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2:2 - SSV Reutlingen nach schlafmütziger erster Hälfte in Durchgang zwei famos

Erste Halbzeit pfui, zweite Hälfte hui - die Reutlinger Oberliga-Fußballer erkämpfen sich gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen nach einem 0:2-Rückstand ein 2:2-Unentschieden. Zwei A-Jugendliche haben großen Anteil am Punktgewinn.

Tobias Dierberger (links, im Duell mit Calcio-Innenverteidiger  Charalambos Parharidis) sorgte nach der Pause für Schwung im SSV
Tobias Dierberger (links, im Duell mit Calcio-Innenverteidiger Charalambos Parharidis) sorgte nach der Pause für Schwung im SSV-Spiel. Foto: STEFFEN SCHANZ
Tobias Dierberger (links, im Duell mit Calcio-Innenverteidiger Charalambos Parharidis) sorgte nach der Pause für Schwung im SSV-Spiel.
Foto: STEFFEN SCHANZ

REUTLINGEN. Yannick Toth stand kopfschüttelnd in den Katakomben des Kreuzeiche-Stadions: »Wir hatten die Hosen voll. Wir haben uns nicht getraut, Fußball zu spielen«, ließ der Reutlinger Kapitän die ersten 45 Minuten Revue passieren. Die Quittung: Der SSV lag in der Oberliga-Partie gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen bis zum Seitenwechsel mit 0:2 im Rückstand. In Durchgang zwei allerdings drehten die Reutlinger mächtig auf und erkämpften sich ein 2:2-Unentschieden. »Wenn es noch fünf Minuten gegangen wäre, hätten wir wohl gewonnen«, stellte Trainer Philipp Reitter fest.

»In der zweiten Halbzeit lieferten wir eine überzeugende Leistung ab. Wir haben aber immer wieder Schwankungen im Spiel«, wusste Reitter nach der Partie nicht so recht, wie er die Punkteteilung einordnen sollte. Am Samstag, beim 3:2-Erfolg in Zuzenhausen, lieferte der SSV in den ersten 45 Minuten eine bravouröse Leistung ab und bauten danach extrem ab. Nun gegen Calcio mussten die Nullfünfer froh sein, dass sie zur Pause nur mit 0:2 im Hintertreffen waren, ehe sie mächtig Gas gaben.

»Mutlos gespielt«

Auch Routinier Luca Plattenhardt, der im Trikot des FC Homburg in 111 Regionalligaspielen reichlich Erfahrung sammelte, konnte sich keinen Reim auf den Auftritt in der ersten Halbzeit machen: »Wir haben mutlos gespielt und uns irgendwie in die Halbzeit gerettet.« Plattenhardt zollte den zwei Youngstern Johannes Wally und Manuel Walz ein dickes Kompliment: »Die zwei A-Jugendlichen haben uns mitgezogen.«

In der Tat war es beeindruckend, mit welcher Überzeugung, Einsatzwillen, aber auch fußballerischem Vermögen das Youngster-Duo auftrat. »Wir sind gut reingekommen«, sagte der vor Saisonbeginn vom TuS Ergenzingen zur Reutlinger U19 gestoßene Wally. »Bei dieser Atmosphäre macht es Spaß. Die Zuschauer haben uns nach vorne gepeitscht.« In der Tat sorgten 1.050 Besucher - damit knackte der SSV bereits zum zweiten Mal in dieser Runde die Tausender-Marke - für einen stimmungsvollen Rahmen einer ansehnlichen Partie. Wally und Walz gehören zu jenem A-Junioren-Team, das am Sonntag in der Oberliga mit einem 8:0-Triumph gegen den ambitionierten SGV Freiberg in die Saison gestartet ist. Im Klartext: Da wächst im Reutlinger Talentschuppen einiges heran, das in den nächsten Jahren auch im Aktivenbereich für Furore sorgen könnte.

Di Frisco hat SSV-Vergangenheit

Aufsteiger Calcio, individuell stark besetzt, zeigte vor der Pause seine Klasse. »Die erste Hälfte haben wir dominiert, wir hätten sogar höher führen können«, kommentierte Trainer Franceso di Frisco das Geschehen. Di Frisco hat im übrigen ebenso eine SSV-Vergangenheit wie drei seiner Akteure, nämlich Jovan Djermanovic, Nedim Pepic und Bleron Visoka.

Bereits nach acht Minuten geriet der SSV nach einer Unachtsamkeit in der Defensive in Rückstand. Torschütze: Jonathan-Martin Swieter. Calcio praktizierte von Beginn an ein hohes Pressing und zwang den SSV zu Fehlern en masse. Waren die Reutlinger überrascht über die Calcio-Attacken? »Überhaupt nicht«, erklärte Toth, »wir wussten, dass Calcio uns anlaufen wird«.

Leinfelden-Echterdingen war vor der Pause in jeder Beziehung stärker und überzeugte vor allem mit großer Ballsicherheit und guter Raumaufteilung. Das zweite Tor in der 29. Minute markierte Djermanovic. Onesi Kuengienda und der vor wenigen Tagen vom 1. CfR Pforzheim gekommene Mayimona Antonio gaben dabei keine gute Figur ab.

Wechsel bringen Wende

Gegenüber dem Spiel in Zuzenhausen standen beim SSV Torhüter Dominik Hozlinger (für Marcel Binanzer/Schulterverletzung), Jonah Adrovic (für Riccardo Gorgoglione/Hüftbeuger) und Antonio (für David Kemmler) in der Startelf. Drei Wechsel in der Halbzeit brachten schließlich die Wende in der Begegnung gegen Calcio. Neben Wally und Walz schickte Reitter Tobias Dierberger aufs Feld, der ebenfalls ein Riesen-Engagement an den Tag legte.

Es war schlichtweg beeindruckend, welchen Elan, welche plötzlich wiederentdeckte Zweikampfstärke und welche Laufarbeit der SSV in der zweiten Hälfte an den Tag legte. Nach einem Patzer des ansonsten starken Viktor Ribeiro brachte Cedric Guarino seine Farben in der 69. Minute auf 1:2 heran. Jener Guarino, letzte Woche von den Stuttgarter Kickers gekommen, schuftete wie ein Berserker. Darüber hinaus ist er ein glänzender Kicker. Ein großer Gewinn für den SSV. Das 2:2-Ausgleichstor (86.) erzielte Kuengienda per Strafstoß, nachdem Luca Meixner von Philipp Seemann zu Fall gebracht wurde. »Auf die zweite Halbzeit müssen wir aufbauen«, lautete das Schlusswort von Toth. Dem ist nichts hinzuzufügen. (GEA)