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Tigers schenken in Düsseldorf eine 21-Punkte-Führung her

Welche Mankos sich bei der Tübinger Niederlage gegen Zweitliga-Underdog Düsseldorf rächen.

Nach der Halbzeit war der Weg zum Düsseldorfer Korb für John Nagle (mit Ball) und seine Tübinger Teamkollegen oftmals versperrt.
Nach der Halbzeit war der Weg zum Düsseldorfer Korb für John Nagle (mit Ball) und seine Tübinger Teamkollegen oftmals versperrt. Foto: Francesco Consentino/Eibner
Nach der Halbzeit war der Weg zum Düsseldorfer Korb für John Nagle (mit Ball) und seine Tübinger Teamkollegen oftmals versperrt.
Foto: Francesco Consentino/Eibner

DÜSSELDORF. Die Tigers waren gewarnt. Am vorangegangenen Wochenende, als die Tübinger Zweitliga-Basketballer in Dresden nur mit einem Punkt Vorsprung gewinnen konnten, hatte Düsseldorf schon beim Tabellenvierten in Crailsheim deutlich gesiegt. Nun musste sich der nächste vermeintliche Spitzenclub aus dem Schwäbischen dem Underdog aus dem Rheinland geschlagen geben. Das Auswärtsspiel gegen die ART Giants ging mit 83:84 (45:27) verloren. Eric Detlev war die Enttäuschung deutlich anzumerken. In seiner dritten Begegnung als Interimstrainer war es für ihn die erste Niederlage, zugleich aber vier Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde ein herber Rückschlag im Kampf um den Einzug in die Play-offs.

»Ich bin vom Spielverlauf her natürlich schon ein bisschen bedient«, meinte der 49-Jährige nach der Partie. Diese war von zwei vollkommen unterschiedlichen Spielhälften geprägt. »In der ersten Halbzeit haben wir sehr viel richtig gemacht«, stellte der Hamburger trefflich fest. Fast alles, was sich die Mannen um Kapitän Till Jönke vorgenommen hatten, »haben wir ganz gut hinbekommen«, so der Coach mit Blick auf die komfortable 18-Punkte-Pausenführung. Doch die Tübinger wussten als die zweitschlechtesten Dreier-Werfer der Liga zum wiederholten Male schon in der starken ersten Halbzeit mit mageren 31 Prozent nicht aus der Distanz zu überzeugen. Ein weiteres Manko waren acht vergebene Freiwürfe (17 Treffer bei 25 Versuchen, 68 %). Das sollte sich rächen.

»In der ersten Halbzeit haben wir sehr viel richtig gemacht.«

Samuel Idowu (15 Punkte) hatte mit einem verwandelten Dreier in Minute 19 das 43:22 (19.) hergestellt, was zugleich die höchste Tübinger Führung im Spielverlauf war. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl keiner der 921 Zuschauer im Castello auch nur einen Pfifferling auf das Team von Trainer Achmadschah »Cha Cha« Zazai gesetzt. Zumal Düsseldorfs Ade Sanni, der im Hinspiel 41 Punkte erzielt hatte, erst zwei Zähler verbuchen konnte und mit Isaiah Hart der Topscorer und damit einer der absoluten Leistungsträger der Giants bereits ab der 17. Spielminute ausgefoult war. Die Gäste kamen bis dahin sowohl auf mehr Rebounds und Assists als auch auf weniger Ballverluste. Immerhin fanden im zweiten Viertel, das mit 29:14 an Tübingen ging, 15 von 22 Würfe den Weg durch die Reuse. Mit einer Zonen-Verteidigung bereiteten die Detlev-Schützlinge den Hausherren immer wieder große Schwierigkeiten.

Alles sah nach einer Kaffeefahrt an den Mittelrhein aus. »Spannenderweise haben wir in der zweiten Halbzeit aufgehört, das zu tun, was bis dahin erfolgreich war«, berichtete Detlev. Während die Raubkatzen in den ersten 20 Minuten alles weitgehend im Griff hatten, startete Düsseldorf nach dem Seitenwechsel eine massive Aufholjagd. Die Mannen um den nach langer Verletzungspause wiedererstarkten Tigers-Spielmacher Kenny Cooper kamen nun auch aus der Nah- und Mitteldistanz immer seltener zum Abschluss. Bis zur Schlusssirene war man nur noch in fünf von elf Fällen erfolgreich.

»Spannenderweise haben wir in der zweiten Halbzeit aufgehört, das zu tun, was bis dahin erfolgreich war.«

»In der Mannschaft steckt sehr viel Charakter«, lobte Düsseldorfs Zazai seine Spieler, die nach dem klaren Rückstand nicht in Einzelaktionen verfielen. Die Hausherren kamen mit viel Energie zurück aufs Feld und drehten die Begegnung. Der Rückstand schmolz Punkt um Punkt. Sanni netzte bei noch 88 zu spielenden Sekunden aus der Distanz zur Düsseldorfer 77:74-Führung ein. Diesen knappen Vorsprung sollten die Giants dann nicht mehr aus der Hand geben. Der 37. und letzte Tübinger Dreierversuch, in diesem Fall von Philip Hecker, ging beim Stand von 83:84 daneben.

Durch konsequenteres Verteidigen ließ der Underdog nach der Halbzeit nur noch 38 Tigers-Punkte zu. Die bislang schlechteste Rebound-Mannschaft der Liga entschied das Duell unter den Körben durch ein deutlich resoluteres Auftreten am Ende noch klar mit 43:37 für sich. Auch die Raubkatzen hatten den zuletzt konstant guten 2,06-m-Center Alexander Richardson während des gesamten Spiels nicht in den Griff bekommen. Der 21 Jahre alte Deutsche legte mit 16 Punkten und 17 Rebounds ein Double-Double auf. Topscorer der Partie waren Düsseldorfs Emil Marshall und Cooper mit jeweils 26 Zählern. Die Rheinländer sicherten sich mit dem zweiten Coup in Folge den achten Saisonsieg und machten damit einen gewaltigen Schritt in Richtung Klassenverbleib. Die Tigers hingegen rutschten mit dieser 13. Niederlage wegen des verlorenen direkten Vergleichs mit Kirchheim auf den neunten Tabellenrang ab. (GEA)