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Upfingen-Youngster Matteo Schneider: »Ibus waren mein Mittagessen«

Matteo Schneider vom Fußball-A-Ligisten TSG Upfingen zählt in der Fußball-Region zu den aufstrebenden jungen Spielern. Obwohl der 21-Jährige vor einigen Jahren eine harte Diagnose bekam und kurz vor dem Aufhören stand. Das ist seine Geschichte.

Zweitbester Torjäger der Münsinger A-Liga: Matteo Schneider von der TSG Upfingen.
Zweitbester Torjäger der Münsinger A-Liga: Matteo Schneider von der TSG Upfingen. Foto: JoBaur
Zweitbester Torjäger der Münsinger A-Liga: Matteo Schneider von der TSG Upfingen.
Foto: JoBaur

UPFINGEN. Ein Blick auf die Zahlen reicht, um zu erkennen: Matteo Schneider von der TSG Upfingen zählt zu den aufstrebenden und spannendsten Youngstern in der Fußball-Region. 21 Jahre, 18 Tore in 18 Spielen und bereits jetzt ein Leistungsträger beim Spitzenreiter der Münsinger A-Liga. Da können nicht viele Gleichaltrige aus dem Bezirk Alb mit dem in Mehrstetten wohnenden Flügelspieler mithalten.

An dieser Stelle könnte die Geschichte bereits enden. Doch, dass diese Geschichte des talentierten Kickers aus Upfingen überhaupt erzählt werden kann, war vor drei Jahren noch ungewiss. Denn als Schneider gerade die Volljährigkeit erreichte, erhielt er eine niederschmetternde Diagnose: Arthrose im Kniegelenk. Eine Diagnose, »die eigentlich erst bei 50- oder 60-Jährigen erstmals aufkommt«, wie er selbst sagt. Es war das Ende einer Odyssee, die fünf Jahre zuvor ihren Ursprung nahm, wie Schneider dem GEA berichtet.

»Es war irgendwann so krass, dass ich mich während dem Spiel oder Training geheult habe, weil es so schlimm war.«

Mit 13 nahm er erstmals während des Laufens ein Knacken im Knie wahr. Damals habe er sich allerdings nichts dabei gedacht. Doch die Schmerzen wurden immer schlimmer. »Ibus waren zu dieser Zeit gefühlt mein Mittagessen, damit ich überhaupt kicken konnte«, berichtet der pfeilschnelle Flügelspieler. Aber er habe es die ganze Zeit ignoriert und dachte sich: »Das wird schon wieder weggehen. Ich wollte irgendwie nie zum Arzt. Vielleicht war ich auch einfach zu faul. Oder hatte Angst vor dem, was rauskommt.«

Jedenfalls hat »die Hölle« schließlich mit 15 Jahren angefangen, erzählt der frühere Mehrstettener, Auinger und Münsinger Jugendspieler und berichtet weiter: »Es war irgendwann so krass, dass ich mich während dem Spiel oder Training hinsetzen musste und geheult habe, weil es so schlimm war. Es hat gepocht und sich wie Messerstiche angefühlt. Ich konnte mein Knie irgendwann nicht mehr anwinkeln.« In dieser Zeit reifte bei ihm der Entschluss: Spätestens jetzt sollte er den Schmerzen aus medizinischer Sicht auf den Grund zu gehen.

»Mein ganzes Leben dreht sich nur um den Fußball. Da konnte ich nicht einfach aufhören.«

Ein MRT brachte die endgültige Gewissheit, dass etwas Strukturelles nicht stimmt. In Kurzform: »Meine Kniescheibe reibt auf dem Knorpel und dieser nutzt sich nach und nach ab. Normalerweise ist (Gelenkknorpel oder Gelenkflüssigkeit, Anm. d. Red.) irgendwas dazwischen, das es eben nicht passiert. Bei mir ist es anscheinend weg, sodass diese aufeinander liegen und aneinander reiben. Wie Schleifpapier.«

Nach der ernüchternden Diagnose ging Schneider tief in sich und dachte zunächst: »Dann hör auf zu kicken.« Leicht gesagt, aber schwer umsetzbar. »Weil jeden Tag irgendwo Fußball läuft, man pausenlos mit seinen Freunden darüber redet und mein ganzes Leben sich nur um den Fußball dreht. Da konnte ich nicht einfach aufhören.« Auch wenn er sich trotzdem erst einmal eine kleine Pause genehmigte. Ein vorzeitiges Ende kam für ihn aber nicht mehr in Frage. Und trotzdem stellte sich die Frage: Wie geht es nun weiter?

»Nach einem Spiel habe ich mir dann irgendwann gedacht: Wo sind eigentlich meine Knieschmerzen hin?«

Schneider nahm Kontakt zu Physiotherapeuten auf und bekam einige Übungen an die Hand, wie man die knieumliegende Muskulatur stabilisiert und das Knie schützt. »Die habe ich regelmäßig nach dem Arbeiten und der Schule gemacht und war zudem im Fitnessstudio angemeldet. Nur zum Radfahren. Weil es nicht das Knie belastet, aber trotzdem die Muskeln aufbaut«, sagt er. Jeden Tag, von Montag bis Sonntag, zog er dieses Pensum nach der Schule oder der Arbeit auf der Matte im heimischen Kinderzimmer und auf den Cycling-Geräten im Gym fleißig durch. Das Aufbauprogramm fruchtete.

»Seit einem Jahr habe ich keine Schmerzen mehr«, sagt Schneider mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Das viel Wichtigere: »Mittlerweile denke ich gar nicht mehr dran. Davor habe ich bestimmte Zweikämpfe teilweise vermieden oder bin beim Sprint nicht besonders schnell angetreten. Irgendwann war es einfach weg. Nach einem Spiel habe ich mir dann plötzlich gedacht: Wo sind eigentlich meine Knieschmerzen hin?«

Und man freut sich mit dem 21-Jährigen. Der sich in der Vergangenheit laut eigener Aussage schon auch teilweise die Frage stellte: »Ist es mir das alles wert, wenn ich danach zwei oder drei Tage kaum mehr laufen kann und ich immer ein Training pro Woche absagen muss? Heute weiß ich, dass es das auf jeden Fall wert war.« Die Fußball-Region kann froh sein. Die Geschichte von Matteo Schneider ist längst noch nicht am Ende angekommen: »Ich will richtig angreifen in den nächsten Jahren.« (GEA)