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Wirft das WM-Aus den Frauenfußball in der Region zurück?

Deutschlands Alexandra Popp (links) und Melanie Leupolz applaudieren nach der Partie. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Deutschlands Alexandra Popp (links) und Melanie Leupolz applaudieren nach der Partie.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

REUTLINGEN. Um den Titel wollten die deutschen Fußballerinnen bei der WM mitspielen. Doch für das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war in Australien bereits nach der Vorrunde und dem 1:1 gegen Südkorea Endstation. Nach den herben Enttäuschungen bei den Männern sowie den U 21-Junioren sorgt das Desaster bei den Frauen nun dafür, dass der deutsche Fußball quasi über alle Bereiche hinweg am Boden liegt.

»Damit hat Deutschland endgültig das Turniermannschaft-Gen verloren«, konstatiert Philipp Bury. Für den Jugendleiter der Mädchen bei der SG Ermstal, der Spielgemeinschaft zwischen Neuhausen und Dettingen, kommt das jähe Aus nach nur drei Spielen gar nicht mal so überraschend. Er sei nach den durchwachsenen Testspielen »nicht mit allzu riesigen Erwartungen« ins Turnier gegangen. Der C-Jugendtrainer begründet das frühe Ausscheiden auch damit, dass die DFB-Frauen »nicht mit Druck umgehen können«.

In eine ähnliche Kerbe schlägt WFV-Mädchenreferentin Diana Kienle. Nach dem Auftakt-Sieg gegen Marokko (6:0) hätten Voss-Tecklenburg und ihre Frauen sowohl beim 1:2 gegen Kolumbien als auch jetzt beim 1:1 gegen Südkorea »kein Konzept gegen defensiv ausgerichtete Mannschaften« gehabt. Das Mitglied des DFB-Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball spricht von »grenzenloser Enttäuschung« und befürchtet, dass sich das frühe Scheitern des letzten deutschen Aushängeschilds im Fußball als »herber Dämpfer für die Arbeit in den Landesverbänden« auswirkt.

Martina Niederstraßer-Fall befürchtet keine negativen Auswirkungen für den Raum Reutlingen/Tübingen. Die Frauen-Beauftragte des Bezirks Alb blickt auf die Europameisterschaft vor einem Jahr zurück, bei der das deutsche Team ins Finale stürmte und im Fernsehen phänomenale Einschaltquoten hatte. »Der Bezirk Alb hat von dieser guten EM überhaupt nicht profitiert«, so Niederstraßer-Fall. »Wir hatten zwei Monate nach der EM einen Tag des Mädchenfußballs geplant, der musste aber wegen mangelnder Beteiligung abgesagt werden«.

»Ich glaube nicht, dass dieses schlechte Turnier den Frauenfußball zurückwirft«, meint Jannic Abele, der Trainer des Frauen-Oberligisten TV Derendingen, dem am höchsten angesiedelten Team des Bezirks Alb. »Wenn man die Möglichkeiten und die Qualitäten der deutschen Mannschaft betrachtet, hätte das WM-Aus nicht passieren dürfen.« Abele findet dennoch lobende Worte über die deutsche Elf: »Ich habe das Gefühl, die Spielerinnen sind nahbarer als es bei den Männern der Fall ist. Die Fernsehzuschauer hatten trotz des Ausscheidens viel Freude über das symphatische Auftreten.«

Lobt das sympathische Auftreten der deutschen Nationalmannschaft: Derendingens Frauen-Trainer Jannic Abele. Foto: Jo Baur
Lobt das sympathische Auftreten der deutschen Nationalmannschaft: Derendingens Frauen-Trainer Jannic Abele.
Foto: Jo Baur

Ein Rückschlag sei das WM-Aus nicht, glaubt auch Madita Habermehl, zuletzt Kapitänin des TV Derendingen und jetzt Sportliche Leiterin und Spielerin beim SSV Reutlingen. »Es ist einfach schade, dass wir ausgeschieden sind.« Der große Hype in puncto TV-Zuschauerzahlen sei allerdings gestoppt. (GEA)