REUTLINGEN. Die Young Boys Reutlingen haben den Aufstieg in die Fußball-Verbandsliga in der eigenen Hand. Wäre über diese Aussage Anfang April noch hämisch gelacht worden, so ist dieser Fakt nur wenige Wochen später zur Gewissheit geworden. Drei Spieltage vor Schluss grüßen die Reutlinger mit einem Zähler Vorsprung auf den TSV Ehningen von der Tabellenspitze. Am Samstag (15.30 Uhr) steht für das Team von Trainer Volker Grimminger eine extrem wegweisende Partie auf dem Programm. Die Young Boys gastieren beim Verbandsliga-Absteiger VfL Sindelfingen. Mit einem Auswärtserfolg im wohl schwersten Spiel der restlichen Saison würden die Reutlinger einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft und des ersten Verbandsliga-Aufstiegs in der 18-jährigen Vereinsgeschichte machen. Der GEA sprach exklusiv mit Vereinspräsident Thorsten Bauer über die Situation seines Clubs. Ein Überblick über die wichtigsten Punkte des Gesprächs.
- Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten:
Nach der 3:6-Klatsche im Derby gegen den SV Nehren vor etwas mehr als einem Monat betrug der Rückstand von den Young Boys auf den direkten Aufstiegsplatz sieben Punkte. Trainer Grimminger wollte nichts mehr von einem Aufstieg wissen und legte den Blick bereits auf die kommende Runde. Sechs Spiele und fünf Siege (bei einem Remis) später sieht die Welt nun plötzlich wieder rosig aus. »Wir wussten, dass die Mannschaft gut ist. Deshalb haben wir uns auch so geärgert«, betont Bauer. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Reutlinger über einen Großteil dieser Saison mit Verletzungsproblemen einiger Leistungsträger zu kämpfen hatten. So fehlt Kapitän Hakan Aktepe seit einigen Monaten aufgrund einer Knieverletzung. Ist die späte Trendwende deshalb umso schöner? »Klar«, sagt der Präsident. »Aber die Konkurrenten haben auch mitgespielt. Denn mit acht Niederlagen Tabellenführer zu sein, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.«
- Neue Arena und Zulauf in der Jugend:
Bereits seit Anfang Mai tragen die Young Boys ihre Heimspiele in ihrer neuen Arena aus - dem Medica Logistik Park im Markwasen. Spätestens zur neuen Runde sollen dann auch die beiden großen Stahlrohrtribünen mit Sitzplätzen für jeweils 250 Zuschauer stehen. Vor allem auch deshalb vernimmt Präsident Bauer eine »Riesen-Aufbruchstimmung« im Verein. Denn zuvor waren die Young Boys seit ihrer Gründung praktisch ohne richtige eigene Heimat und mussten sich ihre Spielstätte zuletzt unter anderem mit den Regionalliga-Footballern der SSV Reutlingen 05 Eagles teilen. Möglicherweise führt auch dieser Umstand dazu, dass die Young Boys derzeit einen »extremen Zulauf in der Jugend haben«, wie Bauer berichtet. »Da wollen wir in Zukunft ein noch größeres Augenmerk drauflegen. Wir waren ja mal gut unterwegs in diesem Bereich, nach der Trennung von der TSG Reutlingen haben wir im Jugendbereich aber praktisch wieder von ganz unten angefangen. Da möchten wir wieder viel investieren. Vor allem Zeit.«
- Verstärkungen bei Verbandsliga-Aufstieg:
Croatia-Goalgetter Ante Galic sowie die beiden Leistungsträger des VfL Pfullingen Kevin Haußmann und Christos Chatzimalousis: Die Young Boys haben bereits kräftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen und namhafte Akteure aus der Region für die kommende Saison unter Vertrag genommen. Verbandsligatauglich dürfte der Kader damit auf alle Fälle sein. »Ob wir dann auch in dieser Liga spielen, werden wir in den nächsten drei Spielen sehen. Es sind drei wirklich schwere Partien«, gibt sich Bauer noch zurückhaltend. Neben den oben genannten Verpflichtungen sollen im Optimalfall noch zwei bis drei weitere qualitativ gute Akteure dazukommen. »Bei zwei Spielern hängt es noch davon ab, ob wir aufsteigen. Die täten uns aber noch sehr gut. Das wären noch wirkliche Verstärkungen«, sagt Bauer, der noch keine Namen verraten möchte.
- Mögliches Stadtderby gegen SSV:
Kommt es in der kommenden Saison zum hochbrisanten Stadtderby zwischen den Young Boys und dem SSV Reutlingen? Alles andere als ausgeschlossen. »Das wäre eine tolle Sache, da würden bestimmt viele Zuschauer kommen«, meint Bauer. »Aber ich wünsche niemandem etwas Böses. Im Gegenteil: Ich mag Philipp Reitter zum Beispiel sehr gerne. Warum Sie so weit hinten drin stehen, kann ich wirklich nicht verstehen. Ich wünsche dem SSV definitiv nicht den Abstieg, sondern würde lieber in der Oberliga gegen sie spielen. Doch wir sollten jetzt erstmal nach uns schauen und die verbleibenden Spiele konzentriert angehen.« (GEA)

