TÜBINGEN. Fußball-Verbandsligist TSG Tübingen hat im Sommer einen herben Umbruch verkraften müssen. Zahlreiche Leistungsträger haben die Unistädter aus verschiedenen Gründen verlassen. Die Mannschaft von Trainer Michael Frick hat ein total junges Gesicht. Constantin Zeyer ist zwar auch erst 22 Jahre alt, gehört aber schon zu den erfahrenen Spielern. Der offensive Mittelfeldspieler hat bisher alle elf Partien für die Unistädter absolviert, ein Tor erzielt und als Feldspieler die meisten Minuten auf dem Buckel. Die guten Gene hat der TSG-Akteur wohl von seinem Vater Andreas Zeyer mitbekommen. Er ist kein geringerer als der Rekordspieler des Bundesligisten SC Freiburg.
Ein Drittel der Saison 2025/26 ist gespielt und die TSG Tübingen kämpft wie von vielen Experten erwartet gegen den Abstieg. Mit nur neun Punkten steht die Frick-Truppe derzeit auf dem 16. Tabellenplatz, was den direkten Abstieg bedeuten würde. Vor allem in der Offensive hapert es, nur elf Treffer gelangen bisher. »Uns fehlt im Angriff noch die Durchschlagskraft. Das wird aber noch kommen«, zeigt sich Zeyer optimistisch für den weiteren Saisonverlauf. Der 22-Jährige wird noch wichtig für die TSG Tübingen sein. »Er spielt im Moment echt gut. Für seine Spielweise benötigt er das Vertrauen der Trainer, und dieses hat er«, spricht Frick über seinen Schützling.
Einer der technisch stärksten Akteure bei den Unistädtern
Zeyer ist in zentraler Position hinter den Spitzen einer der technisch stärksten Akteure bei den Unistädtern. Der Ball klebt sprichwörtlich an seinen Füßen und er gibt dem Spiel der Frick-Truppe eine besondere Note. »Das Behaupten des Balles ist seine große Stärke. Dazu fordert er immer die Kugel und will alles spielerisch lösen«, charakterisiert Frick den jungen Mann mit den Locken, der im zweiten Jahr beim Verbandsligisten spielt. Zuvor lief der 22-Jährige zwei Jahre für die Reserve des Regionalligisten TSG Balingen auf. Auch in der vierthöchsten deutschen Spielklasse kann der Student für Medien- und Politikwissenschaft an der Universität Tübingen einen Einsatz im Spiel gegen den FC Homburg am 3. Oktober 2023 nachweisen.
In der Jugend trug Zeyer das Trikot des FC Gundelfingen in der Nähe von Heidenheim, wo die Familie herkommt. Sein jüngerer Bruder Maximilian spielt beim TSV Hollenbach (Landesliga Bayern, sein älterer Bruder Nikolas beim SC Lahr (Verbandsliga Südbaden) - Fußball nimmt bei der Familie Zeyer eine große Rolle ein. Fan ist Constantin Zeyer vom SV Werder Bremen. »Da hat mich mein älterer Bruder angesteckt«, witzelt der 22-Jährige. Nach dem Abitur im Jahr 2021 jobbte der 22-Jährige zunächst ein Jahr, bevor es ihn aufgrund des Studiums nach Tübingen verschlagen hat. Fußballerisch setzte der Kreativspieler seine Karriere bei der TSG Balingen fort. »Ich habe eineinhalb Jahre bei der ersten Mannschaft trainiert«, berichtet Zeyer. Nach dem Trainerwechsel von Martin Braun, der einst mit Vater Andreas in Freiburg aktiv war, zum Ex-SSV-Trainer Murat Isik spielte der TSG-Akteur dann aber nur noch in der zweiten Mannschaft. Mit der Reserve gelang im Jahr 2024 der Aufstieg in die Verbandsliga, Zeyer wechselte daraufhin zur TSG Tübingen.
Vier Wochen ohne Internet
In der vergangenen Spielzeit erzielte Zeyer, der im Oktober zudem ein Volontariat angefangen hat, fünf Treffer in 25 Partien. Das große Saisonfinale in der Relegation gegen den TSV Waldhausen hat die Nummer 20 der TSG aber verpasst und gleichzeitig nicht mitbekommen. Und das aus einem wirklich nicht alltäglichen Grund. Zeyer war vier Wochen abwesend, mit einem Kumpel lief er zu Fuß von München nach Venedig. Ganz ohne Internet und ohne soziale Medien. »Das Ziel war es, der Neugier standzuhalten. Das haben wir geschafft«, berichtet Zeyer, der die Erlebnisse auch im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit einfließen lassen hat.
Ein Handy musste er wegen seiner Diabetes-Erkrankung aber mitführen. Nach knapp 550 Kilometern war die Strecke geschafft, das Duo zufrieden und glücklich über das Geleistete. »Danach haben wir alles erfahren, was in vier Wochen so alles auf der Welt passiert ist«, berichtet Zeyer und freute sich somit verspätet über den Klassenerhalt der TSG Tübingen. Die fußballerischen Fähigkeiten und der Wille von Zeyer werden auch in dieser Runde gebraucht, damit es am Ende erneut heißt: Die TSG Tübingen hat die Liga gehalten. (GEA)

