REUTLINGEN. Euphorisch jubelten die Fußballer der Young Boys Reutlingen am späten Sonntagnachmittag. Gründe dafür gab es zahlreiche. Vorrangig wäre da der Erfolg gegen den Konkurrenten TSG Hofherrnweiler-Unterrombach zu nennen. Aber das war längst nicht alles. Denn es war mehr als ein Erfolg. Es war eine Machtdemonstration des Verbandsliga-Aufsteigers, der nicht nur vier Treffer erzielte, sondern den Gegner nach Belieben bespielte und dabei kein Gegentor kassierte.
Zu erwähnen wäre beispielsweise auch, dass es der erste Sieg gegen ein Spitzenteam war oder dass Winter-Zugang Adil Iggoute bei seiner Pflichtspielpremiere gleich zwei Treffer erzielte. Über einen »tollen Tag« freute sich deshalb Trainer Volker Grimminger, der bereits im Vorfeld angekündigt hatte, dass seine Jungs den Rasen brennen lassen würden. »Es war teilweise überragend«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass Hofherrnweiler einen rabenschwarzen Tag hatte, sondern dass wir es nicht anders zugelassen haben.«
Iggoute glücklich
Glücklich war auch Doppeltorschütze Iggoute. »Als Stürmer ist es immer schön, wenn man sich aufs Konto etwas drauflegen kann. Doppelt ist es umso besser. Aber ich weiß, da geht noch mehr.« Was er damit meinte? In der ersten Halbzeit konnten die Reutlinger vor heimischer Kulisse ihre klare Überlegenheit nicht in Tore umwandeln - auch weil der Marokkaner im Strafraum zwei Mal aus aussichtsreicher Position an Gäste-Keeper Joshua Barth scheiterte.
Das änderte sich kurz nach dem Wiederanpfiff. Der quirlige Christos Chatzimalousis flankte überlegt und flach in den Strafraum, dieses Mal drosch der Angreifer den Ball rein. »Genau so reagiert ein Top-Stürmer. Das ist das, was uns bisher ein bisschen gefehlt hat«, lobte Grimminger. »Er ist körperlich brutal. Er fastet seit einer Woche, hätte aber ohne Probleme durchspielen können.« Das war aber nicht nötig, denn nach dem Dosenöffner spielten sich die Young Boys in einen regelrechten Torrausch und belohnten sich für ihr aggressives Abwehrpressing, das Hofherrnweiler zur Verzweiflung brachte. So durfte Iggoute runter, nachdem er in der 57. Minute erneut nach einer Hereingabe auf 3:0 stellte.
Super-Tor von Chatzimalousis
Zwischen den beiden Treffern trumpfte Chatzimalousis auf. Während er sich durchs Mittelfeld dribbelte, sah der 27-Jährige, dass Keeper Barth ein wenig zu weit aus seinem Kasten geeilt war. Der Offensivmann schlenzte den Ball scheinbar ohne Mühe an ihm vorbei und bewarb sich damit neben Iggoute um den Preis für den Spieler des Spiels. »Typisch Chatzimalousis. Die ersten 20 Minuten braucht er zu viele Ballkontakte, in der zweiten Halbzeit ist es dann wieder Weltklasse. Das Tor ist der Wahnsinn. Ich habe nicht mal von außen gesehen, dass der Torwart zu weit draußen steht«, meinte Grimminger.
Wie gut der Verbandsligist in der Breite besetzt ist, zeigte Thomas Diescher, der von der Bank gekommen war. Im Vollsprint legte er den Ball während eines Konters locker am letzten Verteidiger vorbei und schoss zum 4:0-Endstand ein (76.). Es war die Krönung eines aus Reutlinger Sicht ziemlich perfekten Tages und außerdem das sechste Pflichtspiel in Folge, dass die Truppe ungeschlagen bleibt.
Die Bodenhaftung nicht verlieren
Auf Instagram machte der Young-Boys-Coach seinem Team eine Liebeserklärung. »Ich liebe die Jungs einfach«, schrieb er und fügte ein Herzchen an. Allerdings warnte er auch: »Wir müssen jetzt schauen, dass meine Hasen die Bodenhaftung nicht verlieren.« (GEA)