TRIER. Zahlen können täuschen. Am Ende hatten die Tigers Tübingen im ersten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie bei den Gladiators Trier am Mittwoch mit 86:105 (48:53) das Nachsehen. Was nach einer deutlichen Abreibung gegen den klaren Favoriten aussieht, war in Wirklichkeit ein bis in den Schlussabschnitt spannendes und heiß umkämpftes Spiel. »Das war ein heißer Tanz vor einer tollen Atmosphäre«, sagte Tübingens Headcoach Eric Detlev. »Wir haben versucht, das Spiel lange offen zu halten. Das ist uns auch lange gelungen.« Erst im letzten Viertel ging den Tübinger Zweitliga-Basketballern dann richtig die Puste aus.
Und dennoch war es ein Auftritt der den Tigers Mut machen sollte. Chris Schmidt, eigentlich Hallensprecher der Gladiators, sagte als TV-Kommentator bei sportdeutschland.tv Mitte des dritten Viertels: »Das ist ein hochintensives Spiel. So wünscht man sich es doch. Vom Duell Siebter gegen Zweiter ist wenig zu erkennen. Tübingen verkauft sich sehr teuer.« Das stimmte. Immer wieder klatschte Trainer Detlev seiner Mannschaft in der ersten Hälfte Applaus von der Seitenlinie. Der 49-Jährige war zufrieden mit der Leistung seiner Jungs.
Schöne Geste
Schöne Geste! Obwohl der nachverpflichtete Jamison Overton Anfang März sich nach nur vier Spielen einen Syndesmosebandriss im rechten Fuß zuzog und die restliche Saison damit ausfällt, ließ es sich der 26-Jährige nicht nehmen, beim Spiel in Trier seine Teamkollegen vor Ort zu unterstützen. Das ist umso erstaunlicher und schöner, weil der US-Amerikaner nach seiner Operation nicht mehr in Tübingen weilt. (ott)
»Wenn eher Druck auf dem Kessel ist, dann auf Trierer Seite. Wir haben mit dem Einzug in die Play-offs letzte Woche unser Saisonziel erreicht«, sagte Detlev vor der Partie. Und genau so spielten die Tigers auf. Sie machten den Hausherren das Leben schwer und waren mutig. Zwar fanden die physisch starken Trierer regelmäßig die passenden Antworten, doch konnten sie nicht wirklich davonziehen. Zwei Minuten vor der Pause glichen die Raubkatzen angeführt vom starken Big Man Samuel Idowu das Spiel (45:45) sogar aus.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Obwohl die Tübinger die Partie lange Zeit eng gestalteten, lagen sie während des gesamten Spielverlaufs nicht einmal in Führung. »Wir lagen nach allen Vierteln vorne. Aus dem Zwei-Punkte-Bereich sind uns starke 63 Prozent (Tübingen dagegen nur sehr schwache 39 Prozent, Anm. d. Red) geglückt. Das waren Abschlüsse, auf die wir uns vorbereitet haben. Wir haben ein schnelles Tempo gespielt, was zu diesem Vorsprung geführt hat«, betonte Trier-Coach Jacques Schneider. Gleichzeitig ließen die Neckarstädter im Angriff immer wieder zu viele Möglichkeiten liegen. Allen voran Philip Hecker, der trotz mehrerer freien Wurfmöglichkeiten fünf Dreier daneben setzte und am Ende ohne Punkte blieb.
Buzzer Beater wird womöglich zum Knackpunkt
Bitter und vielleicht auch der endgültige Knackpunkt in dieser Partie: Marcus Graves traf für die Gladiators zum Ende des dritten Viertels einen Buzzer Beater von der Dreierlinie zum 84:72. So gingen die Tigers eben nicht mit einem psychologisch wichtigen Rückstand von unter zehn Punkten in den Schlussabschnitt. Und so zog der Favorit immer weiter davon. Ein 9:0-Lauf sorgte schließlich für das deutliche Endergebnis, das über den eigentlichen Spielverlauf jedoch hinwegtäuschte. Topscorer des Spiels war Samuel Idowu mit 21 Zählern für die Raubkatzen, der sich zudem neun Rebounds sicherte. Center-Partner Vincent Neugebauer gelang mit zwölf Punkten und zehn Rebounds ein Double Double. Beim Gastgeber punkteten gleich fünf Akteure zweistellig. »Das ist unsere DNA, das zeichnet uns aus«, sagte Trainer Schneider.
Tigers-Kapitän Till Jönke betonte mit ein wenig Abstand am Donnerstag gegenüber dem GEA: »Das war ein sehr attraktives und tolles Basketballspiel. Es war sehr offensivlastig, beide Mannschaft haben viel gescort.« Gleichzeitig betonte der 33-Jährige, der in 21 Minuten Spielzeit fünf Punkte erzielte: »Wir müssen in Spiel zwei noch intensiver verteidigen und den Trierern noch ein paar Abschlüsse mehr schwerer machen. Dann haben wir zuhause ein gutes Spiel und auch eine Chance zu gewinnen.« Spiel zwei der Viertelfinal-Serie steigt bereits am Samstagabend (19.30 Uhr) in der Paul-Horn-Arena. Drei Erfolge braucht es für das Weiterkommen. (GEA)