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Zwei Reutlinger wollen Kinofilm über den Darm drehen

Reutlinger Dokumentarfilmer Joachim Stall will zusammen mit dem Ernährungswissenschaftler Nils Zajac einen Dokumentarfilm über den Darm im Zusammenhang mit Autoimmunkrankheiten drehen.

Gemeinsam stehen der Ernährungswissenschaftler Nils Zajac (links) und der Dokumentarfilmer Joachim Stall hinter dem Projekt eine
Gemeinsam stehen der Ernährungswissenschaftler Nils Zajac (links) und der Dokumentarfilmer Joachim Stall hinter dem Projekt eines Films über die Zusammenhänge zwischen Darm, Hirn und Immunsystem. Foto: Privat
Gemeinsam stehen der Ernährungswissenschaftler Nils Zajac (links) und der Dokumentarfilmer Joachim Stall hinter dem Projekt eines Films über die Zusammenhänge zwischen Darm, Hirn und Immunsystem.
Foto: Privat

REUTLINGEN. Die Zahl der Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden, steigt stetig an. Diabetes Typ I, Hashimoto, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, MS, Psoriasis und viele andere mehr gehören zu diesen Krankheiten. »Auch in meinem Bekanntenkreis stoße ich ständig auf Leute, die an einer Autoimmunerkrankung leiden«, sagt der Reutlinger Dokumentarfilmer Joachim Stall.

2023, »bei einem Dreh« an der Charité in Berlin, ist Stall mit einem Professor in Kontakt gekommen, der sich mit der Frage beschäftigt, ob der Darm bei all diesen Krankheiten eine bedeutende Rolle einnehme. Stundenlang hatte sich Joe Stall mit dem Professor unterhalten, danach las er einige Bücher über den Darm und seine zentrale Funktion im Körper eines jeden Menschen. »Das Thema hat mich gepackt«, sagt Stall heute.

Joachim Stall bei Vorbereitungsarbeiten für den Film über den Darm.
Joachim Stall bei Vorbereitungsarbeiten für den Film über den Darm. Foto: Norbert Leister
Joachim Stall bei Vorbereitungsarbeiten für den Film über den Darm.
Foto: Norbert Leister

Dass er damit nicht allein ist, beweist das 2014 erschienene Buch »Darm mit Charme« von Giulia Enders, das Werk wurde zu einem Bestseller. Die Autorin sieht einen Zusammenhang zwischen einer gestörten Darmflora, Übergewicht, Depressionen und Allergien.

Joachim Stall hat sich mit einem Freund seines Sohnes zusammengetan: Nils Zajac ist Ernährungswissenschaftler. Beide bauen ihre Kontakte zu Universitäten in Tübingen, Hohenheim, Basel, Berlin oder auch dem Max-Planck-Institut in Tübingen immer weiter aus. Überall wird in unterschiedlichen Feldern über die Zusammenhänge zwischen Darm, Gehirn und Immunsystem geforscht. »Ich habe schon jede Menge an Material zugesendet bekommen«, sagt Stall.

Bakterien wie Teamplayer

Die Erkenntnis aus allen Forschungen laute: Um gesund zu sein, müssen Hirn, Darm und das Immunsystem in Balance sein. Das gelinge aber nur, wenn Millionen unterschiedlicher Bakterien im Darm wie Teamplayer in einem System agieren. »Wenn alles gut funktioniert, ist alles prima.«

Wenn nicht, reagiere jeder Mensch, jeder Körper, jeder Darm anders. Der eine entwickelt Allergien, ein anderer Diabetes und wieder andere kriegen MS. Oder Übergewicht. Stall kam als Dokumentarfilmer auf die Idee, einen Film über dieses unglaublich komplexe Thema zu machen. »Nils Zajac und ich sehen uns als Mittler zwischen der Wissenschaft und der Bevölkerung – wir wollen eine Brücke bauen zwischen beiden.« Denn: »Wissenschaftler leben zumeist in ihrer eigenen Bubble«, sagt Stall.

Täglich neue Erkenntnisse

Menschen, die an Autoimmunkrankheiten leiden, sollen in dem rund 90 Minuten langen Film zu Wort kommen. Aber auch Wissenschaftler mit ihren Erkenntnissen, zudem Ärzte, die direkt am Patienten sind. Für das Reutlinger Duo gelte: »Wir wollen kein Geld mit dem Film verdienen.« Die Forschungsergebnisse, an denen Stall und Zajac bislang schon teilhaben durften, sind immens. Und sie wachsen quasi täglich weiter.

»Wir wollen aber in dem Film auch einen Ausblick geben.« Gewichtige Fragen stünden im Raum, etwa, ob Autoimmunerkrankungen durch die Regulation des Mikrobioms positiv beeinflusst werden können. Oder ob es vielleicht schon spezielle Therapien gibt. Die Filmemacher betonen: »Wir sind keine Therapeuten, wir können niemand heilen – das ist nach wie vor Aufgabe der Ärzte.«

Betroffene gesucht

Zajac und Stall »suchen Leute, die sich für das Thema interessieren oder die selbst betroffen sind«. Die Informationen, auf die das Duo bei seinen Recherchen stößt, will es weitergeben. Nicht nur in dem Film, der vermutlich Ende des Jahres fertig sein soll. »Wer sich bei uns meldet, dem senden wir unsere neuesten Erkenntnisse per Mail zu«, sagt Stall.

Kontaktadressen

Wer aus Interesse an dem Thema oder als Betroffener von Autoimmunerkrankungen Kontakt zu dem Reutlinger Duo aufnehmen will, kann das per Mail über film.mikrobiom@gmail.com tun. Über Crowdfunding versuchen Nils Zajac und Joachim Stall zumindest einen Teil ihrer Unkosten zu finanzieren, die Crowdfunding-Adresse im Netz lautet: https://www.startnext.com/mikrobiom. (nol)

Einen Tipp gibt Joe Stall dann doch: »Bei Darmproblemen irgendwelche Probiotika einzuwerfen, bringt ohne Analyse der Darmflora gar nichts.« Jeder Darm sei anders, jeder benötige andere Maßnahmen, spezielle Bakterien. »Manchmal reicht eine Feinjustierung bei der Ernährung«, sagt Stall. Wichtig seien aber auf jeden Fall gesunde Ernährung und Ballaststoffe.

Stall, Zajac und auch die Wissenschaftler betonen, dass sie zwar schon einiges herausgefunden haben, dennoch stünden sie bei ihren Forschungen noch ganz am Anfang. Grund zur Hoffnung gebe es dennoch: »Da steckt unglaublich viel Potenzial drin«, sagt Joachim Stall. (GEA)