REUTLINGEN. »Wir stehen vor einem Trümmerhaufen«, ist Altenburgs Fußball-Abteilungsleiter Steven Lesener tief frustriert. »Das tut mir leid für den TSV Altenburg«, formuliert Christian Grießer vom SSV Reutlingen. »Man hätte sich an einen Tisch setzen, den TSV Altenburg mit ins Boot und die Aufgaben verteilen sollen«, erklärt Jozo Josipovic, der Beinahe-Trainer der SGM Reutlingen/Altenburg.
Anfang April verkündete der SSV Reutlingen, dass er in Kooperation mit dem in der Kreisliga B auf Punktejagd gehenden TSV Altenburg eine U23-Mannschaft gründen wolle. Josipovic werde das Team als Coach übernehmen. »Zu dem Zeitpunkt habe ich dem SSV nur eine mündliche, aber keine verbindliche Zusage gegeben«, sagt Josipovic auf GEA-Anfrage. Einen gut gefüllten Kader gab es Anfang April auch noch nicht, schließlich rechnete der in der vergangenen Runde in der B-Liga antretende TSV Altenburg mit acht bis zehn alters- und berufsbedingten Rücktritten. In diesem Fall überraschte, dass der SSV mit der Meldung der Kooperation sehr offensiv umging. In anderen Fällen ist es beim Kreuzeiche-Club häufig so, dass Personal-Neuigkeiten und andere News extrem lange unter Verschluss gehalten werden.
Grießer in Zeitnot
Wie sah der Fahrplan der SGM Reutlingen/Altenburg aus? Was ist schiefgelaufen? Gibt es einen neuen Anlauf?
Josipovic habe vom SSV eine Namensliste von Spielern erhalten, die Interesse an diesem Projekt hätten, erzählt Lesener. In diesem Fall scheiden sich die Geister. »Mir wurde gesagt, der SSV wird mit den Spielern sprechen«, sagt Josipovic. Offensichtlich war es so, dass sich der eine auf den anderen verlassen hat. Und am Ende standen und stehen alle wie begossene Pudel da. SSV-Sportvorstand Grießer konnte sich im April/Mai keine Zeit für die zweite Mannschaft freischaufeln, geriet doch die Erste in der Oberliga immer tiefer in den Abstiegsstrudel. »Ich musste mich um die erste Mannschaft kümmern«, erklärt Grießer. In der Tat wäre er möglicherweise vom Hof gejagt worden, wenn die erste Garde aus der Oberliga abgestiegen wäre und er eine spielfähige zweite Mannschaft präsentiert hätte. »Das habe ich natürlich verstanden, dass die Oberliga-Truppe Priorität genießt«, so Josipovic.
Wochenlang keine Informationen
Nachdem er wochenlang keine Informationen erhalten hatte, zog Josipovic einen Schlussstrich. Per WhatsApp habe der frühere SSV-Kicker Josipovic mitgeteilt, dass er nicht mehr hinter dem Projekt stehe. »Für uns war das ein absolutes Chaos«, erzählt Lesener. Josipovic berichtet, dass er wochenlang Anfragen anderer Clubs geblockt habe. Mittlerweile ist er als Co-Trainer beim Landesliga-Aufsteiger SV Croatia Reutlingen eingestiegen. Ihm darf natürlich die Frage gestellt werden, weshalb er sich in puncto Spielergespräche/Spielersuche nicht zwischendurch nach dem Stand der Dinge erkundigt hat.
»Wir haben im Dezember mit dem SSV die ersten Gespräche in Sachen Kooperation gehabt«, blickt Lesener zurück. Die Kontakte kamen auch deshalb zustande, weil die U 14 und U 12 des SSV im Winter in Altenburg trainierte, da es an der Kreuzeiche keine Kapazitäten mehr gab. »Für den Verein TSV Altenburg und den Ort Altenburg ist es schlecht, dass wir in der nächsten Saison keine Mannschaft im Männerbereich am Start haben«, spricht Lesener von einer extrem unglücklichen Situation. Aber: Das Projekt SGM Reutlingen/Altenburg wird nicht ad acta gelegt. »Nun wollen wir mit einem Jahr Vorlaufzeit in der Spielzeit 2024/25 an den Start gehen«, bekräftigt Lesener. (GEA)