TÜBINGEN. Unterm Strich war es eine perfekte Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und daraus zu wachsen. In der Höhe fiel die Niederlage gegen den Play-off-Kandidaten aus dem Hohen Norden mit fast 30 Punkten Unterschied zu hoch aus. Reinboth war »stolz, wie wir gekämpft haben«. Das Ergebnis spiegele »nicht ganz wider, wie das Spiel war«. Seine Mannen hatten zumindest in der ersten Halbzeit über weite Strecken gut dagegen gehalten. Gegen den qualitativ so hochwertigen Kontrahenten konnte der schwäbische Underdog aber nur 20, 25 Spielminuten mithalten.
Dann schwanden die Kräfte bei den Spielern der nach dem Abstieg fast komplett neu zusammengestellten Mannschaft. Und der anhaltende Druck der Norddeutschen sorgte bei den Gastgebern immer wieder für Überforderung. Da kommt es dann leider auch vor, dass vier Mal nacheinander der falsche Spieler einen Einwurf macht, obwohl das eigentlich klar geregelt ist. »Das hatte drei Turnover zur Folge, durch die wir sechs Punkte kassiert haben«, konstatierte der Tigers-Coach zähneknirschend. Darauf müssten die Spieler aber in der Zweitliga-Saison vorbereitet sein. »Und dafür war dieses Pokalspiel gegen so einen Gegner wertvoll«, so Reinboth.
Es ist nicht davon auszugehen, dass, wenn überhaupt, allzu viele Mannschaften in der Pro A auf diesem Niveau agieren werden. Die Tübinger Spieler wurden von den zum Teil weit übermächtigen Gegnern unter den Körben beim Rebounding durchaus regelkonform herumgeschoben oder gehalten. Mit so viel Physis werden die Tigers in den kommenden Wochen und Monaten im Zweitliga-Alltag ganz bestimmt nicht mehr konfrontiert sein, wenn es dann gegen Koblenz, Bochum oder Nürnberg geht.
Tübingen musste kurzfristig auf den erkrankten Routinier Marvin Heckel verzichten. Spielerisch wussten sie am Anfang durchaus zu überzeugen. Eine Halbzeit lang konnte der engagiert auftretende Zweitligist die Gäste ärgern und agierte dadurch quasi auf Augenhöhe. Zur Freude der 1.504 Zuschauer führten die Reinboth-Schützlinge in der heimischen Paul-Horn-Arena nach einem erfolgreichen Halbdistanz-Wurf von Kenny Cooper beim Stand von 23:17 mit sechs Zählern (12.). Für den US-Amerikaner waren es zu diesem frühen Zeitpunkt bereits die Punkte zehn und elf. Am Ende avancierte der offensive Antreiber der Tübinger mit 23 Punkten zum Topscorer der Partie.
Der 26-Jährige hat seine Probleme am Sprunggelenk offenbar erfolgreich auskuriert und kristallisiert sich scon zu diesem frühen Zeitpunkt als erste Option in der Offensive heraus. »Kenny ist ein Spieler, der immer wieder Aktionen kreieren kann für sich und seine Teamkollegen«, beschreibt der Tigers-Coach die Qualitäten seines Spielmachers. Zwei Korbvorlagen von Cooper wie im Spiel gegen Oldenburg sind in diesem Zusammenhang allerdings noch ausbaufähig. Auch Miles Tention punktete zweistellig, steuerte für die Schwaben 15 Zähler bei.
In einer körperlich sehr intensiv geführten Begegnung wurden die Gäste nach der Pause aber immer stärker, während bei den Hausherren offensiv der Rhytmus verloren ging und dadurch insgesamt nicht mehr viel zusammenlief. »Wenn wir physisch längere Zeit besser mithalten hätten können, dann wäre die Partie nach dem Seitenwechsel auch basketballerisch anders verlaufen«, mutmaßte Reinboth und prophezeite aber auch schon mal vor dem Rundenauftakt an diesem Freitag (19.30 Uhr) bei den Gladiators Trier: »Die werden ähnlich physisch agieren; da wird es nicht viel weniger zur Sache gehen.«
Unterschiedlicher hätten die beiden Halbzeiten dann aber kaum sein können. Blieben die ersten 20 Minuten noch weitgehend ausgeglichen, so gerieten die Tigers nach dem Seitenwechsel gewaltig in die Mangel und zogen in der zweiten Halbzeit mit 25:47 klar den Kürzeren. Oldenburgs Distanzschütze Justin Jaworski erzielte die 89:56-Führung (38.), was die höchste Führung für den deutschen Meister von 2009 bedeutete. Mit Geno Crandall (22 Punkte, 5 Rebounds, 3 Assists) stellten sie am Ende den effektivsten Spieler der Partie. Die Raubkatzen ergatterten sich überrachenderweise mehr Defensiv-Rebounds (23:18) und waren auch aus der Distanz treffsicherer (39 Prozent:30 Prozent), leisteten sich allerdings 20 Ballverluste, während Oldenburg das Spielgerät nur elf Mal verloren geben musste. »Wir hatten die Gelegenheit, Erfahrungswerte zu sammeln, um daraus hoffentlich zu wachsen«, zog Reinboth ein durchaus positives Fazit. (GEA)