REUTLINGEN. Noch bevor der Basketball die Hände von Vito Barbarosa verlässt, jubeln die Fans in der Reutlinger Oskar-Kalbfell-Halle am Sonntagabend frenetisch. Sie wissen, was kommt: Der Zugang der TSG Solcom Ravens Reutlingen wird den nächsten Dreier versenken und sein Team damit weiter in Richtung des ersten Heimerfolges im dritten Spiel der Regionalligasaison führen. Kurz nach der Halbzeit verwandelt der überragende Schütze kurzerhand drei Distanzversuche innerhalb von drei Minuten. Spielerisch sieht es aus, wie der Kroate beim 92:64 (56:31)-Sieg gegen den SV Möhringen auftrumpft.
Insgesamt steuerte Barbarosa vor 550 Zuschauern sagenhafte 28 Zähler zum ungefährdeten Erfolg seiner Truppe bei. Auch deshalb konnte sich Headcoach Rodrigo Reynoso nach dem Match und dem zweiten Erfolg nacheinander über die positive Entwicklung seiner Ravens freuen. »Ich bin heute im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Das ist nicht mehr das Team, mit dem wir zum Auftakt gegen Saarlouis verloren haben.« Dem stimmte der quirlige Lino Duarte (13 Punkte) zu. »Es hat heute einfach Spaß gemacht. Der Ball ist super gelaufen.« Verbessert habe sich seit dem ersten Spiel vor allem die Mentalität und die Defensivarbeit. »Wir sind mittlerweile viel aggressiver.«
Miles Mallory erneut stark
Auch Barbarosa war keinesfalls nur offensiv mit seinen fünf erfolgreichen Dreipunktversuchen ein Faktor. Fünf Steals und fünf Defensiv-Rebounds rundeten die Statistik des 1,86 Meter großen Guards, der bereits über Profi-Erfahrung verfügt, ab. Bei solchen Werten verwundert es nicht, dass die TSG-Macher breites seit Jahren um die Gunst des Distanzschützen buhlten.
Neben Barbarosa trumpfte auch Miles Mallory auf und war wie schon in der Vorwoche beim Sieg gegen die Gießen Pointers der effektivste Spieler der Ravens. Der US-Amerikaner verzeichnete 20 Punkte, sieben Rebounds, sieben Steals und fünf Blocks. Reynoso bestätigte: »Vito und Miles haben uns getragen.«
Gäste an die Wand gespielt
Die hervorragende Leistung der Leader führte dazu, dass der hochambitionierte Regionalligist die Gäste regelrecht an die Wand spielte. Von der ersten Minute an war das Heimteam da. Möhringen musste aufgrund der agilen und griffigen Defense um jeden Zähler kämpfen, hatte die TSG die Kugel, ging es schnell und zielstrebig nach vorne, was sich in einfachen und freien Körben auszahlte. »Wir haben offensiv schnell in den Rhythmus gefunden und haben unsere Würfe hochprozentig getroffen«, lobte Reynoso.
So machte sich der Klassenunterschied bereits nach dem ersten Viertel (24:11) bemerkbar. Nach einem weiteren 7:0-Lauf zu Beginn des zweiten Viertels stand nach zwölf Minuten ein 20-Punkte-Vorsprung auf der Anzeigetafel. Die Ravens ließen aber zu keiner Zeit nach und zogen bis zum letzten Drittel auf 77:47 davon. In den letzten zehn Minuten brachte Reynoso dann einige Nachwuchsspieler, was den Rhythmus etwas rausnahm und Möhringen vermehrt Chancen eröffnete, jedoch am klaren Sieg nichts mehr änderte.
Als Team gefunden
Durch den zweiten Erfolg im dritten Match klettert Reutlingen auf den dritten Tabellenplatz und scheint sich als Team (fünf Zugänge vor der Saison) mittlerweile gefunden zu haben. Zu euphorisch wollte der Trainer aber nicht werden. »Das Ergebnis heute bedeutet noch nichts. Wir schauen von Spiel zu Spiel.« Einen Makel hatte der Triumph samt Barbarosa-Show am Sonntag: »Nicht gefallen haben mir die 24 Ballverluste. Das sind viel zu viele. Das müssen wir dringend verbessern, gegen stärkere Gegner kann uns dies sonst sehr wehtun«, mahnte Reynoso. Aber auch er ging am Ende mit einem breiten Lächeln aus der Halle, weil der Auftritt seiner Schützlinge in Summe vor allem eines machte: Spaß. (GEA)

