PFULLINGEN. Die Handball-Abteilung des VfL Pfullingen feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Eingeläutet wird das Jubiläums-Wochenende am Donnerstag. Der öffentliche Festakt mit Grußworten und Ehrungen in der Kurt-App-Halle beginnt um 18.30 Uhr. Um 19.30 Uhr wird das Legendenspiel mit zahlreichen ehemaligen Größen des Vereins angepfiffen. Der Eintritt ist frei. In der ersten Halbzeit trifft die erste Frauen-Mannschaft, die kürzlich den Aufstieg in die Oberliga schaffte, auf weibliche VfL-Legenden. In der zweiten Halbzeit spielen die Pfullinger Drittliga-Handballer gegen frühere Aushängeschilder des Vereins.
Welche Spielerinnen und Spieler laufen am Donnerstag auf? Bei den Frauen sind unter anderem Birgül Sonal, Britta Votteler, Marie-Luise Eitel, Ann-Kathrin Schröter, Jill Kiefer, Annette Weiß und Antje Koschmieder, bei den Männern Markus Baur, Holger Breitenbacher, Markus Gaugisch, Axel Kromer, Alexander Trost, Michael Hoffmann, Michael Villgrattner, Alexander Job, Helge Stührmann, Ralf Bader, Marco Bräuning, Ogu Nwagbara und Marco Huth angekündigt. Der GEA hat sich im Vorfeld dieses Schmankerls mit Baur, Breitenbacher, Gaugisch, Kromer und Ex-Trainer Kurt Reusch unterhalten.
Der Beginn einer großen Laufbahn
Kapitän der deutschen Weltmeister-Mannschaft von 2007, Europameister 2004, Olympia-Silber 2004, zwei Mal Handballer des Jahres, 228 Länderspiele, später Junioren-Nationaltrainer, Bundesligatrainer - Markus Baur hat eine imposante Vita als Handballer vorzuweisen. Begonnen hat alles beim VfL Pfullingen. »Im Sommer 1989 kam ich vom TSV Mimmenhausen zum VfL«, erinnert er sich. Und weshalb Pfullingen? »Trainer Kurt Reusch, der auch Verbands-Coach war, hat mich hergelockt. Außerdem kannte ich Holger Breitenbacher, Michael Villgrattner und Martin Leupold von den Auswahl-Mannschaften.«
Seine Zeit bei den Echazstädtern hat der mittlerweile 54 Jahre alte Baur in bester Erinnerung. »Ich hatte vier tolle Jahre beim VfL und habe in dieser Zeit auch meine spätere Frau Marion kennengelernt.« In der 2. Liga hätte der VfL damals immer wieder »oben angreifen« wollen. Der Sprung in die Bundesliga wurde aber erst später, im Jahr 2002, realisiert. Die von Kurt Reusch geformte Mannschaft verfügte Anfang der 1990er-Jahre über extrem viel Spielwitz. Das bekam in der Saison 1992/93 auch der spätere Double-Gewinner SG Wallau-Massenheim zu spüren. Im DHB-Pokal brachte der VfL den damaligen Branchen-Primus an den Rand einer Niederlage. »Ein Sonntagswurf von Stephan Schöne in letzter Sekunde hat das Spiel zu Gunsten von Wallau entschieden«, erinnert sich Baur, der übrigens nach dieser Runde zu Wallau-Massenheim wechselte. In der bevorstehenden Saison übernimmt der einst geniale Spielmacher beim Drittligisten HG Saarlouis das Amt des Sportdirektors.
Urgestein des VfL
Holger Breitenbacher wurde lange Zeit als Urgestein des VfL tituliert. »Ich kam als 16-Jähriger vom TSV Beutelsbach zum VfL«, blickt er zurück. Auch bei seinem Wechsel spielte Coach Kurt Reusch eine große Rolle. Der ehemalige Jugend-Nationalspieler war viele Jahre Kapitän der Ersten. »Das Highlight war unser Aufstieg in die Bundesliga«, erzählt der 55-Jährige. »In der 1. Liga hatten wir dann harte Bretter zu bohren«. Ganz besonders in Erinnerung geblieben sind bei ihm die Auftritte mit dem VfL in den großen Arenen in Kiel, Magdeburg und Flensburg. »Aber auch in der 2. Liga erlebten wir schöne Zeiten«, fügt er hinzu.
Für ihn sei es »immer etwas Besonderes gewesen, als Kapitän in die Kurt-App-Halle einzulaufen«. Ein unglaublicher Zusammenhalt habe die VfL-Mannschaft ausgezeichnet, »da sind wahnsinnig tolle Freundschaften entstanden«. Die Art und Weise, wie sein Engagement in Pfullingen zu Ende ging, sei »nicht schön« gewesen. Nach der Insolvenz im Jahr 2006 führte Breitenbacher die Mannschaft als Spielertrainer auf Anhieb zur Meisterschaft in der Verbandsliga. Ein Jahr später bevorzugte der Verein auf der Trainer-Position eine andere Lösung. Im Sommer nimmt »Breitzke« bei der HSG Schönbuch seine achte Saison als Trainer in Angriff.
Neun Tore beim THW Kiel
Markus Gaugisch streifte sich von 1995 bis 2006 das Pfullinger Trikot über. »Pfullingen ist für mich Heimat«, blickt der 51-Jährige auf seine aktive Laufbahn zurück. Eines seiner Highlight-Spiele habe er beim THW Kiel abgeliefert. »Da habe ich neun Tore erzielt. Damals hatte ich eine gute Woche, denn auch gegen Lemgo und Flensburg habe ich ordentlich gespielt«. Der ehemalige Rückraumspieler, mittlerweile als Frauen-Bundestrainer eine große Nummer im Handball-Geschäft, attestiert dem Team Anfang der 2000er-Jahre ein Sieger-Gen: »Wir haben damals häufig die ganz wichtigen Spiele gewonnen.« Gaugisch erinnert sich beispielsweise an einen Erfolg gegen den VfL Gummersbach, den die Pfullinger »regelrecht niedergerungen haben«.
Axel Kromer, der von 2017 bis 2024 als Sportdirektor beim Deutschen Handballbund Weichenstellungen vornahm und seit Februar diesen Jahres als Geschäftsführer beim HBW Balingen-Weilstetten fungiert, kam 2000 vom TV Kornwestheim zum VfL, für den er sechs Jahre am Kreis und in der Abwehr Schwerarbeit verrichtete. »Der Aufstieg in die Bundesliga und das erste Mal in Kiel, Magdeburg und Hamburg aufzulaufen, das waren für mich unvergessliche Erlebnisse«, so der 48-Jährige.
Kurt Reusch übernahm im Januar 1979 das Traineramt beim VfL, das er mit einer zweijährigen Unterbrechung (1990 bis 1992) bis 1997 bekleidete. Mit den Echazstädtern kletterte er von der Landesliga über die Ober- und Regionalliga in die 2. Liga. »Der Aufstieg in die 2. Bundesliga 1985 war für mich ein besonders schönes Erlebnis«, erzählt der 81 Jahre alte Reusch. (GEA)