Jetzt klappte es.
Siegtorschütze Eder hob in der Stunde des Triumphes die Rolle von Ronaldo hervor. »Cristiano hat gesagt, dass er uns allen vertraut. Mit dieser Energie hat er uns neuen Mut gemacht. Die Portugiesen haben sich diesen Sieg verdient«, sagte der 28-Jährige strahlend.
»Ich bin immer noch am Träumen, ich kann es immer noch nicht realisieren. Das ist fantastisch, besonders in Frankreich die EM zu gewinnen, ist fantastisch«, beschrieb der künftige Dortmunder Raphael Guerreiro vom neuen Europameister seine Emotionen.
In der ersten Halbzeit, die von Scharen von Faltern im Stadion begleitet wurden, hatten die Franzosen das Spiel bestimmt, wie erwartet. In der 10. Minute scheiterte Torjäger Antoine Griezmann mit einem Kopfball an Torwart Rui Patricio. Der war auch in der 34. Minute bei einem Schuss von Moussa Sissoko zur Stelle.
Die Portugiesen steckten den Ronaldo-Schock schnell weg, behielten ihre gute defensive Struktur und warteten geduldig, ob sich irgendwie eine Chance ergeben würde. Ihr Motto lautete »Jetzt erst recht«. Doch in der Offensive fehlte der Top-Mann, da ging fast nichts.
Der Favorit Frankreich tat sich schwer. In der 66. Minute ergab sich aber aus dem Nichts die Riesenchance zum 1:0. Ein Kopfball von Griezmann, drüber. Ganz knapp. Der eingewechselte Kingsley Coman hatte geflankt. Der Bayern-Stürmer brachte Schwung. In der 75. Minute scheiterte Olivier Giroud am ganz starken Rui Patricio.
»Ich bin immer noch am Träumen. In Frankreich die EM zu gewinnen, ist fantastisch«Plötzlich ein offensives Lebenszeichen von Portugal. Gegen Nani wurde Torwart Hugo Lloris zum Retter (80.). Dann waren wieder die Franzosen dran, einen Distanzkracher von Sissoko entschärfte Rui Patricio (84.). Der Pfosten half dem geschlagenen Keeper, als der für Giroud eingewechselte André-Pierre Gignac nach einer famosen Drehung schoss. Es war die zweite Minute der Nachspielzeit. Es wäre der französische Siegtreffer gewesen. Aber so: Verlängerung.
Cristiano Ronaldo war jetzt wieder zu sehen. Er sprach den Teamkollegen Mut zu. In der 104. Minute rettete Lloris bei einem Kopfball von Eder. Dann traf der Neu-Dortmunder Raphael Guerreiro mit seinem Freistoß die Latte (108.). Es folgte Eders Schuss ins Glück (109.).
Fernando Santos, der Coach der Portugiesen hat seit seinem Amtsantritt noch kein Pflichtspiel verloren – er ist der Held. Die Kritik am Spielstil der Portugiesen und damit auch an seiner Taktik: völlig egal. »Sie sollen ruhig weiter sagen, dass wir hässlich spielen und unverdient gewonnen haben. Wenn sie das wieder sagen, gehe ich sehr glücklich nach Hause«, sagte der Coach vor dem Finale. Und wie er glücklich war. Nicht nur er.
Dagegen waren die Franzosen am Boden zerstört. Trainer Didier Deschamps formulierte: »Wir haben eine große Chance vertan, den Titel zu gewinnen. Es gibt keine Worte, um das Gefühl zu beschreiben. Die Enttäuschung ist immens. Es braucht Zeit, um das zu verarbeiten.« (GEA)