REUTLINGEN. Nach vielen Monaten einspuriger Verkehrsführung ist der Weg nach Orschel-Hagen über die Siemensstraße bald wieder staufrei möglich. Die Sanierungsarbeiten an den beiden Straßenbrücken über die Bahnlinie und die Sondelfinger Straße stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Wie gründlich da gearbeitet worden ist, erklärt die hohen Kosten.
Salzwasser und der Zahn der Zeit sind es gewesen, die an den 1968 errichteten Brückenbauwerken genagt haben. Deswegen sind die kompakten Betonbrücken bei der turnusgemäßen Bauwerksprüfung vor vier Jahren unangenehm aufgefallen. Peter Nill vom Tiefbauamt berichtet, wie die Konstruktionen damals bewertet wurden: »mit Note 3,2 - Note 4 wäre das Schlechteste«. Denn Salzwasser führt zu chloriddurchsetztem Stahlbeton, was für Rost an den Stahlarmierungen sorgen könnte, der wiederum ganz schlecht für die Tragfähigkeit wäre.
Damit es so weit nicht kommt, hat die Stadtverwaltung schon vor Jahren folgendes Fazit gezogen: »Um weitere Schäden in Zukunft zu vermeiden und die Stand- und Verkehrssicherheit der Stahlbetonbrücken auf lange Sicht zu gewährleisten, muss zwingend der chloriddurchtränkte Beton abgetragen und erneuert sowie eine neue Abdichtung nach dem derzeitigen Stand der Technik eingebaut werden«.
Zwei Bauabschnitte waren nötig
Nach Planungen und dem Baubeschluss im November 2022 sind die Arbeiten im Juni vergangenen Jahres vergeben worden. Die Sanierung der Straßenbrücken erfolgte in zwei Abschnitten. Noch 2023 ist der Teil in Fahrtrichtung Reutlingen inklusive der Herstellung eines Radfahrstreifens an der Reihe gewesen. In diesem Jahr hat sich die ausführende Firma Stumpp Bau aus Balingen die nördlichen Brückenhälften in Fahrtrichtung Orschel-Hagen vorgenommen. Im Wesentlichen ist es darum gegangen, die empfindlichen Betonbauteile wieder salzwasserdicht zu versiegeln.
Dazu mussten die alten Abdichtungen, der Fahrbahnbelag, sämtliche Entwässerungseinrichtungen sowie die Gehwege entfernt werden. Parallel wurden die Widerlager und Brückenuntersichten erneuert. Den Abschluss der Sanierungen, für die der Verkehr jeweils einspurig an den Baustellen umgeleitet worden ist, bildeten schließlich neue Dichtschichten in mehreren Ebenen. »25 Jahre sind die Brücken jetzt wieder gut«, freut sich Projektleiter Nill. Es sei die erste Auffrischung des Brücken-Duos gewesen. Dementsprechend heftig fällt die Gesamtrechnung aus.
2,3 Millionen Euro Gesamtkosten
Die Baumaßnahme schlägt mit insgesamt 2,3 Millionen Euro zu Buche, wobei sie auch gleich die zukünftigen Entwicklungen des Geländes indirekt berücksichtigt. So haben die Arbeiten der Bahn für den neuen Haltepunkt »RT-unlimited« perfekt zur Sanierung gepasst, denn aktuell sind die Gleise für den Zugverkehr gesperrt. Im Vorgriff auf den Haltepunkt wurden bereits im ersten Bauabschnitt die beiden zukünftigen Treppenaufgänge an die Gehwege und Geländer angeglichen.
Oben auf der Siemensstraße ist auch schon die bereits vor der Brückensanierung angelegte Bushaltestelle für das neue Gewerbegebiet zu sehen. Gleichzeitig ist der Verkehrsraum im Bereich der Brücken und der Zufahrtsrampen von und nach Sondelfingen neu verteilt worden: Etwas mehr für Radfahrer und Fußgänger, etwas weniger für die Autofahrer. Die Verkehrsfreigabe erwartet das Tiefbauamt für den 19. August. Inklusive aller Markierungs- und weiterer Kleinarbeiten soll alles bis Mitte September fertiggestellt sein. (GEA)