REUTLINGEN. Christos Chatzimalousis blickte ungläubig zum Himmel und zog sich Sekunden später sein Trikot mit beiden Händen bis über den Kopf. Der Aktivposten der Young Boys Reutlingen konnte es nicht fassen. Seine Mannschaft hatte trotz eines guten und mutigen Auftritts gegen das Verbandsliga-Top-Team Türkspor Neckarsulm nichts Zählbares mitgenommen, sondern eine 1:3 (0:1)-Pleite kassiert.
»Wir haben weitestgehend super gespielt. Haben immer wieder Nadelstiche setzen können«, berichtete Reutlingens Nummer sieben. Vor allem er selbst überzeugte. Immer und immer wieder ging es über Chatzimalousis, der sich durchdribbelte, knapp am Tor vorbeischoss oder seine Teamkollegen bediente. Am Ende half alles nichts. »Meine Leistung war gut, aber was bringt mir das«, meinte der Mittelfeldspieler. »Damit kann ich mich nicht zufriedengeben.« Was ihn so ratlos in den Abendhimmel blicken ließ? »Es war jetzt schon oft so, dass wir super Spiele machen, aber ohne Punkte dastehen. Ich kann gerade gar nicht richtig sagen, warum wir das Spiel verlieren.«
»Wir versuchen und versuchen es. Wir verpassen so ein bisschen die letzte Aktion«
Verständlich, denn das Team von Trainer Volker Grimminger war nach dem Rückstand in der 17. Minute mehr am Ball, gab mehr Versuche ab und unterlag trotzdem. »Uns fehlt der letzte Wille, den Ball mal über die Linie zu drücken«, monierte der Kommandogeber. Chatzimalousis meinte dazu treffend: »Wir versuchen und versuchen es. Wir verpassen so ein bisschen die letzte Aktion.«
Am Ende, so muss man es sagen, bezahlte der Aufsteiger ein wenig Lehrgeld. Der erste Rückschlag durch den ehemaligen SSV-Torjäger Cristian Giles resultierte aus einem der wenigen Fehler. Doch er war eben da. Und plötzlich stand der Klasse-Stürmer gänzlich allein im Strafraum und netzte. »Du bist drei bis vier Sekunden unaufmerksam. Das ist in der Liga tödlich«, erklärte Grimminger, der prinzipiell zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf war. »Gegen einen schwächeren Gegner hätte es mit der Leistung heute sicher klar zum Sieg gereicht. Das war für mich heute bisher mit Abstand die stärkste Mannschaft, gegen die wir gespielt haben.«
»Da stellen wir uns arg kindisch an«
Das kleine bisschen Reife fehlte den Young Boys auch bei den späten Gegentoren durch Mert Okar (86.) und Adrian Heinle (90.+3/Strafstoß). Bei der Szene vor dem Elfmeter wurde einmal mehr deutlich, was am Sonntag den Unterschied zwischen beiden Clubs machte. Der Reutlinger Leon Maric versuchte, seinen Gegenspieler ohne große Not zu stoppen, allerdings zu stümperhaft. »Da stellen wir uns arg kindisch an«, kommentierte Grimminger. Neckarsulm dagegen verwaltete die Führung, beschränkte sich aufs Kontern und war am Ende abgezockter. Das zwischenzeitliche 1:2 erzielte Albert Silov nach Vorarbeit des hervorragenden Chatzimalousis. In der ersten Halbzeit verpasste Silov nach einer scharfen Flanke nur ganz knapp. Dieser Chance trauerte Grimminger nach. »Wenn er sich reinwirft, macht er den.« Aber das gehöre eben dazu, nun daraus zu lernen.
Gedämpft ist die Stimmung nach der Niederlage keineswegs. »In Balingen holen wir auf jeden Fall die drei Punkte«, ist sich Chatzimalousis vor dem nächsten Duell gegen die TSG Balingen II sicher. (GEA)

