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Aktuell Prozess

Zwei Mädchen im Reutlinger Stadtbus belästigt: 30-Jähriger vor Gericht

Weil er versucht haben soll, zwei minderjährige Mädchen in einem Reutlinger Stadtbus sexuell zu missbrauchen, steht ein erwachsener Mann vor dem Amtsgericht.

Das Amtsgericht Reutlingen.
Das Amtsgericht Reutlingen. Foto: Stephan Zenke
Das Amtsgericht Reutlingen.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Tapfer sagen zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren am Montag als Zeuginnen aus. Im Stadtbus seien sie von einem Mann belästigt worden, der jetzt auf der Anklagebank sitzt. Wegen versuchtem sexuellen Missbrauch von Jugendlichen sowie weiteren Straftaten muss er sich nun vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Reutlingen verantworten. Die Beweisaufnahme fällt am ersten Verhandlungstag ziemlich eindeutig aus.

Durchweg alle Zeugen, sowohl die mutmaßlichen Opfer als auch Polizeibeamte und andere Beteiligte, können sich genau an die Ereignisse des Abends im März dieses Jahres erinnern. Der 30 Jahre alte Deutsche soll demnach alkoholisiert in den Stadtbus der Linie 22 nach Ohmenhausen eingestiegen sein. Dort befanden sich die beiden Mädels ganz hinten. Der Angeklagte habe sich dann zu den Schülerinnen gesetzt.

»Er kam immer näher«

»Er kam immer näher. Dann hat er uns Alkohol und Zigaretten und Geld angeboten. Wir haben alles abgelehnt und gesagt, er solle uns in Ruhe lassen«, meint die eine Zeugin, »er hat dann zu meiner Freundin gesagt, dass er sie schwängern will. Er hat sie am Oberschenkel angefasst«. Genau dies bestätigt auch das zweite Mädchen in ihren Worten. »Er hat gesagt, dass er mit mir Kinder haben möchte«, erinnert sie sich. Sämtliche Bitten der Jugendlichen wegzugehen, habe der Mann ignoriert. Schließlich wird der Busfahrer auf die Lage aufmerksam.

Im Gerichtssaal

Richter: Eberhard Hausch. Schöffen: Dr. Utz Wagner und Manfred Wolf. Staatsanwältin: Frau Zug. Verteidigerin Margrete Haimayer. Nebenklägervertreter: Steffen Kazmaier.

Auf offener Strecke hält der Chauffeur an, geht nach hinten, und fordert den Typen auf, die Mädchen in Ruhe zu lassen. Doch stattdessen sei der Mann gewalttätig geworden. »Ich habe zwanzig Minuten mit ihm gekämpft«, gibt der Busfahrer im Zeugenstand zu Protokoll, »sowas habe ich in meinen Berufsjahren noch nicht erlebt«. Ein Autofahrer erkennt beim Vorbeifahren am stehenden Bus, dass da etwas nicht stimmt - und zeigt Zivilcourage, was er mit Blessuren im Gesicht bezahlt. Erst als eine Polizeistreife eintrifft, beruhigt sich die Lage etwas. Wobei damit für die Beamten der Stress noch längst nicht vorbei ist.

In der Polizeizelle beleidigt der Angeklagte laut Aussage der wachhabenden Beamtin sie und andere mehrfach. Er ist für die Ordnungshüter im schlechten Sinn ein guter Bekannter. Seine Weste ist auch alles andere als weiß, wie Richter Eberhard Hausch vorträgt. Es gibt mehrere Vorstrafen wegen Beleidigungen oder Körperverletzungen. Noch ist die Beweisaufnahme nicht abgeschlossen. Für die beiden Mädels ist die Busfahrt ein traumatisches Erlebnis. Seitdem fahren sie nur noch ganz vorne mit, und eine berichtet von Schlafstörungen. Als nächster Verhandlungstermin steht Dienstag, 29. Oktober, um 8.30 Uhr im Gerichtskalender. Möglicherweise kann dann auch ein Urteil gesprochen werden. (GEA)