REUTLINGEN. Vasilis Tsouknidis ist der Macher und das Gesicht von Basketball-Regionalligist TSG Solcom Ravens Reutlingen. Der 45-jährige Grieche steht sinnbildlich für die Ambitionen des Clubs. »Wir wollen mindestens den Aufstieg in die Pro B schaffen«, sagt Tsouknidis im Interview mit GEA-Mitarbeiter Tobias Fischer. Dafür muss die Organisation weiter wachsen. Tsouknidis skizziert, wie dies geschafft werden soll und berichtet zugleich über die sportliche Lage.GEA: In der Regionalliga gingen die vergangenen drei Partien verloren. Wie ist bei Ihnen aktuell die Stimmungslage?
Vasilis Tsouknidis: Die Stimmung ist nicht schlecht. Wir wissen um die Fehler, die dazu geführt haben, dass wir die Spiele verloren haben.
Was sind die Gründe für den kleinen Negativtrend nach zuvor drei Siegen in Folge?
Tsouknidis: Wir hatten nach Weihnachten eine längere Pause, was uns nicht gut getan hat. Das soll keine Ausrede sein, aber es ist eben so, dass unsere Gegner wieder früher im Spielbetrieb waren. Dazu kommt, dass wir bereits einige Wechsel auf wichtigen Positionen im Kader hatten. Die Integration der neuen Spieler benötigt Zeit, um uns noch besser zu finden. Zudem sind wir das viertjüngste Team der Liga. Junge Spieler machen Fehler. Es gilt nun, diese zu verringern.
»Daran wären andere Teams zerbrochen. Wir aber nicht. Das zeigt unsere Stärke«
Die Ravens sind sehr ambitioniert in die Saison 2023/24 gestartet. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit mit elf Siegen aus 18 Partien aus?
Tsouknidis: Unser Ziel war es, im oberen Drittel zu landen. Das ist immer noch sehr gut möglich. Mit zwei Siegen mehr auf dem Konto, wäre es die optimale Ausbeute gewesen. Wir hatten schon viele Wechsel im Team, daran wären andere Teams zerbrochen. Wir aber nicht. Das zeigt unsere Stärke. Die Organisation ist gut aufgestellt, der Vorstand gibt uns Trainern und Spielern durch viele Gespräche die nötige Sicherheit.
Seit dieser Runde haben die Basketballer der TSG Reutlingen mit der Solcom GmbH einen Namensgeber und Hauptsponsor gewonnen. Was sind die mittelfristigen Ziele dieser gemeinsamen Verbindung?
Tsouknidis:Mittelfristig ist unser Ziel, mindestens den Aufstieg in die drittklassige Pro B zu schaffen. Wir sind jetzt im dritten Jahr in der Regionalliga. Diese Saison wollten wir schon angreifen. Nächstes Jahr wollen wir dann ganz vorne um den Aufstieg mitspielen. Grundsätzlich sollen sich unsere Spieler weiter Schritt für Schritt entwickeln und den Reutlinger Basketball auf einen aufsteigenden Ast bringen.
Personell hat sich der Kader im Laufe der Saison immer wieder verändert. Gleich sechs Spieler haben den Club verlassen. Jüngst gab es mit Davids Grinbergs, Mauro Gerszke und Simion Habtemichael drei Neuzugänge. Wie blicken Sie darauf?
Tsouknidis: Die Wechsel gingen ja auch teilweise von uns aus. Ich bin ein sehr ehrgeiziger und nicht immer einfacher Typ, weil ich und der Club Ambitionen haben. Als Trainer verlange ich sehr viel, womit nicht jeder Spieler gleich zurechtkommt. Jeder Akteur muss viel trainieren, um besser zu werden. Das ist meine Prämisse. In der Regionalliga kann man zudem kein Geld verdienen, das muss man wissen. Wir sind kein großer, aber auch kein kleiner Club.
Malik Kudic wurde vor der Saison intern als »Transfercoup« angekündigt. Bisher stehen für ihn 11,6 Punkte und 4,2 Rebounds zu Buche. Hat man sich hier nicht mehr erwartet?
Tsouknidis: Das würde ich so nicht sagen. Er ist ein sehr netter Kerl, der oft missverstanden wird, weil er ein etwas spezieller Typ ist. Er wohnt zudem in Ludwigsburg. Darüber hinaus liegt sein Fokus auf dem Studium, deswegen trainiert er nur zwei Mal in der Woche mit uns. Somit hat auch die Integration etwas länger gedauert. Insgesamt hat er uns trotzdem schon einige Spiele gerettet, was auch zum Gesamterfolg der Mannschaft beigetragen hat.
Basketball boomt bei der TSG Reutlingen. Die Basketball-Abteilung hat über 400 Mitglieder. Die Heimspiele der Ravens sind stets gut besucht. Was ist mit dem Reutlinger Basketball in Zukunft alles möglich?
Tsouknidis: Unser Ziel ist, den Basketball in Reutlingen über die Stadtgrenzen wieder bekannter zu machen. Sportlich müssen wir uns in der Zukunft auf ein paar Spielerpositionen verbessern. Innerhalb des Clubs werden wir uns auch breiter aufstellen, um die vielen Voraussetzungen und Anforderungen für die Pro B auch umsetzen zu können. Wir haben zudem ein Kreativteam mit acht Personen, das uns eng begleitet. Wir haben eine gute Stimmung im Club und eine Kultur entwickelt, auf der man gut für die Zukunft aufbauen kann.
»Wir wollen den Basketball in Reutlingen über die Stadtgrenzen bekannter machen«
Zurück zum Sportlichen: Was erwarten Sie im Heimspiel am Samstag gegen Saarlouis Sunkings?
Tsouknidis: Wir wollen als Sieger vom Platz gehen. Im Hinspiel haben wir uns schwergetan, wir werden somit gut vorbereitet in die Partie gehen. Jeder Spieler muss ein wenig mehr bringen, dann haben wir nicht nur in diesem Spiel eine gute Chance, zu gewinnen. Wir stehen nicht so schlecht da und haben keinen Druck, gewinnen zu müssen. (GEA)
ZUR PERSON
Vasilis Tsouknidis wurde am 5. April 1978 im griechischen Alexandroupolis geboren. Tsouknidis ist ledig und wohnt in Reutlingen. Seit zwölf Jahren ist der 45-Jährige bei der TSG Reutlingen als Trainer aktiv, zunächst in der Jugend, seit neun Jahren trainiert der gebürtige Grieche die erste Mannschaft der Ravens. Davor war Ravens-Trainer unter anderem Spieler beim damaligen Drittligisten Cosmos Tübingen. Hauptberuflich arbeitet der ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrer in einem Fitnessstudio in Reutlingen. (tob)