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Metzingens Trainerin Miriam Hirsch nach erster Saison: Ich konnte zu jedem Zeitpunkt ich sein

Trainerin Miriam Hirsch von den Metzinger Handballerinnen zieht nach ihrer ersten Bundesliga-Spielzeit Bilanz. Die 34-Jährige sagt, der siebte Platz spiegle den Saisonverlauf wider.

Miriam Hirsch sagt im Rückblick, es sei von ihr »sehr mutig« gewesen, ganz auf die Karte als Handball-Trainerin der TuS Metzinge
Miriam Hirsch sagt im Rückblick, es sei von ihr »sehr mutig« gewesen, ganz auf die Karte als Handball-Trainerin der TuS Metzingen zu setzen, weil sie eigentlich ein »Sicherheitstyp« sei. Foto: T.Baur/Eibner
Miriam Hirsch sagt im Rückblick, es sei von ihr »sehr mutig« gewesen, ganz auf die Karte als Handball-Trainerin der TuS Metzingen zu setzen, weil sie eigentlich ein »Sicherheitstyp« sei.
Foto: T.Baur/Eibner

METZINGEN. Das frühe Saison-Ende liegt zwei Wochen zurück. Während andere Teams noch um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg spielen, können die Metzinger Handballerinnen die Spielzeit bereits Revue passieren lassen. Für Trainerin Miriam Hirsch, die im Dezember als Bundesliga-Coach der TuS debütierte, war es eine besondere Runde. Im Rückblick sagt sie: »Platz sieben spiegelt den Saisonverlauf wider.«

Mit fünf Punkten aus sieben Spielen hatte Hirsch die »TusSies«übernommen und es schnell geschafft, das Team wieder zurück in die Erfolgsspur zu bekommen. So konnte frühzeitig der Einzug in die Play-off-Runde und damit der Klassenerhalt besiegelt werden. »Miri hat das großartig gemacht«, lobt Geschäftsführer Ferenc Rott. Damit war das vor der Saison ausgegebene Mindestziel erfüllt.

»Wir hatten nicht nur innerhalb der Spiele Schwankungen«

Es wäre noch mehr drin gewesen. Aber in der Endphase der Saison gab es vier Niederlagen hintereinander und in den restlichen vier Play-off-Begegnungen wurde nur eine Partie gewonnen, das spektakuläre Heimspiel gegen Dortmund, als die TuS in der Verlängerung ein Entscheidungsspiel erzwang. Erst 11:3 Punkte im Januar/Februar und der Vorstoß auf Rang fünf, danach kaum noch ein Sieg. Ein ungewöhnlicher Verlauf. »Wir hatten nicht nur innerhalb der Spiele Schwankungen«, sagt Hirsch über die so unterschiedlichen Phasen. Man dürfe bei den letzten Spielen aber nicht nur auf die Ergebnisse blicken. Bei der knappen Niederlage gegen den Tabellenzweiten Dortmund Mitte März habe man durch zwei Fehler in der Crunchtime noch verloren, aber ein gutes Spiel geamcht, verdeutlicht die Trainerin.

Enttäuschend war dagegen vor allem das letzte Spiel in Oldenburg. Über die Höhe der Niederlage (22:30) zeigt sich die 34-Jährige »sehr verärgert«. Rott moniert, dass man »ohne richtige Gegenwehr« verloren habe. In dieser Partie wurde eine große Chance vergeben. Hätten die Pink Ladies gewonnen, wären sie ins Spiel um Platz fünf eingezogen und hätten damit die Qualifikation für den Europapokal in der Tasche gehabt. Dass man diese Gelegenheit ungenutzt ließ, bezeichnet Hirsch als »total schade. Das hätten wir gerne mitgenommen. Wir haben uns am Ende nichts Gutes getan, weil wir uns nicht belohnt haben«.

»Ich würde die Entscheidung wieder so treffen, auch wenn sie sehr mutig war«

Für die A-Lizenzinhaberin war diese Saison - vor allem durch den Wechsel mitten in der Saison zur TuS - ein Abenteuer. Statt in Hallen mit 200 Zuschauern plötzlich in Arenen zu spielen, in denen fast 2.000 Besucher das Team anfeuerten, war eine andere Hausnummer. Die frühere Rückraumspielerin hatte einst in der dritthöchsten Klasse gespielt und dann auch auf dieser Ebene den HCD Gröbenzell trainert, als Rott sich bei ihr meldete und ihr ein Vertragsangebot unterbreitete. Ein großer Einschnitt nicht nur in ihrem Handball-Leben, sondern auch darüber hinaus. Sie hatte sich damals reiflich überlegt, ob sie diesen Schritt von der 3. in die 1. Liga wagen sollte. »Ich würde die Entscheidung wieder so treffen, auch wenn sie sehr mutig war, denn eigentlich bin ich ein Sicherheitstyp«, sagt Hirsch, die damit Neuland betrat. Von ihrer damaligen Arbeit auf Führungs-Ebene in der Arbeits-Agentur ist sie freigestellt.

Nervös sei sie nicht gewesen. Metzingens Überraschungs-Trainerin, die Rott im Dezember aus dem Hut zauberte, fokussierte sich auf die neue Aufgabe, ließ das Ganze auf sich zukommen. »Natürlich ist das eine andere Welt. Ich werde fast nervöser im Rückblick.« Der Umgang mit einem neuen Team auf einem ganz anderen Leistungs-Level war für sie kein großer Unterschied zur 3. Liga. Bezeichnend für ihre Sichtweise ist ihre Wortwahl. Während die Frage auf die Unterschiede in der Ansprache gegenüber Handballerinnen aus unterschiedlichen Ligen abzielt, spricht sie von der Ansprache gegenüber den »Menschen«. Sie versuche, »die Situation und individuell zu fühlen und darauf einzugehen«, beschreibt sie ihren empathischen und intuitiven Ansatz.

»Ich komme viel über die Kommunikation«

Persönliche Gespräche mit Spielerinnen und dem Umfeld sind ihr sehr wichtig, sie komme wie bei ihrer letzten Station als Coach »viel über die Kommunikation«. Und sie fand eine Pink-Ladies-Mannschaft vor, die es ihr nicht schwer machte, ihre Ideen darzulegen und das Team auf diesem Weg mit einzubinden. »Ich konnte zu jedem Zeitpunkt ich sein.« Noch so ein Satz, wie er für männliche Trainer ungewöhnlich wäre. Aber einer, der viel über eine Verantwortliche aussagt, die ins kalte Wasser gesprungen ist und nun auf ihr erstes halbes Jahr in der Eliteliga zurückblicken kann. Die erste komplette Saison steht ihr noch bevor. Darauf freut sie sich jetzt schon. (GEA)