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Young Boys Reutlingen drehen Spiel in sieben Minuten und schlagen Ehingen-Süd

Die Verbandsliga-Fußballer der Young Boys Reutlingen gewinnen 3:1 beim SSV Ehingen-Süd. Trainer Volker Grimminger spricht über eine wichtige persönliche Entwicklung, die mit dem Höhenflug seines Teams zu tun hat.

Kevin Haußmann belohnt sich mit einem Tor für eine Top-Leistung.
Kevin Haußmann belohnt sich mit einem Tor für eine Top-Leistung. Foto: Jo Baur
Kevin Haußmann belohnt sich mit einem Tor für eine Top-Leistung.
Foto: Jo Baur

EHINGEN-SÜD. Volker Grimminger ist dafür bekannt, nach Rückschlägen auch mal die Sau rauszulassen. Der Trainer der Young Boys Reutlingen ist ein emotionaler Typ. Nicht selten sieht man den 46-Jährigen deshalb an der Seitenlinie laut schreiend und wild in Richtung seiner Spieler gestikulierend. Aber: Bei seinen Verbandsliga-Fußballern, die an der Tabellenspitze stehen, läuft es gerade so gut, dass es selbst Grimminger etwas entspannter angehen lassen kann. »Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben«, verriet er dem GEA nach dem 3:1 (0:1)-Erfolg beim SSV Ehingen-Süd. Dabei hätte es gerade auch am Samstagnachmittag Gründe genug gegeben, sich Gedanken zu machen.

Denn nach einem starken Start der Reutlinger und einigen guten Chancen in den ersten Minuten (»da müssen wir in Führung gehen«), folgte ein herber Dämpfer für den ambitionierten Club, der Richtung Oberliga strebt. Nach einer eigenen Ecke (26. Minute) ließen sich die Young Boys auskontern, die Abseitsfalle griff nicht. Simon Dilger schoss aus dem Nichts vor 211 Zuschauern die Führung für die Heimelf. Und wie schon des Öfteren in dieser Runde musste die Grimminger-Mannschaft einem Rückstand hinterherlaufen. »Der erste Fehler, den wir machen, führt direkt zum Tor«, ärgerte sich der Kommandogeber und wunderte sich: »Es gibt gerade wenige Chancen, die gegen uns liegengelassen werden. Aber so ist es eben.«

»Wir wollten es erzwingen. Jeder Einzelne wollte derjenige sein, der den Ausgleich macht«

Trotzdem machte sich der Coach nicht allzu viele Gedanken – zu groß das Vertrauen in das Team, das aus 14 Partien elf Siege und zwei Remis erkämpft hatte. Doch der Rückschlag zeigte Wirkung. Die Young Boys fanden die richtige Antwort nicht direkt, ein zerfahrenes Spiel entwickelte sich. »Wir wollten es erzwingen. Jeder Einzelne wollte derjenige sein, der den Ausgleich macht«, analysierte Grimminger und gab seine Gedanken während der Halbzeitpause an seine Kicker weiter.

Und die spürten offensichtlich die Zuversicht ihres Trainers. Denn im zweiten Abschnitt drehten sie auf und spielten trotz schwieriger Bedingungen auf einem tiefen Rasen groß auf. Zunächst erarbeitete sich Torjäger Adil Iggoute durch einen cleveren Laufweg einen Foulelfmeter, den er selbst verwandelte (51.). Einen feinen Angriff über außen verwandelte Kapitän Hakan Aktepe (56.), bevor Kevin Haußmann (58.) auf 3:1 stellte. Innerhalb von sieben Zeigerumdrehungen war die Begegnung gedreht. Nach einer »ruhigen Analyse« in der Halbzeit hätten sich alle Mannen an den Matchplan gehalten, lobte Grimminger. »Was wir dann gezeigt haben, war überragend.«

»Ich bin sehr zufrieden«

Besonders freute sich der Coach über den Treffer von Haußmann, der sich für sein bisher »bestes Spiel für die Young Boys« belohnte. Ob es am Schuhwerk lag? »Er hat das erste Mal im Leben in Stollenschuhen gesteckt«, verriet Grimminger und schmunzelte. Für den schwierigen Platz hatte er seinen Kickern zu robusten Stiefeln geraten – offenbar mit Erfolg.

Seine neu entdeckte Gelassenheit wurde aber noch einmal auf die Probe gestellt – und diesmal fiel es sichtlich schwer, die Contenance zu bewahren. Denn der ebenfalls starke Christos Chatzimalousis musste kurz vor dem Ende mit Gelb-Rot vom Feld. »Das war komplett unnötig und vom Leitfaden des Schiedsrichters ein absoluter Witz«, ärgerte sich Grimminger. Sein Schützling wurde nämlich für ein aus seiner Sicht harmloses erstes Vergehen direkt verwarnt.

Am Ende jedoch überwog das Positive. Auch am Tag nach dem Spiel freute sich Grimminger ganz in sich ruhend über den guten Auftritt samt starker Reaktion auf den Rückstand. »Ich bin sehr zufrieden«, meinte er. (GEA)