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Die Außergewöhnliche

Nach dem Gold-Silber-Wirwarr bei der Europameisterschaft blickt die schnelle Mutter Gesa Krause schon in die Zukunft und gibt sich als faire Sportsfrau

Gesa Krause: Glücklich, auch über Silber.  FOTO: KAPPELER/DPA
Gesa Krause: Glücklich, auch über Silber. FOTO: KAPPELER/DPA
Gesa Krause: Glücklich, auch über Silber. FOTO: KAPPELER/DPA

ROM. Gesa Felicitas Krause kam mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne nach dem Finale über 3.000 Meter Hindernis in die Mixed-Zone des Olympiastadions in Rom zu den Medienvertretern. Sie hatte ein Strahlen im Gesicht. Doch das Rennen war noch nicht zu Ende, hinter der Ziellinie standen weitere Hindernisse.

»Die Medaille war mein Ziel, das ist ein schöner Moment für mich«, verwies sie auf ihre einjährige Babypause, aus der sie in ausgezeichneter Verfassung zurückgekommen ist. »Auf dem Podium zu stehen, ist ein außergewöhnliches Gefühl«, ergänzte sie ihren Gefühlszustand. Zweimal war sie Europameisterin, zweimal hatte sie WM-Bronze gewonnen. Gesa Krause – die außergewöhnliche Hindernisläuferin.

Nach der Geburt ihrer Tochter Emilia ist sie in Leipzig, China und danach in Pliezhausen in bestechender Form zurückgekommen. Im Rücken hat sie ihren Trainer Wolfgang Heinig, der im kommenden Jahr sein 50-jähriges Trainerjubiläum feiert. »Er ist für mich unheimlich wertvoll«, schätzt die Läuferin ihren Coach aus dem Odenwald.

Krause kämpfte mit der Französin Alica Finot um EM-Gold. In einem langgezogenen Spurt lag die Französin am letzten Wassergraben vorne. Im Ziel tanzte Finot außer sich vor Freude. Doch danach folgte hinter den Kulissen das Drama um Gold und Silber. Ein Bahnrichter hatte Finot disqualifiziert, weil sie mehrfach den Innenraum und am Wassgraben eine weiße Begrenzungslinie betreten hatte.

»Gold hätte sich zu keinem Zeitpunkt gut angefühlt«

Um halb zwölf dann ihre Disqualifikation: Gesa Krause tauchte als Europameisterin auf den Monitoren auf. Doch nach dem Protest durch den französischen Verband wurde die Disqualifikation wieder zurückgenommen. Nach Mitternacht hieß das Ergebnis auf den Schirmen: Gold für Finot, Silber für Krause.

Läuferin mit Rückgrat

»Gold hätte sich zu keinem Zeitpunkt gut angefühlt«, betonte die Europameisterin für eine Stunde, Alice Finot hat sich zu keinem Zeitpunkt einen Vorteil verschafft und hat verdient gewonnen", sagte die 31-Jährige vom Silvesterlauf Trier am Morgen nach dem Wirwarr. Gesa Krause ist längst zur Läuferin mit Rückgrat gereift und wurde in der Vergangenheit bereits für ihr faires Verhalten ausgezeichnet. Ihr Handeln in Rom ist die Fortsetzung ihrer fairen Einstellung.

»Ein Protest gegen diese Entscheidung war für das deutsche Team nicht infrage gekommen«, sagte DLV-Sportvorstand Jörg Bügner. Krause dürfte sich auf die Siegerehrung, erst am Montagabend um halb sieben angesetzt, freuen. Die 1.67 Meter große Läuferin und Mutter blickte aber gleich nach vorne. Zurück zu ihrer Tochter möchte sie jetzt. Von dort geht es gleich weiter ins Trainingslager nach Livigno, einem 1.800 Meter hoch gelegenen Ski- und Trainingsort in Italien. Nach einem Zwischenstopp bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig gehts erneut in die Höhe nach Livigno. »Wir werden dort am Feinschliff für die Olympischen Spiele in Paris arbeiten«, offenbart sie ihre professionelle Einstellung.

In der Ruhe liegt die Kraft

In der Ruhe liegt für Krause die Kraft und die sportliche Motivation. Inzwischen sucht sie die Balance zwischen Mutterglück und Leistungssport. Noch bis kurz vor der Entbindung war sie sportlich aktiv und machte ihren Weg als hochschwangere Leistungssportlerin öffentlich (»Ich war eine fitte Schwangere«). Danach folgte eine beachtliche Rückkehr Krauses in den Laufsport.

Schon zwölf Tage nach der Geburt war sie auf dem Cross-Trainer wieder aktiv, nach vier Wochen absolvierte Krause wieder Dauerläufe. »Mit enger medizinischer Begleitung ist dieses Vorgehen, sofern bei der Athletin alles in Ordnung ist, zunächst kein Problem«, merkt die Tübinger Sportmedizinerin Dr. Christine Kopp zum Thema an. (GEA)