REUTLINGEN. Eineinhalb Jahrzehnte spielte Alexander »Ali« Trost professionell Handball, bestritt in seiner Karriere 203 Bundesliga- und zwei Europapokalmatches und wirkte bis zum Frühsommer 2023 als Co-Trainer beim Drittligisten TSV Neuhausen/Filder. Jetzt schließt sich der Kreis, denn Trost ist in Funktion zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, wo in der Jugend des TSV Dettingen/Erms, der im Mai 2020 mit dem TSV Urach zur HSG Ermstal fusionierte, eine bewegende Handball-Laufbahn begann. Beim Landesligisten assistiert Trost, geboren in Nürtingen und aufgewachsen in Dettingen, dem neuen Coach Georg Schäfer.
Als die HSG-Doppelspitze mit Herbert Fritz und Alexander Bader an ihn herantrat, ob er es sich vorstellen könnte, im Ermstal erstmals als Co-Trainer einzusteigen, hat »Ali« Trost nicht lange gezögert. »Weil der zeitliche Aufwand deutlich geringer ist als in der 3. Liga mit einem hohen Stresspegel«, sagt der Rückkehrer und fügt an: »Jetzt kann ich auch mal fehlen und zu einer Hochzeit gehen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.«
»Ich hatte auch Zeit für Freunde, denen ich sonst immer nur absagen musste«
Um mehr Zeit für die Familie aufbringen zu können, hatte er nach drei Jahren als Spieler und Trainer die Reißleine gezogen und seinen Vertrag auf den Fildern nicht verlängert. Schweren Herzens, denn die Konsequenz bedeutete auch Abschied nehmen von seinem wichtigsten Förderer. »Ich bin Markus Locher zu tiefem Dank verpflichtet. Er war in Pfullingen mein Jugendtrainer und hat aus mir einen guten Spieler gemacht«, erzählt der Rechtsaußen, der 1995 von Dettingen zum VfL gewechselt war und mit dem Club 2002 in die Bundesliga aufstieg.
Trost hat die einjährige Auszeit vom Handball »genießen können. Wir machten Urlaub, wann wir wollten und ich hatte auch Zeit für Freunde, denen ich sonst immer nur absagen musste«. Den gelernten Industriekaufmann, der bei Baechi-Teamsport arbeitet, hat seine große Leidenschaft nicht in die weite Handball-Welt getragen. Er fühlte sich stets gut aufgehoben im »Ländle«, wie die Bundesliga-Stationen VfL Pfullingen, HBW Balingen-Weilstetten, TV Neuhausen/Erms, wo er auch als Sportlicher Leiter und Geschäftsführer tätig war, sowie Frisch Auf Göppingen beweisen.
Viele Highlights als Profi
Der 43-Jährige erinnert sich an viele Highlights in seiner Karriere als Profi, als wären sie gestern erst geschehen. So auch an die packende Partie vor 20 Jahren in der App-Halle gegen THW Kiel, die mit 22:23 nur knapp verloren ging. Gleich in der ersten Minute hatte der VfL gegen den haushohen Favoriten mit einem Kempa-Trick das 1:0 erzielt, als Trost seinen Kumpel Ralf Bader mustergültig bediente. »Das haben wir in Flensburg auch gemacht und mein großes Vorbild Lars Christiansen hat den Kopf geschüttelt und gesagt: Das kannst du nicht verteidigen.«
Schillernd auch die Umstände, die ihn ins Filstal gebracht hatten. Bei Frisch Auf war aufgrund von Verletzungen die rechte Außenbahn verwaist. »Rolf Brack rief mich an und fragte, ob ich fit sei. Ich sagte ja und nach einer Trainingseinheit war ich engagiert. So kam ich mit 37 Jahren noch zu ein paar Bundesliga-Einsätzen, knackte damit die 200er-Marke und absolvierte zwei Europapokalspiele«, schmunzelt Trost. Und jetzt Landesliga, wo er für die Dettinger vor ein paar Jahren eine Weile gespielt hatte. »Die Lösung mit Georg ist gut. Wir haben das unter uns geklärt«, betont Trost. Und was sagt Schäfer?
»Er ist absolut gleichberechtigt. Vier Augen sehen mehr als zwei. Wir tauschen uns gut aus.« Doch noch stehen erst zwei Pluspunkte auf dem HSG-Konto. Das soll sich schnell ändern. Jedenfalls hat sich Trost am Samstagabend gegen Schwäbisch Gmünd viel vorgenommen – in seinem ersten Spiel als Co-Trainer in der Dettinger Neuwiesenhalle. (GEA)