PARIS. Bei den Konsequenzen aus der zweiten Niederlage im zweiten Spiel bei den Olympischen Spielen musste der Bundestrainer nicht mehr lange überlegen. »Natürlich müssen wir jetzt gegen Slowenien gewinnen«, sagte Markus Gaugisch. Auch seine Spielerinnen übten sich nach dem 28:31 (12:19) gegen überlegene Schwedinnen in Durchhalteparolen. »Es sind noch drei Spiele, es ist noch nicht vorbei und weiter möglich«, sagte Julia Maidhof. »Wir haben im ersten Durchgang zu viele einfache Tore bekommen und zu wenig Tore aus unseren Chancen gemacht, wir werden in Paris aber nicht aufgeben«, sagte Julia Behnke.
Rückraumspielerin Julia Maidhof war mit Co-Kapitänin Alina Grijseels und Rechtsaußen Jenny Behrend (alle 5 Tore) beste deutsche Werferin. Positiv aus Sicht von Rückraumspielerin Emily Bölk war »unsere kämpferische Leistung, vor allem im zweiten Durchgang«. Das war aber alles viel zu wenig gegen Schweden.
Gaugisch-Truppe chancenlos
Mit gesenkten Köpfen schlichen Deutschlands Handballerinnen nach dem nächsten Rückschlag im Kampf um den Viertelfinaleinzug bei Olympia aus der Halle. Letztendlich war die Auswahl von Gaugisch chancenlos. Eine Führung zum Auftakt des Spieles, und dann zogen die Schwedinnen unaufhaltsam davon, führten zur Halbzeit schon mit 19:12 und kamen auch gegen stärkere Gegenwehr im zweiten Durchgang nicht ernsthaft in Gefahr.
Die Mannschaft von Gaugisch muss das nächste Spiel gegen Slowenien am Dienstag zwingend gewinnen, eine weitere Niederlage würde das vorzeitige Aus bedeuten. Nach Slowenien geht es noch gegen Dänemark und Norwegen. »Wir schauen nur auf uns und nicht nach den anderen. Wir haben es weiter in der eigenen Hand«, sagte Markus Gaugisch und blickte streng. Der Ex-Bundesligaspieler des VfL Pfullingen weiß aber, wie es um die Mannschaft und ihn steht. »Schweden hat wegen des besseren Tempospiels gewonnen, bei der Weltmeisterschaft waren wir näher dran.« Rückentwicklung statt Fortentwicklung? Dazu sagt er nichts. Schon bei der Weltmeisterschaft im Dezember hatten sich die deutschen Handballerinnen den Schwedinnen im Viertelfinale geschlagen geben müssen. Nach der erneuten Pleite vor 5.700 Zuschauern in Paris steht Deutschland mit 0:4 Punkten auf dem letzten Platz. Julia Behnke brachte es auf den Punkt: »Es ist super enttäuschend.« Sie war sichtlich unzufrieden mit der Vorstellung. Daran änderte auch nichts, dass in den ersten Sieben der Schwedinnen zahlreiche Spielerinnen aus der Champions League stehen. Und Torhüterin Johanna Bundsen eine Weltklasseleistung bot. Unglaublich, was sie an Würfen, selbst aus der Nahdistanz, abwehrte. Aber auch Katharina Filter auf der anderen Seite spielte hervorragend, fast überraschend, dass Gaugisch Sarah Wachter nach der Halbzeit eine neue Chance bot. Als er sie wieder auswechselte, gab es einen kurzen Wortwechsel, freundlich wirkte der nicht. Gaugisch verteidigte seine Marschroute.
Fehleranalyse ohne Wirkung
Der Bundestrainer hatte nach der bitteren Auftaktniederlage gegen Südkorea eine Fehleranalyse angekündigt. Offenbar ohne ausschlaggebende Wirkung. Der Angriff wirkt weiter zu wenig gefährlich auf olympischem Niveau, die hohe Zahl der Fehlwürfe gegen Schweden ließ keine Fehlinterpretation zu.
Was Gaugisch ärgerte, waren die Fehler in der Abwehr, immer wieder versuchte er, lautstark von der Seitenlinie Einfluss zu nehmen. Ob er zur Halbzeit in der Kabine lauter geworden sei? »Ich spreche mit meinen Spielerinnen, wie, das wisst ihr nicht. Und das braucht ihr auch nicht zu wissen«, verteidigte sich der Bundestrainer. Um die Chancen im Angriff zu erhöhen, setzte Gaugisch auf ein Sieben-gegen-Sechs, für die Torhüterin kam eine weitere Feldspielerin, manchmal schien es, als würde das eher für mehr Verwirrung sorgen, obwohl auch die Spielerinnen die taktische Maßnahme lobten.
Die deutsche Mannschaft kam im zweiten Durchgang bis auf drei Tore heran, mehr nicht, die Konzentration der Schwedinnen ließ aufgrund ihrer spielerischen Überlegenheit aber auch nach. »Sieben Tore Rückstand zur Pause sind eben ein dickes Paket«, erkannte Gaugisch zutreffend. »Im Vergleich zum ersten Spiel haben wir Fortschritte gemacht«, sagte Julia Maidhof trotzig. Gegen Schweden waren die aber nicht groß genug. Die Hoffnung stirbt zuletzt. (GEA)