LICHTENSTEIN. Wohin führt der Weg der SG Ober-/Unterhausen? Nach drei empfindlichen Niederlagen in Serie gegen Top-Teams der Handball-Verbandsliga (Staffel 3) schweben die Lichtensteiner erstmals seit zwei Monaten im Minusbereich (10:12 Punkte). Obwohl sie das Rüstzeug dazu haben, weit besser dazustehen als auf Tabellenrang sieben, schöpfen sie ihr Potenzial zurzeit nur bedingt aus. Oder lassen sich gleich das Fell über die Ohren ziehen, wie das 30:35 (12:18) gegen den kompakt auftretenden Aufsteiger TSV Bartenbach anschaulich bewies.
Im Prinzip war die Partie nach einer Viertelstunde gelaufen, als der Mannschaft Hören und Sehen verging und sie nach bedenklich stimmenden Auftaktminuten bereits mit 4:11 (!) im Hintertreffen lag. Vorne wie hinten wollte nicht wirklich viel gelingen. Das oft zurecht gepriesene und gefürchtete Tempospiel blieb aus oder versiegte, weil die Lichtensteiner ihre Aktionen oft nur halbherzig durchzogen. »Wir laufen diesem frühen hohen Rückstand komplett hinterher«, haderte Dennis Bordt, der den erkrankten Tobias Wild als Trainerspitze vertrat.
Der Unmut auf den spärlicher als üblich besetzten Rängen wuchs. Wie konnte es sein, dass einer Mannschaft das Heft des Handelns dermaßen entgleitet? »Wir haben uns im Angriff wieder schwergetan. Hätten in einigen Situationen statt mit Halbwürfen zu agieren erst mal zum Teamkollegen zurückspielen sollen«, analysierte der erfahrene Florian Grauer das letztendlich schwerwiegende Manko in der Anfangsphase.
Nun, einen Sieben-Tore-Rückstand wettzumachen, ist kein Ding der Unmöglichkeit. Aber: So, wie es die SG OU anstellen wollte, drohte den Bartenbachern keine Gefahr. Und wenn’s nicht wunschgemäß läuft, zudem das Schiedsrichtergespann im einen oder anderen Fall erkennbar benachteiligt, dann verstärkt sich noch der Frust über das eigene, unbefriedigende Vorgehen. Kai Lehmann kassierte nach einem Foul die Rote Karte (33.), Joshua Häbich beschwerte sich über eine Hinausstellung und erhielt deshalb eine Vier-Minutenstrafe.
Vielleicht hat jener Bartenbacher Spieler ja doch recht, der nach Spielschluss zu Florian Grauer kam und ihm sagte: »Wenn ihr weniger meckert, könnt ihr ganz oben mitspielen.« Gegen diesen kaum Schwächen zeigenden Gegner in Unterzahl aufholen zu müssen, war eine Herkulesaufgabe. Und doch. »In der Schlussphase haben wir sogar die Chance, das Spiel noch einmal spannend zu machen, werfen aber dreimal neben das leere Tor«, klagte Bordt nach der dritten Niederlage im fünften Heimspiel.
»Die Glut ist da. Aber wir schaffen es nicht, daraus ein Feuer zu entfachen«
Am handball-spezifischen Können liegt es nicht, dass der Zug ins obere Tabellendrittel ohne Ober-/Unterhausen abgefahren ist. »Flo« Grauer meinte: »Ich habe den Eindruck, es fehlt wirklich nicht viel. Aber ich kann’s nicht erklären, was genau es ist.« Manchmal entsteht der Eindruck, dass der SG-Energiespeicher nicht den maximalen Ladezustand aufweist und nicht alle Akteure ein Höchstmaß an bedingungsloser Leidenschaft erreichen. Dennis Bordt erklärt es so: »Ich nenne es nicht Energie, sondern Glut. Sie ist da. Aber wir schaffen es nicht, daraus ein Feuer zu entfachen.« (GEA)


