PLIEZHAUSEN. Wenn man die Aufgabengebiete und Ämter von Ewald Walker aufzählen möchte, kommt man beinahe nicht zu einem Ende: Vorsitzender, Trainer, Mit-Initiator der »Krummen Strecken«, Moderator, Initiator von Projekten. Darüber hinaus ist er ein Gesicht von »Jugend trainiert für Olympia« und seit vielen Jahren für viele Medienhäuser journalistisch tätig. Der Pliezhäuser hat in der Leichtathletik Spuren hinterlassen. Nun soll nach 54 Jahren Schluss sein. Walker wird deshalb am Sonntag beim Internationalen Läufermeeting in Pliezhausen das DLV-Ehrenschild verliehen. »Das ist eine Auszeichnung, die in einem Jahr maximal fünf Persönlichkeiten erhalten«, erklärt Jochen Schweitzer, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender (früher Präsident) des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). Schweitzer nimmt diese Ehrung zusammen mit Wolfgang Kreißig vor. Der ehemalige Weltklasse-Hochspringer Kreißig ist Vizepräsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV).
»Ewald Walker ist im medialen Bereich eine tolle Stütze der Sportart Leichtathletik, eine meinungsstarke Person«, sagt Schweitzer über den 70-Jährigen. »Ich habe Ewald als kritischen Zeitgeist schätzen gelernt«, erzählt der in Mössingen wohnende WLV-Präsident Dieter Schneider. Thomas Jeggle, der mit Walker bei der LG Schönbuch, dem LAC Pliezhausen und LV Pliezhausen viele Jahrzehnte zusammengearbeitet hat, erklärt: »Ewald ist einer der Motoren der Leichtathletik in Pliezhausen, die er mit aufgebaut und entwickelt hat.« Beim Installieren des Läufermeetings sei Walker »eine treibende Kraft« gewesen. »Er hat die Leichtathletik in Pliezhausen in den Medien gut ins Rampenlicht rücken können«, fügt Jeggle hinzu.
Bundeskanzler Schröder ins Programm eingespannt
In den ersten 20 Jahren habe er in der Leichtathletik diverse Ämter bekleidet, blickt Walker zurück. Unter anderem fungierte er elf Jahre als Vorsitzender der LG Schönbuch. »Danach habe ich gerne und viel projektorientiert gearbeitet.« Beispiele? Mike Powell und Colin Jackson trainierten im Pliezhäuser Schönbuch-Stadion den Nachwuchs. »Da waren 160 Kinder am Start«, schwärmt Walker. In Stuttgart organisierte er ein Training für 300 Kinder. Als Zugpferd fungierte Haile Gebrselassie. Kinder-Leichtathletik war auch bei Aktionstagen in Jena und Erfurt angesagt. In Jena spannte Walker einmal sogar den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Programm mit ein.
Bei etwa 200 Leichtathletik-Veranstaltungen hatte der frühere Gymnasiallehrer am Bildungszentrum Nord Reutlingen auf dem Rasen oder in der Halle als Moderator das Mikrofon in der Hand. In den neuen Bundesländern war er über 70 Mal im Einsatz. »Dabei habe ich viele Menschen kennen und schätzen gelernt«, erzählt Walker. Das sei für ihn eine Quintessenz seiner Tätigkeiten: »Man kann im Sport Freundschaften für ein ganzes Leben aufbauen. Für mich ist der soziale Aspekt im Sport extrem wichtig.«
Zwei Mal bei »Jugend trainiert« im Bundesfinale
Extrem wichtig war für den früheren Verbands- und Landesliga-Fußballer der Schulsport-Wettbewerb »Jugend trainiert für Olympia«. Elf Jahre war er Kreisbeauftragter. Als Lehrer führte er seine Teams zwei Mal ins Bundes- und 19 Mal ins Landesfinale. In 34 Jahren, rechnet Walker vor, habe er mit Hilfe dieses Wettbewerbs »über 200 Schüler in den Verein gebracht«.
Zusammen mit Roland Braun und anderen Mitstreitern hat Walker in den 1980er-Jahren den Schönbuch-Triathlon, den Schönbuch-Halbmarathon und einen Duathlon-Wettbewerb ins Leben gerufen. Der Coup war dann aber das Läufermeeting, das 1985 in Pliezhausen erstmals ausgetragen wurde. Zusammen mit Gerhard Ott, Rose Walker und Thomas Jeggle legte er den Grundstein für dieses Sportfest. »Am Anfang sind wir für diese Idee belächelt worden«, erinnert sich Walker, »aus heutiger Sicht haben wir etwas mit bundesweiter Akzeptanz geschaffen«.
Sorgen um die Akzeptanz der Leichtathletik in den Medien
Sorgen bereitet Walker die Akzeptanz der olympischen Kernsportart Leichtathletik in den Medien. Bei Olympischen Spielen stehen die Läufer, Werfer und Springer im Mittelpunkt. »Doch zwei Tage nach Olympia geht der Rolladen runter. Die Leichtathletik kommt in den Medien viel zu kurz«, bedauert er. Wie es weitergeht mit der Leichtathletik? Walker wird es künftig aus der zweiten Reihe beobachten. (GEA)