LICH. Es laufen die letzten 14 Sekunden der regulären Spielzeit. Lich im Angriff. Der ehemalige Tübinger Bundesliga- und Nationalspieler Johannes Lischka bekommt den Ball, zieht zum Korb. Dabei wird er geschickt von Ravens-Center Jay Turner abgeschirmt. Als Lischka dann in Koryphäe zum Wurf ansetzt - der Pfiff. Ein Foul des Reutlinger 2,02-Meter-Hünen Turner am Licher Topscorer ist im Nachhinein auch nach mehrfachem Studium der Videosequenz nicht zu erkennen. Erwartungsgemäß verwandelt Lischka beide Freiwürfe zum 73:71. Die Gäste hatten zuvor die Chance vergeben, mit vier ja sogar fünf Punkten davonzuziehen. So geht es nach einem Buzzer-Beater-Korbleger von Turner in die Verlängerung.
Da zeigte das zweitplatzierte Licher Star-Ensemble dann, warum aus sportlicher Sicht kein Weg an dessen Play-off-Teilnahme vorbeiführt. Die Regionalliga-Basketballer der TSG Solcom Ravens zogen mit 80:87 (35:37, 73:73) nach Verlängerung zogen den Kürzeren und verpassten somit den Coup. »Wir haben aggressiv gespielt. Es war definitiv nicht einfach, gegen solch eine Mannschaft zu bestehen«, konstatierte Georgios Tsouknidis. Der Sportliche Leiter musste kurzfristig als Ersatzcoach einspringen, weil sowohl sein großer Bruder und Headcoach Vasilios Tsouknidis als auch dessen Assistent Bülent Veznikli die 300 Kilometer lange Reise ins Mittelhessische krankheitsbedingt nicht antreten konnten.
»Als wir im ersten Viertel hinten lagen, haben wir Charakter bewiesen«, lobte »Jorgo« Tsouknidis den engagierten Auftritt seiner Schützlinge im Hexenkessel Dietrich-Bonhoeffer-Halle nach dem 10:21-Rückstand (8.). Kurz vor der Pause hatten die Reutlinger mit dem 35:35 den Ausgleich hergestellt (19.) und übernahmen in der Folge erstmals die Führung (45:44/25.). Ab dem 63:61 durch Turner (34.) lagen die Ravens dann sogar in Führung. »Wir haben es leider nicht geschafft, frühzeitig den Deckel draufzumachen«, berichtete der Reutlinger Ersatz-Coach. »Unterm Strich sind es am Ende Details, die den Unterschied ausmachen.«
Der Rein-und-Raus-Dreierversuch von Kapitän Simion Habtemichael (39.), der ansonsten mit 13 Punkten überzeugte. Sekunden später der missglückte Korbleger von Turner (10), der Lischka über weite Strecken gut in Zaum hielt. Der unglückliche Pass des ansonsten wieder einmal überragenden Distanzschützen Fischer (18). Oder halt der vermeintliche Superstar-Bonus des ehemaligen Nationalspielers Lischka.
»Wir lassen den Kopf nicht hängen und machen jetzt einfach weiter«, gab Tsouknidis als Parole aus. Weil auch die fünftplatzierten Gießen Pointers mit 65:76 in Söflingen verloren hat, bleiben die Reutlinger auf Tabellenrang vier. Dieser würde nach Abschluss der Hauptrunde zur Teilnahme an der Meisterrunde berechtigen. Am Samstag (19 Uhr) gastiert nun der MTV Stuttgart in der IKG-Halle. Da gibt's dann zunächst mal die Chance zur Revanche für die Hinspiel-Niederlage. (GEA)