstrecke besser liegt als der Sprint, kann auch da mit dem Hund sportlich aktiv werden. Das wichtigste sei der Spaß an Sport und körperlicher Betätigung. Die gemeinsame Bewegung fördere die Beziehung zwischen Hund und Mensch. »Es ist eine richtig gute Abwechslung zum Gassigehen«, ermutigt Bianca Glatz andere Hundehalter.
Dieses Jahr stehen für das Zweierteam keine Wettkämpfe mehr an. »Ich gebe dem Hund jetzt erstmal viel Ruhe, damit er sich gut regenerieren kann«, sagt Bianca Glatz. Im Herbst steht für Ayx dann ein größerer Medizincheck an, der sei wichtig, um zu überprüfen, ob der Hund irgendwo Schmerzen hat. »Da Border Collies sehr arbeitsbereit sind, arbeiten sie teilweise auch über ihren Schmerz hinaus«, erklärt die Hundetrainerin. Das will Bianca Glatz verhindern, damit sie sich als Team dann wieder gemeinsam auf die nächste Saison vorbereiten können. (GEA)

