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Warum Trainer Ferudun Sentürk und Croatia Reutlingen getrennte Wege gehen

Im Sommer ist für Ferudun Sentürk als Trainer beim Fußball-Landesligisten Schluss. Eine Entscheidung, die einen gewissen Grad an Irritation innehat.

Ferudun Sentürk gibt sich diplomatisch.
Ferudun Sentürk gibt sich diplomatisch. Foto: T.Baur/Eibner
Ferudun Sentürk gibt sich diplomatisch.
Foto: T.Baur/Eibner

REUTLINGEN. »Es gibt Entscheidungen im Leben, die muss man akzeptieren, auch wenn es einem nicht leichtfällt«, erklärt Croatia Reutlingen Coach Ferudun Sentürk. Der Fußball-Landesligist gab am Montag bekannt, sich einvernehmlich darauf verständigt zu haben, den Vertrag nicht über den Sommer zu verlängern. Eine Entscheidung, die einen gewissen Grad an Irritation innehat. Schließlich deutete nichts konkret auf diesen Schritt hin, den der Verein mit dem Wunsch einen neuen Impuls zu setzen, begründete. »Wir waren in guten Gesprächen über eine Verlängerung, planten den Kader für das kommende Jahr und ein paar Tage später, kam der Verein auf mich zu und erklärte, sich anders entschieden zu haben«, so der Coach, der aber auch hinzufügt: »Ich respektiere das und ich finde auch kein schlechtes Wort gegenüber den Verantwortlichen. Das ist Teil des Geschäfts.«

Fassade bekam Risse

Sentürk übernahm im Sommer 2023 nach dem Aufstieg in die Landesliga. Seine Mission: den vom Verein angestoßenen Umbruch zu begleiten und die nächste Croatia Generation heranzuziehen. Nach Platz zehn im ersten Jahr folgte ein weiterer Umbruch im Sommer. Kapitän und Leitfigur Ante Galic wechselte, doch zu Saisonbeginn war davon kaum was zu spüren. Die Fassade aber bekam Risse, die Ergebnisse stimmten nicht mehr. Der 2:1-Sieg gegen Seedorf vor der Winterpause wirkte für alle Beteiligten wie eine Erlösung, nach zuvor sechs sieglosen Partien. »Ich war von Beginn an Feuer und Flamme für die Aufgabe, aber es war uns allen klar, dass der Umbruch ein Prozess ist, der Zeit braucht«, sagt Sentürk und ergänzt: »Es geht ja auch nicht nur um die sportliche Entwicklung, das sind alles junge Spieler, da gilt es auch mentale Entwicklungsschritte zu begleiten.«

Impulse und Korrekturen

Dabei stand der Verein stets an der Seite seines Trainers und wer die Entscheidungsträger kennt – leicht gemacht hat sich die Entscheidung keiner. »Feri ist ein super Trainer und ein überragender Mensch. Das war ein sehr hartes Gespräch für uns«, unterstreicht Franjo Lovric, Vorstandsmitglied von Croatia. Zumal auch das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer stimmt, das betonen alle Seiten. Und so wirken die Entwicklungen auf den ersten Blick irritierend.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass trotz des vorhandenen Talents in der Mannschaft, man von außen immer wieder den Eindruck gewann, dass nicht alle Puzzleteile ineinandergreifen. Die erfahrenen Kräfte strahlten nicht genug Führung aus, die jungen Kräfte müssen erst noch reinwachsen in die Verantwortung. Es fehlten eben ein paar Prozent und so wuchs der Gedanke bei den Verantwortlichen, eine Kurskorrektur vorzunehmen, aber eben erst ab dem Sommer. Welcher Impuls daraus resultiert, diese Antwort muss nun die Mannschaft geben. Gleichzeitig geht der Verein ein gewisses Wagnis ein. Es braucht Korrekturen und Klarheit für die nächste Saison. »Wir wollen schnell für Klarheit sorgen und uns für das nächste Jahr wappnen«, beteuert Lovric. Bis dahin erklärt Sentürk, »gebe ich jeden Tag 200 Prozent und genieße das letzte halbe Jahr mit meiner Mannschaft.«

Was bleibt, ist eine gewisse Irritation, die beim näheren Draufschauen aber Argumenten beider Seiten weicht. Wer Recht behält, entscheidet sich, wie so oft im Fußball, auf dem Platz. (GEA)