TÜBINGEN. Wenn die Tigers Tübingen das, was die Spieler am Dienstag in der Trainingshalle im französischen Viertel an Energie und Freude an den Tag legten, auch nur ansatzweise in die anstehende Zweitliga-Saison übertragen können, dann sollte sich die Konkurrenz warm anziehen. Ein komplett neu zusammengewürfelter Haufen voller Basketballer präsentierte sich den Medienvertretern. Doch nur einen Tag nach dem Trainingsauftakt wirkten die Raubkatzen mit ihren zehn neuen Spielern bereits wie ein eingeschworene Truppe.
Bevor es auf dem Parkett zur Sache ging, verfolgte das Team um den erfahrenen Kapitän Till Jönke gemeinsam das Olympia-Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland auf einer Leinwand. Und zwar gleich so lautstark, euphorisch und miteinander scherzend, dass der neue Headcoach Domenik Reinboth die anwesenden Journalisten darum bat, für das Gespräch doch besser ein ruhigeres Plätzchen in der Panzerhalle aufzusuchen. Die Stimmung im Lager der Neckarstädter scheint sich nach einer Saison voller Niederlagen und etlichen blutleeren Auftritten im Verlauf der Rückrunde wieder gedreht zu haben. Das war dringend notwendig und ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zweitliga-Saison, bei der am Ende zumindest die Teilnahme an den Playoffs gelingen und drin sein sollte. Der erste Eindruck vom neuen Tigers-Team war vielversprechend und macht Lust auf mehr.
Stressige Tage für Trainer Reinboth
Den guten Eindruck teilte auch Reinboth selbst. »Wir sind eine sehr homogene Truppe. Die Jungs sind sehr aneinander interessiert«, berichtet der Düsseldorfer, der auf stressige Tage mit vielen Autobahnkilometern zwischen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt und der idyllischen Studentenstadt in Tübingen zurückblickt. »Es war aber ein sehr schöner Stress. Meine Tochter wurde eingeschult«, erzählt der 41-jährige Coach, der inzwischen eine Wohnung in Tübingen bezogen hat und bereits in der vergangenen Woche mit einigen Spielern mit dem lockeren Training loslegte.
Das kann ebenfalls als gutes Zeichen gewertet werden: Dass bei vielen Akteuren die Finger nach dem orangefarbenen Leder offenbar so sehr juckten, dass sie schon vor dem offiziellen Vorbereitungsbeginn wieder unbedingt in der Halle stehen wollten. »Wir haben erst die Medical Tests gemacht. Als diese durch waren haben wir gesagt: Wir können auch in die Halle gehen. Die Jungs mussten wir dabei sogar eher bremsen«, betont Reinboth. Seine Philosophie für die Vorbereitung beschreibt er wie folgt: »Lieber einmal 100 Prozent, als fünfmal 50 Prozent. Wir müssen aus der Komfortzone raus und über unsere Limits gehen.« Ob ehemalige Spieler die Vorbereitungen unter ihm noch im Kopf haben dürften? »Ja definitiv«, sagt er und grinst dabei. Doch das alles solle stets kontrolliert ablaufen. Alles andere mache keinen Sinn.
Gute Durchschnittsgröße und sehr athletisch
Am Dienstag mit dabei war selbstverständlich auch der neue Spielmacher. Kenny Cooper, nur 1,80 Meter groß aber mit 85 Kilogramm auffällig kräftig und athletisch gebaut, dürfte ziemlich sicher eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Runde in der Pro A zukommen. Ansonsten muss nun in den kommenden Wochen geschaut werden, welche Spieler sich für welche Rolle innerhalb des Teams empfehlen. »Keine Rolle sollte jedoch starr sein. Die Struktur aber sollte gegeben sein«, betont Reinboth. Allgemein sagt der Trainer, »dass wir eine gute Durchschnittsgröße haben und sehr athletisch sind«. Letzterer Punkt wurde den Tübingern im Verlauf der vergangenen Saison immer wieder schmerzhaft zum Verhängnis.
Eine weitere Änderung gibt es auch abseits des Feldes. Neben dem neuen General Manager Philipp Reinhart, der ab dem 1. September seine Arbeit aufnimmt, es sich aber nicht nehmen lassen wollte, schon während seines Urlaubs bei seinem neuen Club vorbeizuschauen, können die Tigers in diesem Jahr erstmalig die Bereiche Athletiktraining und Physiotherapie vereinen. Der in München aufgewachsene Benedikt Cords wird das Team ab sofort vollumfänglich betreuen. »Das ist ein infrastruktureller Meilenstein, ein cooler Schritt für den Standort Tübingen und für uns Spieler natürlich eine riesige Verbesserung«, schwärmt Routinier Jönke.
Was zeigt der Vorbereitungsfahrplan nun als nächstes an? Zunächst viel Training, damit sich die Mannschaft auf dem Parkett optimal zusammenfindet. Am 18. August steigt schließlich das erste Testspiel gegen Ligakonkurrent Nürnberg Falcons. Dann wird auch der neue Center Samuel Idowu mit an Bord sein, der aufgrund eines privaten Termins in den USA erst am 15. August in Tübingen erwartet wird. (GEA)