BALINGEN. Wenn an diesem Wochenende um den DHB-Pokal in Köln gekämpft wird, ist Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten der Exote unter den Etablierten, der krasse Außenseiter. Aber einer, der schon vor dem Turnier gezeigt hat, was er auch abseits des Handball-Feldes drauf hat. Denn die umtriebigen Macher der »Gallier von der Alb« stehlen mit ihren Ideen den Bundesliga-Konkurrenten THW Kiel, MT Melsungen und Rhein-Neckar-Löwen die Schau.
Gibt's doch einen Fan-Marsch mit Bollerwagen, Pauken und Trompeten von der Domplatte Richtung Lanxess-Arena, eine spezielle Choreographie für die Endrunde, ein Public Viewing in der Balinger Szenekneipe Naboo und als besonderes Abendevent nach dem Halbfinale am Samstag (19 Uhr, Dyn) gegen den Bundesliga-Tabellenzweiten MT Melsungen feiern die Fans auf einem Party-Boot - dem größten, das vom Club vor Ort buchbar war, und 1.000 Plätze bietet. »Wir sind froh, dass wir so viele motivierte und kreative Leute haben, die sich für den Club einsetzen«, sagt Geschäftsführer Axel Kromer.
Auch Kiel mit Fan-Marsch
Die Aktionen, die der HBW ins Leben gerufen hat, haben sich schnell herumgesprochen. Und Nachahmer gefunden. Auch der THW Kiel wartet mit einem Fan-Marsch auf. Aber der krasse Außenseiter von der Alb gibt den Takt vor - zumindest außerhalb des Spielfelds. Das kommt an. Man sei von der Handball-Bundesliga »sehr gelobt« worden für das Programm rund ums Turnier, das man auf die Beine gestellt habe, berichtet Kromer, der bis zu den Olympischen Spielen Sportvorstand beim Deutschen Handball-Bund (DHB) war und seit Februar neben Felix König einer der beiden HBW-Geschäftsführer ist.
Dort arbeiten beide daran, die Rahmenbedingungen für den Spitzenhandball weiterzuentwickeln. Da kommt eine Teilnahme am Endrunden-Turnier - das der HBW durch Siege über die HSG Wetzlar, Empor Rostock und HSC Coburg erreichte - wie gerufen, um die Aufmerksamkeit potenzieller Sponsoren auf den Verein zu ziehen. »Das Final Four ist ein Baustein, wie wir als Club weiter wachsen«, sagt Kromer.
Verträge auch für erste Liga
Der Bundesliga-Aufstieg wäre ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Vor allem wirtschaftlich würde sich das dank der Fernseh-Gelder positiv auswirken. Als Zweitliga-Tabellenvierter liegt der Aufstiegs-Rang zwei in Reichweite: GWD Minden, der derzeitige Zweite, hat zwei Punkte mehr auf dem Konto und noch ein Spiel mehr zu bestreiten. Sollte es sportlich klappen, wäre man für die Bundesliga vorbereitet, da man auch Spieler-Verträge für die erste Liga habe, berichtet Kromer. Allerdings, fügt der Mössinger hinzu, sei es »überhaupt nicht der Plan gewesen, gleich wieder aufzusteigen. Wir wollen hoch, ja, aber wir wissen auch, dass wir da, wo wir sind, auch nicht falsch sind«. Gebe es doch Vereine, die deutlich mehr Geld als die Balinger hätten.
Zunächst genießen die »Gallier« das Highlight Pokal-Endrunde. 1.200 Karten waren für jeden der vier teilnehmenden Clubs reserviert. Die waren laut Kromer in 18 Minuten vergriffen. Die Balinger hoffen auf 2.000 Fans in Köln. Und dass die neutralen Anhänger ihre Sympathie und Unterstützung dem Underdog zukommen lassen. Kromers Wunsch: »Ich hoffe, dass wir sportlich überzeugen können, auch wenn die Voraussetzungen denkbar schwierig sind.« Im zweiten Halbfinale treffen der THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen aufeinander (16.00 Uhr, ARD). (GEA)