TÜBINGEN. Einfach Spaß haben. Keine anderen Worte fallen seit der Freistellung von Domenik Reinboth und der Übernahme durch Interimscoach Eric Detlev häufiger bei den Tigers Tübingen. Wo das hinführen kann, zeigte sich am vergangenen Samstag beim 103:92-Auswärtserfolg gegen den Play-off-Mitkonkurrenten VfL Bochum. Jetzt will der Basketball-Zweitligist aus der Neckarstadt nachlegen. Am Samstagabend (19.30 Uhr, sportdeutschland.tv) gastiert der Tabellenzehnte Dresden in der Paul-Horn-Arena beim Achtplatzierten. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem sechstletzten Spiel der Hauptrunde.
- Wie schafft man es, den Spaß in eine Basketball-Mannschaft zurückzubringen?
»Ich mag das Wort Freude mehr«, betont Detlev und schmunzelt. Zunächst ging es dem 49-Jährigen darum, »sich als Trainer auch mal ein Stück weit zurückzunehmen« und die Jungs mehr Verantwortung übernehmen zu lassen. »Dass sie mehr das machen können, was sie selber machen wollen«, wie es der Tigers-Interimscoach formuliert. Zuvor hätte man oftmals das Gefühl gehabt, so Detlev, dass bei einigen Spielern die Handbremse angezogen sei. Der zweifache Familienvater hat viele und intensive Einzelgespräche geführt, um herauszufinden, was die Spieler beschäftigt und wie ihre Wünsche aussehen. Wichtig ist ihm dabei zu betonen: »Es geht aber nicht darum, dass jeder jederzeit machen kann, was er will. Es ging eher darum Freiräume zu schaffen. Nach dem Motto: In diesen Situationen entscheidet ihr. Ich melde mich dann schon, wenn ich etwas Bestimmtes möchte oder wenn mir was nicht gefällt.« Der wichtigste Job den du als Trainer hättest sei es, eine gute Atmosphäre zu kreieren, in der Dinge stattfinden können, meint der gebürtige Hamburger und Tigers-Sportdirektor abschließend.
- Warum war der Auswärtserfolg in Bochum so extrem wichtig?
Wie schnell es im Sport doch gehen kann. Rückte das Erreichen der Play-offs, das selbsterklärte Ziel des Clubs, nach den beiden Niederlagen am Doppel-Heimspieltag gegen Kirchheim und Trier erst einmal in weite Ferne, so befinden sich die Tigers nach dem Erfolg gegen Bochum wieder mittendrin im Rennen um die Teilnahme an der Meisterrunde. Platz fünf ist für die Tübinger nur zwei Siege entfernt.
»Gegen das ganze Dramatisieren habe ich mich die gesamte Saison immer ein bisschen gewehrt. Das war auch einer der Gründe für mein Interview auf der Club-Homepage. Um einfach mal zu sagen: Wir sind eigentlich auf Kurs«, erklärt Detlev mit Blick auf die vergangenen Wochen, als die Raubkatzen zwischenzeitlich bis auf Platz zehn abgerutscht waren und einige Fans anfingen, nervös zu werden. Die Tabelle sei sehr eng. Der 49-Jährige stellt deshalb zurecht klar: »Wir waren nie draußen aus dem Play-off-Rennen. Es ging vielleicht eher um den Style. Wer dann endgültig in die Play-offs geht, wird sich am letzten Spieltag entscheiden. Deshalb sind diese ganzen Vorhersagen nicht zielführend.«
- Wieso spielt Center-Youngster Vincent Neugebauer derzeit so groß auf?
15, 16 und zwölf Punkte. Dazu kommen neun, sieben und acht Rebounds. Tübingens Center-Youngster Vincent Neugebauer liefert aktuell richtig gut ab und zählte in den vergangenen drei Duellen zu den besten Akteuren im Tigers-Team. Bemerkenswert war der Auftritt des 22-Jährigen am Samstag in Bochum. In nur 15 Minuten gelangen dem deutschen Big Man eben jene 15 Punkte und neun Abpraller inklusive drei Blocks. Effizienter geht's kaum. »Er ist auf einem sehr, sehr guten Weg«, lobt Detlev die Entwicklung des Youngster und erklärt: »Basketballerisch ist er das, was du heute bei großen Leuten suchst. Vincent ist sehr beweglich für seine Größe. Er ist zwar nicht der kräftigste Typ, aber heute suchst du eher Spieler, die vor allem im Pick-and-Roll schnell abrollen und das Spiel generell schnell machen können.« Gut für die Tübinger: Neugebauer ist mit einem Zwei-Jahres-Vertrag mit der Option für eine weitere Saison ausgestattet. (GEA)