REUTLINGEN. Die volle IKG-Halle in Reutlingen feierte die Regionalliga-Basketballer der TSG Reutlingen nach dem Saisonfinale gegen den TV Langen. Daran änderte auch die 54:80 (29:39)-Niederlage gegen das Spitzenteam nichts, schließlich schlugen sich die unerfahrenen Solcom Ravens über die gesamte Spielzeit wacker und landeten auf Rang sechs im vorderen Mittelfeld. »Wir haben 18 Siege geholt. Das ist für uns das beste Jahr, das wir hatten«, berichtete Headcoach Vasilios Tsouknidis und wischte sich nach dem harten Kampf ein paar Schweißperlen von der Stirn, bevor er mit dem schwereren Teil des Gesprächs fortfuhr.
Denn das Reutlinger Trainer-Urgestein hatte Großes zu verkünden, bevor er zum Fazit der Spielzeit kam. Auf die Frage, ob er auch in der kommenden Saison als Kommandogeber an der Seitenlinie stehen wird, antwortete er: »Wahrscheinlich nicht. Wie es aussieht, werde ich mich umorientieren und nächste Saison nicht coachen. Wir suchen nach einem neuen Mann.« Wie es zu diesem Entschluss kam? »Ich bin jetzt 14 Jahre dabei gewesen. Vier Trainingseinheiten die Woche, dazu Auswärtsspiele. Das kostet viel Energie. Wir alle sind ja nicht hauptberuflich im Basketball unterwegs, sondern haben mehrere Tätigkeiten. Ich wollte schon letztes Jahr aufhören, doch dann hat mich der Vorstand überredet, weiterzumachen. Ich glaube, wir brauchen jetzt frischen Wind. Vielleicht übernehme ich eine andere Rolle im Verein.«
»Ich wollte schon letztes Jahr aufhören«
Denn dass Tsouknidis der Club und dessen Erfolg am Herzen liegt, wurde spätestens klar, als er über die Ambitionen und das Erreichte sprach. Zufrieden war der Kommandogeber nämlich trotz der guten Runde nicht. »Wir sind unter unseren Erwartungen geblieben«, kommentierte er Platz sechs und den damit verpassten Einzug in die Play-offs der vier stärksten Regionalliga-Mannschaften. »Aber wir haben gesehen, dass die Teams, die über uns sind, mehr Tiefe im Kader und dadurch mehr Möglichkeiten gehabt haben. Unsere Mannschaft ist noch jung und unerfahren. Wahrscheinlich haben wir genau deshalb gegen die Top-Teams Probleme gehabt.«
Was Tsouknidis ansprach, zeigte sich auch beim Abschluss gegen Langen. Nur Lino Duarte (17 Punkte), Jay Turner (15) und Kilian Fischer (14) trafen zweistellig und trugen damit als Leistungsträger eine große Last auf den Schultern. Ansonsten punkteten nur noch Valentin Beracochea (4), Nikola Gaurina (2) und Rouven Hänig (2) - zu wenig in der Breite. Spannend wurde es in Reutlingen deshalb nur ganz kurz zu Beginn der zweiten Spielhälfte, als die Ravens nach einem guten Lauf auf fünf Zähler rankamen, dann aber Fehler machten. »Wir haben teilweise die einfachen Würfe nicht getroffen. Das passiert über das ganze Jahr. Wir müssen uns alles erkämpfen, während sich die Gegner das erspielen«, meinte der TSG-Trainer.
»Wenn wir dazu noch zwei bis drei Spieler dazugewinnen, die uns direkt weiterhelfen können, dann sind wir ein Anwärter auf den Aufstieg«
Ein Lichtblick war dafür einmal mehr Lino Duarte, der nach seiner 22-Punkte-Vorstellung im ersten Match des Doppelspieltages beim 73:67-Sieg in Ulm auch gegen Langen kaum zu halten war. Immer wieder dribbelte sich das quirlige Offensiv-Ass zum Korb durch und legte den Ball rein. Traf dazu zwei seiner vier Versuche jenseits des großen Kreises und war damit der einzige TSGler, der überhaupt Erfolg bei Drei-Punkte-Würfen hatte.
»Die ganzen jungen Spieler, die wir haben, müssen reinwachsen«, sagte Tsouknidis und nahm seine Mannen in Schutz. Trotzdem geht der Blick für die kommende Spielzeit nach vorne. »In der nächsten Saison werden sie bereit sein. Wenn wir dazu noch zwei bis drei Spieler dazugewinnen, die uns direkt weiterhelfen können, dann sind wir ein Anwärter auf den Aufstieg.«
Allerdings brauche es noch einiges, um diesen Schritt machen zu können, meinte der Ravens-Trainer. Beispielsweise eine Halle, in der die Jungs täglich trainieren können, sowie zusätzliche Sponsoren, »denn das alles kostet ja auch Geld. Ich glaube, dass wir es verdient haben, unterstützt zu werden, weil wir seit vielen Jahren stabile Arbeit leisten und ein sehr seriöser Verein sind«, sagte Tsouknidis, bevor er sich in eine basketballfreie Woche verabschiedete, um durchzuschnaufen. Denn danach stehen schon die nächsten Gespräche an, wie es weitergeht. Mit ihm und dem Verein. TSG-Basketball ganz ohne Macher Vasilios Tsouknidis ist jedenfalls kaum vorstellbar. Was allerdings schon feststeht, ist, dass eine Größe wegbricht. Nach sieben Jahren beim Club wurde Nikola Gaurina bei seinem letzten Einsatz gegen Langen verabschiedet. (GEA)