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Betzinger Waterloo im Ermstal

Der Tabellenzweite verliert das Derby mit 27:33 und muss die Aufstiegsfeier verschieben.

Björn Ellinghaus lief im Derby zur Höchstform auf. Der Torhüter der HSG Ermstal parierte 15 Würfe. FOTO: BAUR
Björn Ellinghaus lief im Derby zur Höchstform auf. Der Torhüter der HSG Ermstal parierte 15 Würfe. FOTO: BAUR
Björn Ellinghaus lief im Derby zur Höchstform auf. Der Torhüter der HSG Ermstal parierte 15 Würfe. FOTO: BAUR

BAD URACH. Alexander Bader war hellauf begeistert und ballte nach dem unerwarteten Derby-Triumph die Fäuste. »Richtig stark die Jungs, richtig stark«, jubelte der Bad Uracher, der zusammen mit Herbert Fritz die Abteilungsleitung der HSG Ermstal innehat, nach dem 33:27 (15:10) im Duell der Handball-Landesliga gegen den Tabellenzweiten TSV Betzingen, dessen Sechs-Siege-Serie damit jäh beendet war. »Wir haben uns nicht auf das fokussiert, was wir können und deshalb unsere erste von drei Chancen nicht genutzt«, haderte Betzingens Rechtsaußen Tobias Lawitschka nach der phasenweise intensiv geführten Partie vor etwa 280 Zuschauern.

Weil Verfolger HSG Ebersbach-Bünzwangen tags zuvor gegen den TSV Köngen verloren (26:30) hatte, hätte die Mannschaft von Trainer Jens Demel mit dem siebten Streich in Folge schon am Sonntagabend den Aufstieg feiern dürfen. Nun müssen die Betzinger glatt vier Wochen bis zu ihrem nächsten Spiel in Zizishausen ausharren, um dort den Deckel draufmachen zu können und somit die tolle Saison zu krönen. »Kopf hoch und weiter«, sagte der neunfache Torschütze Loris Steinhart nach dem Betzinger Waterloo im Ermstal.

Ohne Training zu den Spielen

»Noch haben wir zwei Matchbälle«, verdeutlichte auch Linksaußen Luca Kriz nach der Niederlage im Nachholspiel. Der Architektur-Student absolviert zurzeit in München ein Praxissemester und reist wie Leopold Heinzmann ohne Training mit seinen Teamkollegen nur zu den Spielen an. Der Einsatz des am Sprunggelenk lädierten TSV-Kreisläufers und Innenblockspielers Kjell Widmer entschied sich erst nach dem Warmmachen.

Hingegen war die Partie für Maximilian Fritz schon nach zwölf Minuten beendet. Der flinke Spielgestalter der HSG Ermstal kassierte nach einem Foul an Steinhart die Rote Karte. Zu diesem Zeitpunkt stand es 6:6, nachdem beide Teams mit Harakiri-Handball zu Toren kommen wollten, gewagte Pässe aber nicht den Adressaten fanden. Nach dem Ausfall von Fritz gerieten die Hausherren kurzzeitig ins Schwimmen und fanden sich mit 7:10 (16.) im Hintertreffen.

Doch was sich danach abspielte, hat absolut Seltenheitswert. Nach zunächst mehrfach vergebenen Chancen holten die Gastgeber zum großen Schlag aus und erzielten sage und schreibe neun Tore in Folge. Was war geschehen? Die Betzinger agierten zunehmend schläfrig und schlampig, während Björn Ellinghaus zur Höchstform auflief. Der HSG-Keeper entschärfte insgesamt 15 Bälle. »Die Torhüterleistung ist unbedingt hervorzuheben«, betonte Linksaußen Lukas Bader. »Und die Mannschaft hat es nach der Roten Karte für Maxi geschafft, enger zusammenzurücken und 15 bis 20 Prozent mehr zu geben.«

»Die Torhüterleistung ist unbedingt hervorzuheben«

Der Tabellensechste um das Trainergespann Gregor Schäfer und Alexander Trost musste jedoch noch einmal kräftig zittern, um den Sieg über die Ziellinie zu bringen. Der für Niclas Lohan ins Tor beorderte Tom Groß schürte mit vier Paraden innerhalb von sieben Minuten die Hoffnungen der Betzinger, die wieder zulegten und sich heranrobbten. Eine doppelte Überzahl nutzten sie und verkürzten durch Kriz auf 23:24 (52.).

Das Spiel noch zu kippen, schafften die Gäste aber nicht. In einem Kampf auf Biegen und Brechen bauten die Ermstäler ihren Vorsprung wieder aus und verließen erhobenen Hauptes als verdiente Sieger das Parkett. »Hut ab vor den Jungs. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt«, strahlte auch Alexander Trost, der in der kommenden Saison als Cheftrainer bei der HSG das Sagen haben wird. (GEA)

TROST WIRD CHEFTRAINER

Die Katze ist aus dem Sack. Alexander »Ali« Trost wird als Cheftrainer in der kommenden Handball-Saison die Kommandos beim Landesligisten HSG Ermstal geben. Der bisher zusammen mit dem ehemaligen Bundesligaspieler im Gespann arbeitende Gregor Schäfer muss nach nur einer Spielzeit das Feld räumen. »Ein altgedienter Spieler aus den eigenen Reihen wird als Co-Trainer fungieren«, verriet Abteilungsleiter Herbert Fritz dem GEA. Der Routinier Dominic Gotthardt wird höchstwahrscheinlich seine Handball-Karriere endgültig beenden. Rechtsaußen Lukas Beck, dem beim 33:27-Derbysieg gegen den TSV Betzingen sechs Treffer gelangen, muss noch vom Weitermachen überzeugt werden. (gri)