REUTLINGEN. Es könnte alles so schön sein für Anton Makarenko. Dem 33-Jährigen gelang zum Abschluss seiner Fußball-Karriere mit der Spvgg Bayreuth der Aufstieg in die 3. Liga. Nun beginnt für Makarenko ein neuer Lebensabschnitt als Fachlehrer. In diesen Wochen und Monaten fällt allerdings ein Schatten auf den Alltag des mit seiner Frau und zwei Kindern in Kulmbach wohnenden ehemaligen Spielers des SSV Reutlingen. Ihn treiben die Sorgen um Familienangehörige in der Ukraine um.
Makarenko ist in Charkiw geboren, kam mit elf Jahren nach Deutschland. »Viele Verwandte sind während des Krieges in den Westen und Südwesten geflüchtet«, erzählt er. Er selbst tauscht sich mit einigen Cousinen per Whatsapp aus. »Meine in Nürnberg wohnenden Eltern haben ständig Kontakt zu Verwandten und Bekannten in der Ukraine. Sie halten mich auf dem Laufenden.« Dass der Krieg bald ein Ende findet, glaubt er nicht. »Wir hoffen alle, dass Frieden und Normalität einkehrt. Es sieht aber leider nicht danach aus.«
»Viele Verwandte sind während des Krieges geflüchtet«
Nachdem Makarenko in der Jugend für den 1. FC Nürnberg und den FC Augsburg auflief, wurde er zu Beginn der Saison 2007/08 in den Augsburger Zweitliga-Kader aufgenommen. Fünf Einsätze in der 2. Liga stehen in seiner Vita. Im Januar 2009 lieh ihn der FCA an den SSV Reutlingen aus. Für den Kreuzeiche-Club kam er in der Spielzeit 2008/09 in 17 Spielen zum Einsatz und erzielte fünf Tore. In der darauf folgenden Spielzeit standen 21 Einsätze und vier Treffer zu Buche.
»Ich habe einige Mal das 1:0 erzielt. In der zweiten Saison war ich längere Zeit verletzt«, blickt der offensive Mittelfeldspieler zurück. Viel mehr ist nicht hängen geblieben. Kontakte zu ehemaligen Reutlinger Mitspielern existieren nicht mehr. An zwei Dinge kann sich Makarenko allerdings noch erinnern: »Ich habe während meiner Reutlinger Zeit die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten.« Zum zweiten spricht er von »top Rahmenbedingungen beim SSV«.
Nach seiner Reutlinger Zeit spielte Makarenko zwei Jahre für den SV 05 Babelsberg, zwei Jahre beim Chemnitzer FC und eine Saison bei Energie Cottbus. Im Juli 2015 heuerte er bei der Spvgg Bayreuth an, für die er in sieben Jahren 130 Pflichtspiele (33 Tore) absolvierte. »Es waren sieben sehr schöne Jahre, die ich genossen habe. Die Meisterschaft und der Aufstieg in die 3. Liga waren ein perfekter Abschluss.« Vor einigen Jahren habe er sich nicht vorstellen können, mit der Spvgg Bayreuth in Richtung 3. Liga zu entfleuchen. Einen großen Anteil am Aufstieg habe Trainer Timo Rost, von dem Makarenko große Stücke hält (»von ihm nehme ich sehr viel mit«). Rost, früher unter anderem Profi beim VfB Stuttgart, stieg vor vier Jahren bei den Bayreuthern auf die Kommandobrücke und wechselt nun zum Zweitliga-Absteiger Aue.
Makarenko ist schon lange in Oberfranken angekommen. Seine Frau kommt aus Bayreuth, mit seiner Familie hat er ein Haus in Kulmbach bezogen. Er hat zudem seine Zukunft geplant und sich zum Fachlehrer in Sport, Wirtschaft und Technik ausbilden lassen. Makarenko wechselt quasi vom Rasen ins Klassenzimmer.
»Die Bedingungen beim SSV Reutlingen sind top«
Seine Kickstiefel hängt er jedoch nicht an den Nagel. Nächste Saison fungiert er als spielender Co-Trainer beim Landesligisten (das entspricht in Württemberg der Verbandsliga) TSV Neudrossenfeld. »Das ist ein gut geführter Verein, der in den vergangenen Jahren immer vorne dabei war.« Es könnte alles so schön sein im Leben des Anton Makarenko. Privat, beruflich und sportlich läuft alles rund. Wenn nur nicht dieser schreckliche Krieg in der ukrainischen Heimat wäre. (GEA)