REUTLINGEN. »Das einzige, das kein Spieler auf der Welt mag, ist es, Druck zu bekommen, wenn man den Ball hat«, betont Volker Grimminger. Und schickt vor dem Topspiel seiner Young Boys Reutlingen am Samstag (15.30 Uhr) klare Worte in Richtung des souveränen Tabellenführers Türkspor Neckarsulm hinterher: »Und genau diesen Druck muss jeder Gegner von uns spüren. Egal wo auf dem Feld.«
Fakt ist: Die Erfolgsserie des Reutlinger Verbandsliga-Aufsteigers nimmt mittlerweile beängstigende Ausmaße an. Die Young Boys sind seit zehn Spielen ungeschlagen, haben in dieser Zeit 28 von 30 möglichen Punkten geholt und zuletzt sechs Spiele in Folge gewonnen. Und dennoch meint Grimminger: »Wir fahren als Außenseiter nach Neckarsulm. Das ist für mich mit Abstand die stärkste Mannschaft der Liga. Allein von der Besetzung her.« Der GEA beantwortet vor dem Spitzenspiel am Samstag die wichtigsten Fragen.
- Erleben die Young Boys ein freudiges Déjà-vu?
Anfang April 2024 hatten die Young Boys eine herbe 3:6-Klatsche beim SV Nehren kassiert. Bei noch acht ausstehenden Spielen hakten die Verantwortlichen um Trainer Grimminger den Aufstieg öffentlich bereits ab. Auch die Konkurrenten rechneten vermutlich nicht mehr mit den ambitionierten Reutlingern. Der Rest ist bekannt. Die Young Boys blieben bis zum Saisonende ungeschlagen und machten den erstmaligen Aufstieg in die Verbandsliga perfekt. Und nun? Steht der Club von Präsident Thorsten Bauer sensationell auf dem dritten Platz. Allerdings beträgt der Rückstand auf den Tabellenzweiten FC Holzhausen bereits stattliche neun Punkte, der kommende Gegner Neckarsulm ist sogar schon 14 Punkte enteilt.
Aber: Vielleicht wähnen sich die Konkurrenten ja schon zu sicher. Alles in allem erinnert die aktuelle Situation im vermeintlichen Niemandsland vor dem Saisonendspurt, wenn man das über den dritten Platz sagen darf, ein bisschen an das Vorjahr. »Ja, es gibt leichte Parallelen«, meint auch Grimminger, ergänzt jedoch direkt: »Aber du hast mit Holzhausen und Neckarsulm zwei Mannschaften mit riesiger Qualität vor dir, die vermutlich wenig liegen lassen. Auch wenn wir beide Spiele gewinnen sollten, werden die niemals so viel liegen lassen. Deshalb denke ich, dass die ersten beiden Plätze nur eine Träumerei wären. Aber man sollte natürlich niemals nie sagen. Wir müssen einfach unseren Job machen.«
- Wie hält Grimminger seine Jungs am Boden?
Klar ist: Spielen die Grimminger-Schützlinge in jeder Partie genau so wie in den ersten 45 Minuten am vergangenen Sonntag gegen die TSG Tübingen, dann kann die Siegesserie noch lange Bestand haben. Die Young Boys können sich in der aktuellen Form wohl nur selber schlagen. Die größte Gefahr liegt nun allerdings darin, dass die Spieler abheben. Das weiß auch der 45 Jahre alte Coach: »Ich versuche immer, den Fokus auf das nächste Spiel zu legen. Den dritten Platz haben wir in der eigenen Hand. Deshalb sage ich den Jungs immer: Ihr spielt auch für euch. Denn es ist ja nicht so, dass man sein Leben lang für den gleichen Verein spielt. Und ein dritter Platz in der Verbandsliga liest sich in der Vita einfach besser«, betont Grimminger.
- Bleiben die Reutlinger weiterhin angriffslustig?
Und wie! Am Donnerstagnachmittag - der GEA berichtete online exklusiv - gaben die Reutlinger die Verpflichtung der beiden langjährigen Pfullinger Leistungsträger und VfL-Eigengewächse Martin Welsch (Torhüter) sowie Innenverteidiger Marco Digel offiziell bekannt. Damit haben die Verantwortlichen ein weiteres dickes Ausrufezeichen in Sachen Kaderplanung gesetzt. Schließlich hatte der Aufsteiger zuvor bereits den erfahrenen Pfullinger Kapitän und Flügelflitzer Matthias Dünkel für die kommende Saison unter Vertrag genommen. (GEA)