REUTLINGEN. Die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg hat die Betzinger Mannschaft in vollen Zügen genossen, nun ruht für zwei Monate der Sport. Die handballfreie Zeit passt genau in das Konzept von Physik-Student Loris Steinhart, der während dieser Zeit seine Masterarbeit beenden will. Um anschließend im Sportstudio im Hinblick auf die kommende Saison in der Verbandsliga »ein paar Kilo draufpacken möchte. Aber das ist leicht gesagt«, meint das hochgewachsene Leichtgewicht in den Betzinger Reihen, der seine vielen Tore (102 in dieser Saison) aus dem Rückraum wirft.
Doch bevor der Aufsteiger sich den neuen Aufgaben widmet, muss noch ein Strich unter die zurückliegende Runde gezogen werden. Ein Spieljahr, mit dessen rühmlichen Ausgang der Verein nie und nimmer gerechnet hatte. »Wenn wir ein weiteres Jahr in der Landesliga gespielt hätten, wäre das völlig in Ordnung gewesen«, betont TSV-Trainer Jens Demel – und ergänzt: »Man muss sehen, wo wir herkommen. Vor fünf Jahren waren wir noch in der Bezirksklasse. Jetzt in der Verbandsliga, das fühlt sich surreal an.«
»Wir sind Freunde auch außerhalb des Handballs. Da kämpft man noch mehr für den anderen«
Da drängt sich die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis förmlich auf. Auch andere Mannschaften werden von einem guten Teamspirit getragen, bei den in etwa gleichaltrigen Betzingern fühlt sich dieses Verhalten besonders prägend an. Der 24-jährige Loris Steinhart erzählt: »Wir sind Freunde auch außerhalb des Handballs, machen auch andere Sachen zusammen. Da kämpft man im Spiel noch mehr für den anderen.« Und Fehler werden deshalb viel leichter hingenommen und verziehen. »Wir sind als Mannschaft gewachsen«, unterstreicht Torwart Niclas Lohan. Das hat geholfen in schwierigen Situationen, als beispielsweise in der vorletzten Saison der Landesliga-Klassenverbleib erst am letzten Spieltag dank Schützenhilfe der SG Ober-/Unterhausen feststand. Oder auch in dieser Runde, als die Spiele zwei bis vier verloren gingen und anschließend drei Siege in Folge gelangen.
An den richtigen Schrauben hat Jens Demel gedreht. »Wir haben versucht, Tempohandball umzusetzen. Und ein Knackpunkt war die Umstellung der Abwehr von 5:1 auf 6:0«, sagt der TSV-Trainer. Und da der Ligaverbleib frühzeitig in trockenen Tüchern war, durften die Betzinger weiter nach oben schielen und schließlich als Tabellenzweiter am vergangenen Sonntag den direkten Aufstieg realisieren. Mit einem Auge schauen die Betzinger auch schon auf die nächste Saison mit steigenden Herausforderungen.
»Wir müssen unsere Punkte unbedingt daheim holen«, betont Demel. Nur einmal ging die Mannschaft 2024/25 in neun Spielen als Verlierer vom Parkett. Der Heimvorteil: die harzfreie Halle. Beinah jeder Gegner hatte dort zum Teil enorme Schwierigkeiten vor allen Dingen im Torabschluss. »Unterm Strich werden wir in der Verbandsliga die einzige Mannschaft sein, die nicht harzt«, weiß Steinhart.
»Es kann schon sein, dass wir mal mit 20 Toren eins auf die Mütze bekommen werden«
Das hat freilich auch den Nachteil bei Auswärtsspielen, in denen sich die Betzinger ihrerseits oft schwertun. »Da spielen wir faktisch schlechter«, sagt der Rückraumspieler – und fügt an: »Es kann schon sein, dass wir mal mit 20 Toren eins auf die Mütze bekommen werden.« Der 24-Jährige geht dennoch »ohne Angst« die Aufgaben an, will weiterhin »Verantwortung übernehmen und gute Laune verbreiten«. Oder wie Linksaußen Fabio Geldreich so schön sagt: »Im September beginnt ein anderes Abenteuer«. (GEA)
DIE BETZINGER HISTORIE
1986/87 Kreisliga (später Bezirksliga) 1987/88 Meister in der Bezirksliga 1988 – 1990 Landesliga 1990 – 1993 Verbandsliga 1993 – 1994 Oberliga 1994 – 1997 Verbandsliga 1997 – 2003 Landesliga 2003 – 2005 Bezirksliga 2005 – 2008 Bezirksklasse 2008 – 2016 Bezirksliga 2016 – 2020 Bezirksklasse 2020 – 2023 Bezirksliga 2023 – 2025 Landesliga ab 2025 – Verbandsliga