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Legendentreffen des TSV Pliezhausen ein voller Erfolg

Frank Balleis war der Initiator, 24 Personen kamen und tauschten alte Geschichten aus - das Fußball-Legendentreffen des TSV Pliezhausen war ein voller Erfolg.

Spieler, Trainer und Funktionäre beim Fußball-Legendentreffen des TSV Pliezhausen. Hintere Reihe von links: Helmut Uitz, Horst K
Spieler, Trainer und Funktionäre beim Fußball-Legendentreffen des TSV Pliezhausen. Hintere Reihe von links: Helmut Uitz, Horst Keller, Ewald Walker, Theo Stetter, Reiner Kugel, Wolfgang Hipp, Wolfgang Weimer, Frank Dresel, Uli Röhm, Joachim Grüninger, Herbert Dragunski; vordere Reihe von links: Horst Saur, Frank Balleis, Dieter Schwemmle, Kurt Jaissle, Helmut Spröber, Jürgen Hermann, Robert Lühr, Walter Oswald, Roland Braun, Norbert Brendle, Ralf Mayer, Thomas Kuhl, Peter Wollmann. Foto: Joachim Baur
Spieler, Trainer und Funktionäre beim Fußball-Legendentreffen des TSV Pliezhausen. Hintere Reihe von links: Helmut Uitz, Horst Keller, Ewald Walker, Theo Stetter, Reiner Kugel, Wolfgang Hipp, Wolfgang Weimer, Frank Dresel, Uli Röhm, Joachim Grüninger, Herbert Dragunski; vordere Reihe von links: Horst Saur, Frank Balleis, Dieter Schwemmle, Kurt Jaissle, Helmut Spröber, Jürgen Hermann, Robert Lühr, Walter Oswald, Roland Braun, Norbert Brendle, Ralf Mayer, Thomas Kuhl, Peter Wollmann.
Foto: Joachim Baur

PLIEZHAUSEN. »Weißt Du noch?« Dieser Satz fiel häufig beim Fußball-Legendentreffen des TSV Pliezhausen in der Stadion-Gaststätte. Am Ende sagte der Initiator Frank Balleis voller Stolz: »Das war ein ganz toller Abend.« Der GEA hörte sich bei den Beteiligten um.

- Der Macher: Als Frank Balleis, ein eifriger GEA-Leser, seinen ehemaligen Pliezhäuser Teamkollegen Joachim Grüninger auf dem GEA-Foto des Ehemaligen-Treffens beim SSV Reutlingen - 50 Jahre nach der deutschen Amateurmeisterschaft - entdeckte, war das für ihn »die Brücke«. Balleis machte sich an die aufwändige Arbeit, Adressen und Telefon-Nummern der ehemaligen Mitspieler zu besorgen, die 1982/83 die Landesliga-Meisterschaft einheimsten und anschließend vier Jahre in der Verbandsliga um Punkte kämpften. Zur Erinnerung: Die Verbandsliga war damals die vierthöchste Spielklasse. Die weiteste Anreise zu diesem Treffen hatte Ralf Mayer. Der in der Region für Pliezhausen und den VfL Pfullingen auflaufende Mittelfeldakteur wohnt in der Nähe von München.

- Die Fehlenden: Die Ott-Brüder Henry und Rainer, Klaus Holoch, Andreas Schimmel und Jochen Rein sagten aus privaten Gründen ab. Balleis erinnerte in seinen Begrüßungsworten an einige Verstorbene. Neben den Funktionären Emil Bauer und Ludwig Henzler sowie Landesliga-Meistertrainer Lothar Baumbach sind auch die ehemaligen Spieler Bernd Schumacher, Hans-Jörg Biedritzky, Michael Schuster (der spätere Fußball-Vorsitzende des SSV Reutlingen) und Harald Kern gestorben.

- Der erste Nicht-Absteiger: »Wir waren der erste Meister der Landesliga-Staffel 3, der sich in der Verbandsliga gehalten hat«, erzählt Balleis. In der Tat war damals der Sprung ins württembergische Oberhaus ein extrem großer. Nach der Spielklassenreform im Jahr 1978 holten der VfL Herrenberg (1978/79), GSV Maichingen (1979/80), VfL Pfullingen (1980/81) und der VfL Sindelfingen (1981/82) den Titel in der Landesliga, mussten aber ein Jahr später in der Verbandsliga in den sauren Abstiegsapfel beißen.

- Der Geniale: Die Freude war groß, als sich Robert Lühr mit langsamen Schritten der Vereins-Gaststätte näherte. Robert Lühr - der Geniale, der Spielmacher, der Lebemensch. Über die Stationen VfB Lübeck, SSV Reutlingen, Arminia Hannover, Wormatia Worms und Spvgg Ludwigsburg schloss er sich zwei Mal dem TSV Pliezhausen an. »Robert war einer der Besten in der Region, ein perfekter Fußballer«, schwärmt Ewald Walker. Der heute 75-Jährige lebt mittlerweile in einem Pflegeheim, hat aber nach wie vor den Schalk hinter den Ohren.

- Oferdinger Zweigstelle: Der TSV Oferdingen, damals in der Bezirksliga angesiedelt, hatte Anfang der 1980er-Jahre einige Talente in seinen Reihen, die bald in höhere Ligen entfleuchten. Balleis schloss sich 1982 dem TSV Pliezhausen an, Jörg Edeling wechselte 1983 zum damals ebenfalls in der Verbandsliga um Punkte kämpfenden SSV Reutlingen, Thomas Kuhl wagte 1984 den Sprung nach Pliezhausen. »Ich habe in der Saison 1983/84 als A-Jugendlicher bei Oferdingen in der Rückrunde in der Ersten gespielt«, erinnert sich Kuhl. Dabei muss er sich wohl, obwohl er körperlich ein Leichtgewicht war, schnell an die raue Luft bei den Aktiven gewöhnt haben. »Frank Balleis hat dann ein Probetraining in Pliezhausen vermittelt«, so Kuhl, der sich anschließend acht Jahre das Pliezhäuser Trikot überstreifte. Danach kehrte er als Spielertrainer zum TSV Oferdingen zurück.

- Die Verantwortlichen: Horst Saur, Peter Wollmann und Helmut Spröber gehörten in den Achtzigern zur Führungsriege beim TSV Pliezhausen und waren beim Legendentreffen dabei. Extrem rüstig ist der 89 Jahre alte Saur. »Ich bin damals von Giengen an der Brenz nach Pliezhausen gezogen und habe bei Bosch in Reutlingen 36 Jahre in leitender Position gearbeitet«, erzählt Saur mit einem Strahlen im Gesicht. Und blickt im nächsten Moment ins Stadionrund - das Schönbuchstadion, eine der herrlichsten Anlagen in der Region.

- Die Abwehrstrategen: Die heute 71 Jahre alten Wolfgang Weimer und Herbert Dragunski hielten viele Jahre den Laden beim Turn- und Sportverein dicht. »Ich habe 350 Spiele für Pliezhausen bestritten«, erzählt Weimer, der bereits an der A-Klassen-Meisterschaft 1975/76 beteiligt war. Dragunski kam vom VfL Kirchheim. Davor spielte er neun Jahre beim VfB Stuttgart in der Jugend und Amateurmannschaft. »Nach meiner sechsjährigen Zeit in Pliezhausen bin ich zum TV Bempflingen gegangen«, so Dragunski.

- Der Gefürchtete: Jürgen Hermann war ein Vorstopper der Extraklasse. »Wenn ich mich bei Auswärtsspielen beim Gegner gemeldet habe, wurde ich häufig gefragt, ob der Hermann dabei ist«, erinnert sich der damalige Spielleiter Peter Wollmann. Der daneben stehende Hermann grinst bei diesen Worten: »Ich habe aber nie die Rote Karte gesehen.« Im zweiten Verbandsliga-Jahr absolvierte Hermann nur die ersten zwei Spiele. Danach besuchte er in Freiburg die Meisterschule als Steinmetz.

- Der Paradiesvogel: Uli Röhm, der vom SSV Reutlingen kam, hätte - darüber sind sich die Experten einig - mehr aus seiner Fußball-Laufbahn herausholen können. Paradiesvogel Röhm war immer für Überraschungen gut. »Einmal hat Trainer Dieter Schwemmle die Aufstellung mit Röhm vorgelesen, der Uli war aber gar nicht anwesend«, grinst Wollmann. Röhm hat diesen Vorfall noch in bester Erinnerung: »Es war ein Mittwochabend-Spiel in Sindelfingen. Ich war im Rappen mit den Reutlinger Tischtennis-Bundesligaspielern Peter Stellwag und Reinhard Sefried beim Pokern.«

- Verbandsliga-Trainer (1): Im Sommer 1982 wechselte Meistertrainer Lothar Baumbach zum VfL Pfullingen. Roland Braun, der zuvor den SV Walddorf coachte, wurde als neuer Kommandogeber engagiert. Tausendsassa Braun fungierte in Pliezhausen als Leichtathletik-Coach der LG Schönbuch und als Fußballtrainer. »Ich war von 1971 bis '79 Trainer in Pliezhausen. Als ich nach Köln ging, wo ich meinen Fußball-Lehrer baute, holte der Verein Robert Lühr als Spielertrainer«, erklärt der in Tübingen wohnende Braun.

- Verbandsliga-Trainer (2): Im Mai 1984 übernahm Dieter Schwemmle beim TSV das Kommando. »Mich reizt dieses Trainergeschäft. Ich habe in elf Profi-Jahren sehr viel Schlechtes gesehen. Ich hoffe, dass ich die wesentlichen Dinge erkannt habe und jetzt den Spielern gut vermitteln kann«, sagte Schwemmle gegenüber dem GEA in der Vorschau auf die Saison 1984/85. Der heute 75-Jährige kam als große Nummer im Fußballgeschäft nach Pliezhausen, war er doch in der Bundesliga für den VfB Stuttgart, Kickers Offenbach und den VfL Bochum am Ball. »Ich habe mich unheimlich über die Einladung zu diesem Treffen gefreut«, sagt der in Sillenbuch wohnende Schwemmle.

- Der Torjäger: Der in Neckartailfingen wohnende Kurt Jaissle wurde beim Wiedersehen mit den alten Teamkameraden häufig nach seinem Sohn Matthias gefragt, der zurzeit als Trainer in Saudi-Arabien tätig ist. Matthias Jaissle war als Spieler für die TSG Hoffenheim in der Bundesliga aktiv. Kurt Jaissle kehrte 1983 nach einem einjährigen Abstecher zum SSV Reutlingen, mit dem er damals aus der Oberliga abstieg, nach Pliezhausen zurück. Mit 17 Erfolgen war Jaissle in der ersten Pliezhäuser Verbandsliga-Saison der beste Torschütze. 1986 ging er als Spielertrainer nach Holzgerlingen.

- Der Rückhalt: Ohne Wenn und Aber: Joachim Grüninger war die Bank von Pliezhausen. Der Keeper war viele Jahre einer der Besten in der Verbands- und Landesliga und rettete dem TSV so manchen Punkt. Grüninger spielte davor für die TSG und den SSV Reutlingen, ehe er 1978 zum Heidenheimer SB (die dortigen Fußballer firmieren seit 2007 als 1. FC Heidenheim) wechselte und auch dort die Nummer eins war. »In Heidenheim ging's in dem Jahr drunter und drüber«, erinnert er sich. Die Heidenheimer verschlissen fünf Trainer, stiegen ab und Grüninger schloss sich 1979 dem TSV Pliezhausen an.

- Vergleich mit Rummenigge: In der Landesliga-Meister-Saison 1982/83 war Frank Balleis mit zehn Erfolgen der beste Pliezhäuser Torschütze, gefolgt von Hans-Jörg Biedritzky (7), Henry Ott, Klaus Holoch und Jochen Rein (je 6). An einen besonderen Treffer kann sich Balleis noch erinnern. Es war in der Saison 1983/84, als er beim 3:0 gegen den FV Saulgau das 1:0 erzielte. »Balleis-Tor in Rummenigge-Manier«, titelte der GEA. Er wurde von Dragunski in Szene gesetzt, trickste im Strafraum zwei Saulgauer aus und verlud dann Torhüter Henzler.

- Manndeckung für Verteidiger: Ewald Walker spielte mit Theo Stetter in Pliezhausen in einem Team. Als Stetter beim TuS Ergenzingen in der Landesliga als Trainer am Werk war, hatte er großen Respekt vor Walkers Offensivdrang. Walker erinnert sich: »Theo hat Jörg Breitling als linken Verteidiger aufgeboten, der mich als rechten Verteidiger beschattet hat.« (GEA)