TÜBINGEN. Ein wenig Sorgen machten sich die Organisatoren des Tübinger Nikolauslaufs. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt baten sie die über 3.000 Läufer, Vorsicht auf den geteerten Abwärtspassagen walten zu lassen. Die Strecke drohte glatt zu sein. Glatt lief es dann wirklich - aber im übertragenen Sinne. Auf der Strecke gab es keine Probleme und die Teilnehmer waren begeistert. Sieger wurden Lorenz Baum und Tsambika Jäger.
Kaum Platz war auf der Waldhäuser Straße in Tübingen am Sonntagmorgen. Der traditionsreiche Nikolauslauf in Tübingen ging in seine 49. Ausgabe und lockte eine neue Rekordteilnehmerzahl auf die Strecke. Mit 3.185 Läufern platzte der beliebte Halbmarathon fast aus allen Nähten. Um Stau auf der Strecke zu vermeiden, starteten die Ausdauersportler in drei Blöcken. Jeweils zeitversetzt um vier Minuten.
Gelaufen wurde auf einer Strecke in Waldhäuser-Ost. Die 21,1 Kilometer führten vom Start in den Schönbuch zum Heuberger Tor, bis ans Bogentor bei Hagelloch. Zurück bis nach Sand und in eine zweite Runde der Strecke. Auf fein geschotterten und asphaltierten Wegen überwanden die Sportler ca. 300 Meter Höhenunterschied.
Als Erstes ins Ziel kam schließlich Lorenz Baum von der LAV Stadtwerke Tübingen in einer Zeit von 1:08:58 Stunden. Baum, der die Woche zuvor in Valencia einen Marathon absolvierte, war selbst etwas überrascht vom Ergebnis: »Ich habe mir schon überlegt, ob ich so kurz nach dem Marathon mitmachen sollte. Aber ich wollte einfach mal sehen, wie ich mich fühle. Und es lief ganz gut.« In einem Dreierfeld mit Simon Stützel und Florian von Muschwitz kämpfte er auf der Strecke, den Ausschlag zum Sieg gab das Gefälle: »Bergab konnte ich mich gut absetzen.« Baum verteidigte damit seinen Titel und lief im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar knappe zwei Minuten schneller. »Die Bedingungen waren dieses Jahr besser«, sagte der Sieger. 2023 lag auf der Strecke teilweise Schnee.
Großer Sportsgeist
Dass Baum bergab eine Klasse für sich ist, das erkannte auch von Muschwitz an: »Wie Lorenz so schnell abwärts laufen kann, verstehe ich nicht.« Der Drittplatzierte (1:09:27) zeigte dafür während des Laufs, was Sportsgeist ist. Simon Stützel vom Intersport Räpple Running Team, letztlich mit einer Zeit von 1:09:23 Zweiter, war bis kurz vor Ende hinter Baum auf der Strecke, verpasste jedoch an einer engen und mit vielen Zuschauern besetzten Stelle das Abbiegen in die Zielgerade. Nach kurzer Orientierungslosigkeit drehte er um und setzte zum Sprint an. Von Muschwitz, der ihn zwischenzeitlich überholt hatte, ließ in gewähren. »Ich muss keine Attacke starten, wenn Simon fehlgeleitet wird«, sagte der Athlet vom TV Konstanz. Stützel war abgesehen von seinen Extrametern bei seiner Nikolauslauf-Premiere mit »Leistung und Zeit zufrieden«.
Bei den Frauen holte sich Tsambika Jäger vom Intersport Räpple Running Team in 1:19:47 Stunden den Titel. Sie kämpfte mit Antonia Schiel von der LAV Stadtwerke Tübingen um den ersten Platz. »Zu zweit hat es gut gepasst, die Führung abzuwechseln.« In der zweiten Runde setze sie sich bergauf etwas ab und sicherte sich so den Sieg. Schiel hat trotzdem allen Grund zur Freude. Sie lief beim Nikolauslauf ihren ersten Halbmarathon im Wettkampf. Und das gleich in Bestzeit von 1:20:16. »Ich wollte schon lange mal mitmachen. Am Ende haben mit aber etwas die Kräfte gefehlt.« Dritte wurde Hannah Arndt, ebenfalls vom Intersport Räpple Running Team in einer Zeit von 1:24:07. (GEA)