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Wo hakt's bei den Bayern? Das sagen Fans aus der Region dazu

So denken Fußballspieler und Funktionäre aus Reutlingen und der Region über den kriselnden FC Bayern München.

REUTLINGEN. Würde man die Geschehnisse rund um den FC Bayern München in der bisherigen Saison in eine Netflix-Doku packen, dann würde selbst das schillernde Hollywood neidisch in Richtung der bayrischen Landeshauptstadt schauen und vorsichtig anklopfen, ob diese völlig verrückt wirkende Serienidee schon patentiert wurde. Fakt ist: Mehr Chaos gab es beim deutschen Rekordmeister nie zuvor. Der GEA hat sich in der Fußball-Region umgehört. Zu Wort kamen Spieler und Funktionäre mit einer geballten Portion Bundesliga-Sachverstand. Die Frage: Was zur Hölle ist nur aus dem großen FC Bayern geworden?

Matthias Dünkel: Kapitän des Verbandsligisten  VfL Pfullingen und Bayern-Fan seit Kindheitstagen. FOTO: BAUR
Matthias Dünkel: Kapitän des Verbandsligisten VfL Pfullingen und Bayern-Fan seit Kindheitstagen. Foto: JoBaur
Matthias Dünkel: Kapitän des Verbandsligisten VfL Pfullingen und Bayern-Fan seit Kindheitstagen.
Foto: JoBaur

»Ich finde nicht, dass Vorstandsboss Oliver Kahn einen so schlechten Job macht, wie es in der Öffentlichkeit häufig dargestellt wird«, sagt Matthias Dünkel, Kapitän von Verbandsligist VfL Pfullingen und Bayern-Fan seit Kindheitstagen. Er fordert: »Die Bayern-Profis sollten sich lieber mal an der eigenen Nase packen. Insbesondere die Führungsspieler.« 

Felix Becker vom TSV Sondelfingen (links) im Duell mit Degerschlachts Manuel Baumgart.
Felix Becker vom TSV Sondelfingen (links) im Duell mit Degerschlachts Manuel Baumgart. Foto: Baur
Felix Becker vom TSV Sondelfingen (links) im Duell mit Degerschlachts Manuel Baumgart.
Foto: Baur

Das sieht auch Felix Becker vom Reutlinger A-Ligisten TSV Sondelfingen so. Der 24-Jährige wird deutlich: »Die Schuld liegt definitiv bei den Profis. Langjährige Leistungsträger wie Joshua Kimmich oder Serge Gnabry spielen seit einiger Zeit unterirdisch.« Doch was ihn am meisten schockiere, sei der mangelnde Einsatz und fehlende Wille der hoch bezahlten Bayern-Profis.  

»Die Bayern-Profis sollten sich lieber mal an der eigenen Nase packen.«

Maximilian Keller, Abteilungsleiter  der SGM Talheim/Öschingen, trägt die Bayern-Weste am Körper. FOTO: PRIVAT
Maximilian Keller, Abteilungsleiter der SGM Talheim/Öschingen, trägt die Bayern-Weste am Körper. Foto: Privat
Maximilian Keller, Abteilungsleiter der SGM Talheim/Öschingen, trägt die Bayern-Weste am Körper.
Foto: Privat

»Aktuell würde ich mir kein Trikot mit dem Emblem des FC Bayern kaufen, sondern eher eines mit dem berühmten Hollywood-Schriftzug«, sagt Maximilian Keller, Abteilungsleiter und Spieler des Tübinger A-Ligisten SGM Talheim/Öschingen. Der 24-Jährige ist seit 18 Jahren Vereinsmitglied. Über Kapitän Kimmich, dem inzwischen immer lauter werdende Kritik um die Ohren schlägt, sagt er: »Das ist für mich ein überragender Fußballspieler, aber kein Führungsspieler.« Keller lässt nicht locker und schiebt ergänzend hinterher: »Spieler wie Leon Goretzka und Serge Gnabry sind für mich nicht mehr unantastbar.«

SSV-Ersatzkeeper Louis Potye, der von seinen Eltern bereits in Kindheitstagen einen Bayern-Body übergestreift bekam, sagt: »Für mich gibt es keinen Hauptschuldigen. Die Spieler stehen genauso in der Verantwortung wie die Vereinsbosse.« 

VfL Pfullingens Sportvorstand Paul Stingel, der druckfrisch zu dieser Saison eine Dauerkarte auf der berühmt-berüchtigten Dortmunder Südtribüne ergattern konnte, legt zunächst einmal seine BVB-Fanbrille ab und betont: »Ich bin Null Komma Null schadenfroh.« Dann legt er aber doch los: »Manchmal sollte man seine Klappen halten und sagen: Ich sage dazu nichts, das haben wir jetzt so beschlossen. Anstatt sich wieder irgendwas aus den Fingern zu saugen, wo man sich fast schon wieder lächerlich damit macht. Das ist nicht Bayern-Like.« Als Beispiel führt er den verbalen und hitzigen Schlagabtausch von Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn mit Sky-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus an, als dieser Kahn vorwarf, er habe Stimmen aus dem Verein gehört, die ihm zuflüsterten, dass die in der Club-DNA fest verankerte »Mia-San-Mia-Mentalität« im Vergleich zu früheren Zeiten mehr und mehr zu einer Phrase verkommen würde. 

»Die Spieler stehen genauso in der Verantwortung wie die Vereinsbosse.«

Tim Lichtenberger, Sohn von SV Degerschlachts Trainer Heiko Lichtenberger und gleichzeitig auch Spieler beim Reutlinger A-Ligisten, sagt als bekennender Fan des VfB Stuttgart: »Mich freut es natürlich, dass bei den Bayern mal nicht alles klappt. Wann gibt es denn das schon mal?« Abschließend spricht

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Wer ist schuld an der Bayern-Misere?

Nach der 1:3-Niederlage gegen Mainz droht dem FC Bayern eine Saison ohne Titel.

8%
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Tobias Astfalk, Kapitän von B-Ligist TSV Gomaringen II, der sich selbst als einen Bayern-Sympathisanten beschreibt, ohne sich jedoch die Fanbrille aufsetzen zu wollen, einen sehr spannenden Punkt an. »Hasan Salihamidzic hat in den letzten Jahren vor dieser Saison nicht unbedingt gute Arbeit geleistet und stand zu Recht in der Kritik. Dann hat er im Sommer Sadio Mané und Matthijs de Ligt geholt und es hieß plötzlich: Das ist der beste Sportvorstand, den es überhaupt gibt.«  

Über Astfalks Aussage lässt sich im ersten Moment vielleicht streiten, Anregung zum Nachdenken liefert sie jedoch reichlich. Nachdenken lohnt sich immer. Auch für den großen FC Bayern. (GEA)