TÜBINGEN. Till Jönke ist mehr als nur der Kapitän der Tübinger Zweitliga-Basketballer und die große Club- Identifikationsfigur der Tigers. Er ist ein Mann, der über den Tellerrand hinausblickt, sich bereits im Hier und Jetzt Gedanken macht über die Zeit nach der Profi-Karriere. Der 33-Jährige ist ein Hans Dampf in allen Gassen.
Jönke ist zweifacher Familienvater, hat vor einigen Jahren eine Ausbildung zum Bürokaufmann erfolgreich abgeschlossen und befindet sich derzeit in den letzten Zügen seines Fernstudiums im Fach Soziale Arbeit. Zudem hofft er als Basketball-Spieler inständig darauf, dass seine Raubkatzen mit einem Sieg am Samstagabend gegen den Tabellenvorletzten Artland Dragons (19.30 Uhr/sportdeutschland.tv) weitere Schritte in Richtung Play-off-Teilnahme machen.
Keine 24 Stunden später wird er dann alles daran setzen, dass die Young Tigers auch in der kommenden Saison in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) auf Punktejagd gehen. Der Routinier coacht seit dieser Saison ganz nebenbei noch die jungen und talentierten Tigers-Stars von - hoffentlich - morgen. Schmiedet der Kapitän etwa auch auf der Trainerbank jetzt schon fleißig Pläne für die Karriere nach der Karriere?
Ligaverbleib bei Sieg
Die Young Tigers haben das erste Spiel der zweiten Relegationsrunde in den Playdowns der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) gegen das Team Südhessen mit 91:81 (44:41) gewonnen. Das zweite Duell steigt am Sonntag in Weiterstadt. Bei einem Sieg wäre der Ligaverbleib für das U 16-Team geschafft, bei einer Niederlage kommt es wiederum eine Woche später zum finalen Entscheidungsspiel in Tübingen. (ott)
»Nein«, sagt Jönke im Gespräch mit dem GEA. Sein Ziel sei es aber immer gewesen, so viele Türen wie nur irgendwie möglich für die Zeit nach der Karriere als Spieler offen zu halten. Eine Zeit, in der viele Profis erst mal nach Orientierung und Halt suchen. Das Thema Basketball-Trainer habe deshalb einerseits Sinn gemacht, weil »ich von meiner Persönlichkeit her schon jetzt häufig der verlängerte Arm des Coaches bin«, betont der 33-Jährige. Andererseits war dieser Schritt auch naheliegend, weil sein Bruder Jonas ebenfalls als Headcoach arbeitet und in der Vergangenheit unter anderem den aktuellen Zweitliga-Konkurrenten Düsseldorf betreute. Warum also nicht auch in diese Richtung gehen?
Das dachte sich offenbar auch der heutige Tigers-Coach Eric Detlev, der das Tübinger Team nach der Entlassung von Domenik Reinboth seit einem Monat interimsweise verantwortet und bei den Neckarstädtern zuvor als Sportdirektor mit Fokus auf die Nachwuchsabteilung fungierte. »Er hat mich damals darauf aufmerksam gemacht«, berichtet Jönke. Mit »darauf« meint der gebürtige Düsseldorfer die Nachwuchstrainerausbildung des Deutschen Basketball Ausbildungsfonds e.V.. Wie es auf der Homepage der Basketball-Bundesliga (BBL) heißt, ist dies »ein Intensivprogramm zur individuellen Förderung und Weiterbildung talentierter hauptberuflicher Nachwuchstrainer der Clubs der easyCredit Basketball Bundesliga und der 2. Basketball Bundesliga«.
Alle Felder des Trainerdaseins werden abgedeckt
Das ist, mit den Worten Jönkes gesprochen, »eine ganz tolle und richtige Ausbildung über drei Jahre« mit vier Seminaren jährlich vor Ort. Das ganze sei wie ein Fernstudium. Die Trainer-Azubis erlernen den Job des Basketball-Coaches dabei von der Pike auf. Während des Studienverlaufs beschäftigen sich Jönke und Co. mit verschiedenen Modulen. Zum Beispiel im Bereich Sportpsychologie oder der Technik und Taktik. »Wir hatten auch schon Ernährungsberatung und Athletiktraining. Alle Felder des Trainerdaseins werden abgedeckt«, sagt der 33-Jährige, der sich im zweiten Jahr der Ausbildung befindet.
Dabei stößt Jönke mitunter an seine Grenzen. »In der Ausbildung sind die meisten hauptamtlich als Trainer im Jugendbereich tätig. Ich bin nebenbei noch Fulltime-Basketball-Profi und habe leider nicht den zeitlichen Rahmen, den ich gerne hätte«, erklärt der Tausendsassa. Denn die Spiele des Tübinger JBBL-Teams überschneiden sich häufig mit denen der Zweitliga-Korbjäger. Deshalb ist Jönke auch gemeinsam mit dem Engländer Troy Culley, der als Assistant Coach bei den Profis und Trainer bei der »Zwoiden« arbeitet, für das Nachwuchsteam verantwortlich. Zuvor hatte übrigens Detlev die U 16-Mannschaft der Raubkatzen trainiert.
Noch drei Jahre als Spieler im Tank
»Ich übernehme, wenn es mir zeitlich möglich ist. In den anderen Fällen macht es Troy. Wir haben drei- bis viermal Training pro Woche. Ich versuche, so oft wie möglich dabei zu sein. Mein fester Tag, an dem ich das Training leite, ist mittwochs«, berichtet der ehemalige Ulmer Jugendspieler und ergänzt mit Blick auf den schwierigen Spagat: »Der Verein gibt mir da aber generell sehr viel Freiraum und unterstützt mich ganz toll.« Interessant: Schon jetzt hat die Tigers-Identifikationsfigur einiges für seinen Hauptjob als Spieler lernen können. Er betont: »Ich bin deutlich geduldiger geworden, weil man erst mal merkt, wie extrem komplex und schwierig das Coaching ist. Spieler zu sein ist deutlich einfacher, als Trainer zu sein.«
Von diesen Erfahrungen will Jönke noch einige Jahre als Spieler auf dem Basketball-Parkett profitieren. Ans Aufhören denkt der Routinier noch lange nicht. »Ich bin 33 und fühle mich wie 28. So lange das so toll läuft, möchte ich einfach noch das Spielen genießen. Ich glaube, dass ich noch drei Jahre als Spieler im Tank habe«, ist sich der Routinier sicher. Egal ob als Trainer, Sozialarbeiter oder in einem Bürojob - Till Jönke ist für alle Fälle gerüstet. (GEA)