REUTLINGEN. Es lief die 86. Spielminute, als Holzgerlingens Kapitän Marc Albien plötzlich frei vor Young-Boys-Schlussmann Sascha Kabs auftauchte, den Ball aber deutlich über das Tor setzte. Durchatmen bei den Reutlingern. Hätte der Ex-Rübgartener Albien getroffen, wären die Träume vom direkten Aufstieg in die Verbandsliga endgültig geplatzt. Doch nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg des Fußball-Landesligisten Young Boys Reutlingen gegen die Spvgg Holzgerlingen lebt der Traum vom Titelgewinn weiter.
Dass es am Ende nochmal so spannend werden würde, hätten die 200 Zuschauer im Stadion an der Kreuzeiche nicht erwartet. Der Tabellenzweite mühte sich gegen das Schlusslicht ziemlich ab, rettete den Sieg aber über die Ziellinie. »Das war heute nicht unsere beste Leistung, wir können es besser. Die Saison war lang und hat den Jungs viel Kraft gekostet, man merkt, dass die Mannschaft auf dem Zahnfleisch läuft«, erklärte Young-Boys-Abteilungsleiter Marcel Laaß.
Die Young Boys brauchten eine Weile, um sich vom gewohnten kleinen Kunstrasen auf den großen Rasenplatz im Kreuzeiche-Stadion zu gewöhnen. Dass die gewohnte Kombinationsstärke der Reutlinger nicht zur Geltung kam, lag aber auch an den Gästen. Für die Holzgerlinger, die vor der Partie 13 Punkte und eine Tordifferenz von minus 103 vorzuweisen hatten, war das Spiel in diesem Rahmen das Highlight der Saison. Die Anfangsphase war geprägt von vielen intensiven Mittelfeldduellen. Bis auf einen Kopfball von Aleksandar Krsic blieben die Young Boys offensiv harmlos. Nach 14 Spielminuten überraschten die Holzgerlinger die Reutlinger Defensive mit einem schnellen Tempogegenstoß, den Niko Klein zum 0:1 verwandelte. Nach 32 Minuten kämpfte sich Goalgetter Panagiotis Nakos im Strafraum durch und versenkte den Ball aus spitzem Winkel zum 1:1. Kurz vor der Pause drosch Spielertrainer Yasin Yilmaz das Leder nach einer Ecke aus fünf Metern zum 2:1 in die Maschen.
Im zweiten Durchgang hatten die Young Boys mehr Zug zum Tor und gute Möglichkeiten, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Nakos (64.) und Krsic (70.) scheiterten per Kopf, Szalaszki (72.) und Mazrekaj (87.) aus der Distanz. Krsics Treffer nach 71 Minuten wurde wegen einer Abseitsposition zurecht aberkannt. Durch den Sieg haben die Reutlinger weiter die Möglichkeit, bei einer Niederlage von Tabellenführer VfL Nagold in Nehren und einem eigenen Sieg beim SV Zimmern am letzten Spieltag auf Platz eins vorzurücken. »Der Glaube in der Mannschaft ist weiterhin da. Am Montag ist trainingsfrei und dann heißt es wieder Vollgas geben. Ich muss mir noch ein Angebot für den SV Nehren überlegen, falls er gegen Nagold gewinnt«, schmunzelte Laaß. (GEA)