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Wie Aufsteiger TSV Genkingen die Bezirksliga-Konkurrenz überrascht

Platz drei und fünf Siege aus sieben Spielen: Diese Ausbeute hatten dem Bezirksliga-Aufsteiger TSV Genkingen vor der Saison nicht viele zugetraut. Trainer Marco Knoll erklärt, warum seine Mannschaft derzeit die Konkurrenz Woche für Woche überrascht.

Ein Unterschiedsspieler in der Bezirksliga: Angreifer Dominik Früh (am Ball) vom TSV Genkingen.
Ein Unterschiedsspieler in der Bezirksliga: Angreifer Dominik Früh (am Ball) vom TSV Genkingen. Foto: Joachim Baur
Ein Unterschiedsspieler in der Bezirksliga: Angreifer Dominik Früh (am Ball) vom TSV Genkingen.
Foto: Joachim Baur

GENKINGEN. Das Leben besteht aus vielen Vorurteilen. Sie sind leider ein treuer Begleiter der Menschen. Auch Trainer Marco Knoll hat damit schon Bekanntschaft gemacht. »Unten in der Stadt heißt es über die Alb-Mannschaften oftmals: Die sind ja nur in den Zweikämpfen stark«, berichtet der 32-Jährige. »Das stört mich ein wenig. Denn wir können auch einen richtig guten Fußball spielen.«

Das »wir« steht in diesem Fall für den TSV Genkingen, der vergangene Saison souverän Meister in der Münsinger A-Liga wurde, und nun die Bezirksliga-Konkurrenz in den ersten sieben Spielen regelmäßig überraschte. Die Ausbeute: Fünf Siege, erst eine Niederlage, 16 Punkte und Platz drei. Alles nur reiner Zufall? »Eigentlich gar nicht«, entgegnet Knoll, der im Sommer den Trainerjob von Dominik Laur übernahm. »Wir steigern uns von Woche zu Woche und sind jetzt auf einem Level, auf dem wir gegen allen Teams mithalten können.«

Ein Unterschiedsspieler im Sturmzentrum

Auf der Suche nach den Erfolgsgründen führt die Spur automatisch zu Dominik Früh. Und damit zu genau jenem Angreifer, der für den VfL Pfullingen zwischen 2015 und 2021 in der Landes- und Verbandsliga 71 Treffer in 128 Spielen erzielt hatte. Nach einem zweijährigen Abstecher zum Landesligisten TSV Riedlingen kehrte der 30-Jährige im Sommer 2023 zu seinem Heimatverein zurück. In der Aufstiegssaison nahm Früh mit 30 Toren in 25 Ligapartien eine entscheidende Rolle ein. Und auch in dieser Spielzeit präsentiert sich der Stürmer-Routinier in seinen bisher sechs Einsätzen extrem treffsicher (sechs Tore). Im Bezirksoberhaus ist der langjährige Pfullinger ein absoluter Unterschiedsspieler. Den aktuellen Erfolg bei den Genkingern nur auf diese namhafte Personalie im Sturmzentrum zurückzuführen, wäre jedoch grob fahrlässig.

Das allseits bekannte Elf-Freunde-müsst-ihr-sein-Zitat trifft wohl auf wenige Mannschaften im Bezirk so gut zu wie auf den TSV Genkingen. »Das sind elf richtige Kameraden auf dem Platz. Dazu kommen die Spieler, die von der Bank richtig Feuer machen«, sagt Trainer Knoll. Die große Eingeschworenheit liegt vor allem daran, dass der Großteil des Teams »gefühlt seit dem Kindergarten zusammenspielt«. Auch wenn der Coach davon spricht, dass er eine physisch extrem robuste Mannschaft habe, in der jeder für den anderen den »Extra-Meter« laufe, so betont er abermals mit Nachdruck: »Wir haben aber auch wirklich gute Fußballer bei uns.«

Fast ein Jahrzehnt beim VfL Pfullingen

Knoll selbst ist in der Fußball-Region ein bekanntes Gesicht. Das liegt an seiner Vergangenheit im Pfullinger Jugendbereich. 2015 kam er als damals 21-Jähriger vom TSV Wittlingen zur U 19 der Echazstädter. Zunächst fungierte er mehrere Jahre als Co-Trainer, ehe er zum Schluss jeweils Teil eines gleichberechtigten Trainerduos war. In seinem letzten Jahr war Knoll zudem einer von zwei Assistenten des damaligen VfL-Coaches Daniel Güney. Vor allem erarbeitete sich der in Pfullingen wohnende Vertriebler im Baugewerbe den Ruf eines Menschen, der sich für einen Verein förmlich zerreißt. Kein Weg ist ihm zu weit, kein Gespräch zu lange, kein Telefonat zu lästig. Er legt großen Wert auf viele Einzelgespräche und betont: »Ich verlange viel von meinen Spielern. Sie sollen aber auch wissen, dass von mir genauso viel oder noch mehr kommt.«

Nach seinem Premierenjahr als Chefcoach im Aktivenbereich beim A-Ligisten TSV Boll ist der ehrgeizige Knoll nun in Genkingen gelandet. Am Sonntag (15 Uhr) folgt nun die Reise zurück in seine eigene Vergangenheit. Der TSV empfängt den ebenfalls sehr stark aufspielenden Aufsteiger VfL Pfullingen II (Platz zwei). Knoll spricht von einer sehr emotionalen Partie. Fast ein ganzes Jahrzehnt lang war er für die Echazstädter tätig und durfte viele Spieler aus der U 23 des VfL bei den Junioren begleiten. »Ich bin den Pfullingern brutal dankbar. Sie haben mir damals die Türen geöffnet. Ich habe viel reingegeben, aber genauso viel bekommen«, sagt Knoll.

Nach dem beeindruckenden Saisonstart stellt sich abschließend die Frage: Ist in dieser Saison womöglich mehr drin für den TSV Genkingen als »nur« der Klassenerhalt? »Nein, das ist nach wie vor das oberste Ziel. Es werden auch die Phasen kommen, in denen wir zwei, drei Spiele verlieren. Aber jetzt müssen wir einfach weiter die Erfolgswelle reiten.« (GEA)