Nach völlig missratener Hinrunde sollte beim BVB mit dem Neustart alles besser werden. Aufbruch war das Zauberwort. Experten wie Günter Netzer trauten Dortmund sogar noch einen Sturmlauf auf die Champions-League-Plätze zu. Da war viel Hoffnung und große Zuversicht. Ein einziges Heimspiel genügte, um die Stimmung komplett zu kippen. Die Pleite von Mittwochabend sollte nun auch den Letzten die verkleisterten Augen geöffnet haben. Willkommen in der bitteren Realität, diese Mannschaft ist nicht unabsteigbar.
Niemand hat wirkliche Lösungen
Morgen tritt der BVB beim SC Freiburg an, es ist ein Kellerduell. Wille, Leidenschaft, Härte und Überzeugung entscheiden in der Regel solche Spiele. Freiburg kann Abstiegskampf, Dortmund (noch) nicht. Es geht um fressen oder gefressen werden. Das ist knallharte Maloche. Vielleicht sollten die Profis einmal in den Annalen des Clubs blättern. Der BVB hat sich über viele Jahrzehnte als Arbeiterverein verstanden. Zurück zu den Wurzeln, es könnte ein Lösungsansatz sein.Gut möglich, dass es gestern in der Vorstandsetage der Geschäftsstelle am Rheinlanddamm und auf dem Trainingsgelände in Brackel richtig gekracht hat. Es gibt keine Ausreden mehr, dieser Kader muss zwingend höhere Erträge einfahren. Auffällig am Mittwoch: Wo war der Masterplan? Im Winter-Trainingslager soll Trainer Jürgen Klopp überwiegend Pressing und Gegenpressing geschult haben. Verhalten in Ballbesitz kam möglicherweise zu kurz. Gegen Augsburg war eine große Portion Ratlosigkeit im Spiel. Fehlpässe, Missverständnisse – niemand hatte wirkliche Lösungen. Im Mittelfeld blieben Ilkay Gündogan und Nuri Sahin blass und bieder, auf den Außenbahnen rannte sich der BVB regelmäßig fest, im Angriff war Marco Reus ein Schatten seiner selbst. Und in der Abwehr fühlte sich niemand zuständig, als Halil Altintop den Gegentreffer durch Raul Bobadilla (49.) vorbereitete. »Das Tor war Wahnsinn«, sagte Klopp frustriert. Und musste zur Kenntnis nehmen, dass Kevin Großkreutz aufgrund eines »kleinen Muskelbündelriss« sechs Wochen ausfällt. Noch ein Verletzter also.
Vielleicht braucht Dortmund in diesen Tagen vor allem mentalen Beistand. Bei Klopp beginnt momentan jeder zweite Satz so: »Wir müssen...« Dies impliziert etwas Ultimatives, da wird immenser Druck in Worte gekleidet, da ist kein Platz mehr für Kür-Elemente oder Sätze mit dem Anfang: ,Wir möchten...’ Mats Hummels hat die Zeichen der Zeit erkannt. »Die nächsten 15 Spiele definieren sich zu 98 Prozent über Kampf. Alles Spielerische ist Bonus«, erklärt der Weltmeister. Und weiter: »Die Situation ist schlimmer als jede, die wir bisher erlebt haben.«